67 Stäbe gegen Hochwasserschäden
Nur knapp entkam Zürich beim letzten grossen Unwetter 2005 extremen Hochwasserschäden. Wäre das Niederschlagszentrum damals näher bei Zürich und nicht im Berner Oberland gelegen, wäre die Sihl wohl über die Ufer getreten. Das hätte zu grossflächigen Überflutungen in der Zürcher Innenstadt und rund um den Bahnhof geführt. Denn grosse Teile von Zürich liegen auf dem Schwemmkegel der Sihl, einem natürlichen Überschwemmungsgebiet. Deshalb gehören die City, Aussersihl sowie Teile von Wiedikon und Altstetten zu den Gebieten mit dem grössten Hochwasserrisiko der Schweiz.
Auf fünf Milliarden Franken schätzt die kantonale Gebäudeversicherung das Schadenspotenzial eines Hochwassers. Dieses ist so gross, da in Zürich die Anzahl der Gebäude seit dem letzten grossen Sihl-Hochwasser 1910 stark gestiegen ist. Ausserdem befinden sich in den Untergeschossen der Gebäude oft sensible Betriebseinrichtungen wie beispielsweise Rechenzentren.
Deshalb ist selbst bei einer geringen Wassertiefe an der Oberfläche mit hohen Schäden im Untergrund zu rechnen. Hinzu kämen volkswirtschaftliche Kosten durch Betriebsstörungen, Unterbrüche und den Ausfall oder die Zerstörung der Infrastruktur für Energie, Telekommunikation und Verkehr. Diese Folgekosten würden die materiellen Schäden bei Weitem übersteigen.
Problem Schwemmholz
Der Kanton Zürich begann deshalb nach dem Unwetter 2005 zu planen, wie der Hochwasserschutz umfassend verbessert werden kann. Einige Massnahmen sind bereits umgesetzt: Beispielsweise erhöhten Bauarbeiter die Durchflusskapazität beim Hauptbahnhof Zürich, verbesserten das Platzspitzwehr und sanierten das Linthwerk. Weiter wird der Pegel des Zürich- und Sihlsees vor einem drohenden Hochwasser aktiv reguliert und die Hochwasserlage der Sihl täglich beurteilt.
Zurzeit noch geprüft werden die zwei Hochwasserschutzprojekte «Entlastungsstollen» (eine Hochwasserableitung von der Sihl bei Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil) und zusammen mit dem Kanton Schwyz die «Kombilösung Energie» (eine umfassende Erneuerung des Pumpspeicherkraftwerks Etzelwerk mit Hochwasserableitung und Energiegewinnung vom Sihlsee via Druckstollen in den Zürichsee). Eines dieser beiden Schutzprojekte soll umgesetzt werden.
Doch leider gibt es an der Sihl ein Problem, welches alle diese Massnahmen wirkungslos machen könnte: das Schwemmholz.
Eine Studie des Kantons Zürich zeigt, dass bei einem Extremhochwasser zwischen Langnau am Albis und Zürich bis zu 12 000 Kubikmeter Schwemmholz zu erwarten sind, was 1200 Lastwagenladungen entspricht. Solch gewaltige Mengen Schwemmholz könnten an kritischen Stellen wie Brücken, der Sihlhochstrasse und dem Hauptbahnhof Zürich zu Verklausungen führen. (bre)
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