18 Massnahmen für den Berner Ausgang
Bern hat ein Problem mit seinem Nachtleben: Seit imer mehr Bars und Clubs wegen Lärmproblemen schliessen müssen, geht die Jugend an Veranstaltungen wie «Tanz dich frei» auf die Barrikaden. Vor rund einem Jahr wurde darum der erste Entwurf des Konzepts Nachtleben in die öffentliche Vernehmlassung gegeben. Es wurde damals grundsätzlich positiv aufgenommen. Nun liegt die definitive Version vor.
Openair-Parties wie in Zürich
Das Konzept enthält 18 Massnahmen, mit denen versucht wird, den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen im Berner Nachtleben Rechnung zu tragen. Bei den Massnahmen handelt es sich einerseits um bereits bestehende und bewährte, die weitergeführt und ausgedehnt werden – so etwa das Security-Konzept, das staffelweise auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet werden soll. Andererseits sind darin auch neue Massnahmen enthalten, die genauer ausgearbeitet und getestet werden sollen. Dazu zählen unter anderem die Vermittlungsstelle Nachtleben, die Spontanbewilligung für Openair-Parties wie in Zürich sowie die Pilotprojekte für zusätzliche Toilettenanlagen und eine flexible Anpassung der Reinigungszeiten in der Innenstadt.
Der Gemeinderat hat zudem entschieden, ein nicht mehr benötigtes Verwaltungsgebäude teilweise für eine Nutzung für das Nachtleben anzubieten. Private und Jugendorganisationen können entsprechende Projekte eingeben. Diese werden von der Stadt geprüft und im Rahmen einer Zwischennutzung vergeben.
Ebenfalls neu sind zwei Massnahmen, die sich gezielt an Jugendliche richten: So will die Stadt in Kooperation mit privaten Organisationen für Jugendliche unter 16 Jahren ein attraktives und altersgerechtes Angebot in den Quartieren schaffen, wo sie sich treffen und ihre Freizeit verbringen können. Für Jugendliche unter 18 Jahren sollen die bestehenden Angebote gebündelt und besser bekannt gemacht werden. Geplant ist weiter eine Veranstaltungsreihe gezielt für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren, die von Klubs und kulturellen Anbietern im Rotationsprinzip organisiert werden soll.
Kein Alkoholverbot in der Nacht
Kein Thema mehr ist hinegen eine Anpassung der Bauordnung und der Lärmvorschriften. Als nicht machbar beurteilt die Stadt Bern auch ein Alkoholverkaufsverbot am 20 Uhr ausserhalb der Gaststätten. Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) äusserte sich zu den Aussagen des Soluthurner Stadtpräsidenten Kurt Fluri vom Wochenende. Fluri, Präsident des Schweizer Städteverbands, hat sich für die Wiedereinführung der Polizeistunde ausgesprochen. Für den Berner Stadtpräsidenten taugt eine solche Forderung nicht für grosse Städte wie Bern.
Stärkerer Austausch gewünscht
Im Konzept Nachtleben sind zudem mehrere Massnahmen enthalten, die den Austausch und Dialog zwischen Behörden, Organisationen, Klubs und Kulturschaffenden fördern wollen, darunter der Kulturdialog Nachtleben und der Round Table für Prävention und Sensibilisierung. Die Rückmeldungen am Runden Tisch wie auch aus den Arbeitsgruppen zeigten hierfür ein grosses Bedürfnis. Es wurde dabei auch erkannt, dass in Bereichen wie der Sensibilisierung oder der Alkoholprävention bereits zahlreiche Projekte bestehen, dass für eine bessere Verknüpfung der Angebote und Akteure jedoch eine Plattform fehlt.
Dem Gemeinderat ist es ein wichtiges Anliegen, dass sich am Diskurs ums Berner Nachtleben und an den Umsetzungsarbeiten möglichst viele Akteure beteiligen. «Mit einem Konzept allein ist es nicht getan. Damit das Berner Nachtleben lebendig bleibt, braucht es den Willen und das Engagement von allen Beteiligten», so Reto Nause (CVP), Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, stellvertretend für den gesamten Gemeinderat. Das Konzept Nachtleben gilt nicht als abgeschlossen. Ziel ist, die Massnahmen regelmässig zu überprüfen, die Erfahrungen und aktuellen Entwicklungen im Berner Nachtleben auszuwerten und das Konzept wo nötig entsprechend anzupassen. Mit der Umsetzung der Massnahmen werden Kosten entstehen, die im Einzelfall noch beschlossen werden müssen. (mgt/aes)