12:59 VERSCHIEDENES

WSL: Trockenwiesen und –weiden im Gebirgsraum unter Druck

Teaserbild-Quelle: Steffen Boch, WSL

Seltene Pflanzenarten, wie sie auf Trockenwiesen und –weiden vorkommen, sind bedroht. Über 3'600 solcher Flächen stehen deshalb in der Schweiz unter Schutz. WSL-Forscher zeigen nun, dass sich ihr Zustand in hohen Lagen verschlechtert hat.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts seien 95 Prozent der artenreichen Lebensräume aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft verschwunden, wie die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung schreibt. Zum Schutz der restlichen Flächen wurden 1995 über 3‘600 Trockenwiesen- und Weiden unter Schutz gestellt und deren Pflanzenzusammensetzung auf über 10‘000 rund 28 Quadratmeter grossen Flächen erfasst.

Forscher des WSL haben nun über 500 dieser artenreichen Lebensräum erneut untersucht, um Veränderungen zu dokumentieren. Im Vergleich zur Inventarisierung vor rund 20 Jahren zeigte sich: Die Trockenwiesen- und Weiden im Tiefland hatten sich kaum verändert, in höheren Lagen verschlechterte sich ihr Zustand jedoch. Ausgerechnet dort befänden sich die Hotspots für artenreiche Wiesen. Die Forscher stellten ihre Ergebnisse kürzlich im Fachjournal «Tuexenia» und in den Praktikerzeitschriften «N+L Inside» und «Flora CH» vor.

Trockenwiese «Chälmatta» im Binntal

Quelle: Steffen Boch, WSL

Noch artenreiche Trockenwiese «Chälmatta» im Binntal (VS) auf 2100 Metern, bei der die Nutzung wahrscheinlich wegen der Steilheit aufgegeben wurde. Es blüht das Federgras, die Wiesenflockenblume, sowie die Weisse Trichterlilie.

Landwirtschaft vs. Naturschutzwert

Durch das Düngen einer Trockenwiese würden nährstoffliebende und somit häufige Arten gefördert oder wandern ein. Dies erhöhe zwar den Heu-Ertrag einer Wiese, mindere dafür aber den Naturschutzwert, wie das WSL erklärt. Denn im Gegenzug werden die Pflanzenarten verdrängt, die an nährstoffarme Bedingungen angepasst sind.

Bei geschützten Flächen sei Düngen und Bewässern zwar verboten, doch ein Eintrag aus Nährstoffen aus der intensiv genutzten Umgebung oder über die Luft sei nicht auszuschliessen. Auch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung stelle ein Problem dar. Denn offene Flächen, die nicht mehr gemäht werden oder auf denen keine Tiere mehr weiden, werden von Büschen und Bäumen überwachsen und dadurch die Trockenwiesenpflanzen verdrängt.

Die Forschenden empfehlen im Fachjournal «Flora» das Schneiden von Büschen und eine «extensive Beweidung» von Wiesen und Weiden. Laut dem WSL finde dies offenbar nicht häufig genug statt. So werden die Schutzziele besonders in höheren Lagen nicht immer erreicht, wo ihre Pflege kosten- und zeitintensiv ist, wird WSL-Forscher Steffen Boch in der Meldung zitiert. (mgt/pb)

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

BDFsmart GmbH

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.