WSL: Trockenwiesen und –weiden im Gebirgsraum unter Druck
Seltene Pflanzenarten, wie sie auf Trockenwiesen und –weiden vorkommen, sind bedroht. Über 3'600 solcher Flächen stehen deshalb in der Schweiz unter Schutz. WSL-Forscher zeigen nun, dass sich ihr Zustand in hohen Lagen verschlechtert hat.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts seien 95 Prozent der artenreichen Lebensräume aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft verschwunden, wie die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung schreibt. Zum Schutz der restlichen Flächen wurden 1995 über 3‘600 Trockenwiesen- und Weiden unter Schutz gestellt und deren Pflanzenzusammensetzung auf über 10‘000 rund 28 Quadratmeter grossen Flächen erfasst.
Forscher des WSL haben nun über 500 dieser artenreichen Lebensräum erneut untersucht, um Veränderungen zu dokumentieren. Im Vergleich zur Inventarisierung vor rund 20 Jahren zeigte sich: Die Trockenwiesen- und Weiden im Tiefland hatten sich kaum verändert, in höheren Lagen verschlechterte sich ihr Zustand jedoch. Ausgerechnet dort befänden sich die Hotspots für artenreiche Wiesen. Die Forscher stellten ihre Ergebnisse kürzlich im Fachjournal «Tuexenia» und in den Praktikerzeitschriften «N+L Inside» und «Flora CH» vor.
Quelle: Steffen Boch, WSL
Noch artenreiche Trockenwiese «Chälmatta» im Binntal (VS) auf 2100 Metern, bei der die Nutzung wahrscheinlich wegen der Steilheit aufgegeben wurde. Es blüht das Federgras, die Wiesenflockenblume, sowie die Weisse Trichterlilie.
Landwirtschaft vs. Naturschutzwert
Durch das Düngen einer Trockenwiese würden nährstoffliebende und somit häufige Arten gefördert oder wandern ein. Dies erhöhe zwar den Heu-Ertrag einer Wiese, mindere dafür aber den Naturschutzwert, wie das WSL erklärt. Denn im Gegenzug werden die Pflanzenarten verdrängt, die an nährstoffarme Bedingungen angepasst sind.
Bei geschützten Flächen sei Düngen und Bewässern zwar verboten, doch ein Eintrag aus Nährstoffen aus der intensiv genutzten Umgebung oder über die Luft sei nicht auszuschliessen. Auch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung stelle ein Problem dar. Denn offene Flächen, die nicht mehr gemäht werden oder auf denen keine Tiere mehr weiden, werden von Büschen und Bäumen überwachsen und dadurch die Trockenwiesenpflanzen verdrängt.
Die Forschenden empfehlen im Fachjournal «Flora» das Schneiden von Büschen und eine «extensive Beweidung» von Wiesen und Weiden. Laut dem WSL finde dies offenbar nicht häufig genug statt. So werden die Schutzziele besonders in höheren Lagen nicht immer erreicht, wo ihre Pflege kosten- und zeitintensiv ist, wird WSL-Forscher Steffen Boch in der Meldung zitiert. (mgt/pb)