Womo-Index von Comparis und KOF: Preisanstieg für Wohnen und Mobilität über offizieller Teuerung
Die Kosten für das Wohnen und für die Mobilität sind im Mai erneut schneller gestiegen als die offizielle Inflation. Das zeigt der Womo-Preisindex, den der Vergleichsdienst Comparis und die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) vierteljährlich erheben.
Quelle: Tania Van den Berghen, Pixabay-Lizenz
Ein Anstieg des Womo-Preisindex um 2,6 Prozent bedeutet zum Beispiel: Hat eine Familie im letzten Jahr für die Wohnungsmiete monatlich 2’500 Franken, fürs Auto 1’000 Franken und für die ÖV-Tickets 200 Franken ausgegeben, sind die Kosten gegenüber Vorjahr um rund 96 Franken gestiegen. Auf das ganze Jahr gesehen macht das für Wohnen und Mobilität Mehrkosten von 1’154 Franken aus.
Die Preise für das Wohnen und die Mobilität sind in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahreswert konkret um 2,6 Prozent teurer geworden, wie aus dem vierteljährlich erhobenen Womo-Preisindex hervorgeht. Der Womo-Index erfasst im Sektor Wohnen etwa die Entwicklung der Mieten sowie den Strompreis. Im Bereich Mobilität sind es die Preise für Benzin oder Diesel, fürs Auto oder die ÖV-Tickets. - Derweil ist der Landesindex der Konsumentenpreise - er deckt einen repräsentativen Warenkorb von über 1000 Waren und Dienstleistungen ab - im Mai lediglich um 1,4 Prozent gestiegen.
Schon vor einem Quartal, als der Womo-Index das erstmalig publiziert
worden ist, war die Teuerung im Bereich Wohnen und Mobilität über der
offiziellen Inflation gelegen. Allerdings auch nicht so deutlich.
«Wohnen ist in den letzten 12 Monaten deutlich teurer geworden. Ursache sind die gestiegenen Mietkosten von bestehenden Mietverhältnissen aufgrund der beiden Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes im letzten Jahr», kommentiert Comparis-Finanzexperte Dirk Rickert die aktuelle Entwicklung. Ferner führe der zunehmende Mangel an Mietwohnungen, besonders in den Städten, zu einer geringen Leerstandsquote und somit zu einem fortlaufenden Kostenanstieg für neu vermietete Wohnungen. «Eine Besserung ist aktuell nicht erkennbar», so Renkert.
Stärkster Preisanstieg bei der Elektrizität
Besonders der Preis für Elektrizität ist im Vergleich zu vor einem Jahr stark gestiegen, und zwar um 17,8%. «Kein anderes Produkt hat sich gemäss der Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich stärker verteuert», sagt Renckert. Die hohen Strompreise drückten weiter auf das Budget. Schon im letzten Jahr sei eine happige Preiserhöhung um gut ein Viertel erfolgt. Damit müssten Konsumentinnen und Konsumenten fast 50% mehr bezahlen als noch vor zwei Jahren.
Am zweitstärksten haben die Preise für die Motorfahrzeugversicherung erhöht: um 4,7% gestiegen sind die Preise für die Motorfahrzeugversicherung. Der Preisanstieg für andere Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung (plus 4,2%) war der drittstärkste. Auf Rang vier und fünf folgen Wasch- und Reinigungsmittel
und Treibstoff mit jeweils plus 3,6%.
Stärkster Rückgang bei Haushaltsgeräten
Vor zwölf Monaten bezahlten Konsumenten für kleine elektrische Haushaltsgeräte noch mehr als im Mai 2024: Die Preise sind laut Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich um 6,9% gesunken. Am zweitstärksten vergünstigten sich die Preise von Occasionsautomobilen, sie lagen 4,3% tiefer als noch im Mai 2023. Weiter gesunken sind die Preise auch für Einrichtungszubehör (minus 3,4%), andere Möbel, zu denen Schlafzimmer-, Garten-, Küchen- und Esszimmermöbel gehören (minus 3,3%), sowie Heimtextilien, Haushaltswäsche und Zubehör (minus 2,4 %).
Preise fürs Heizen gesunken
Gesunken sind auch die Preise für Energie zum Heizen sind gegenüber dem Vorjahresmonat, sie sind insgesamt um 2,2% gefallen. Während die Preise für Gas um 9,5% und für Brennholz um 2,5% gesunken sind, haben sich die Preise für Heizöl um 5,7% und für Fernwärme um 6,8 Prozent verteuert. «Der Gaspreis hat sich aufgrund des relativ milden Winters und des verbesserten Angebots deutlich abgeschwächt, liegt jedoch immer noch auf einem erhöhten Niveau», sagt Reckert. «Hingegen sorgte etwa die Verknappung des Rohölangebots durch die OPEC für einen deutlichen Preisanstieg bei Heizöl.» (mgt/mai/sda)
Comparis-Womo-Preisindex
Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1’050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes respektive eine Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst zwölf Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Der Comparis-Womo-Preisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die Inflation ausschliesslich in den Bereichen Wohnen und Mobilität ab. Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt. Weiter wird ein geglätteter 20-Jahre-Preisvergleich berechnet sowie eigene Berechnungen für vereinzelte Produktgruppen angestellt.
Die Datengrundlage für den Comparis-Womo-Preisindex besteht aus dem Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent). (mai/mgt)