Wettbewerbsfähigkeit: Schweiz verliert Spitzenplatz an USA
Die Schweiz büsst in der neusten Erhebung des Weltwirtschaftsforums (WEF) den Spitzenplatz als wettbewerbsfähigstes Land der Welt ein und kommt noch auf den vierten Rang. Dies hängt allerdings auch mit einer neuen Erhebungsmethode zusammen. Neu belegen die USA den ersten Platz, gefolgt von Singapur und Deutschland.
In einer Welt, die von neuen digitalen Technologien immer stärker umgeformt werde, änderten sich auch die Herausforderungen für Regierungen und Unternehmen, schreibt das WEF in einer Mitteilung vom Mittwoch zur Veröffentlichung des neusten "Global Competitiveness Report". Der Dynamik dieser "vierten industriellen Revolution" solle nun die neue Methodologie des "Globalen Wettbewerbsindex 4.0" Rechnung tragen.
98 Indikatoren
Die neue Erhebungsmethode misst die Wettbewerbsfähigkeit von 140 Volkswirtschaften mit Hilfe von insgesamt 98 Indikatoren. Eine Skala von 0 bis 100 soll dabei zeigen, wie nahe sich ein Land am "idealen Zustand" befindet. Das bestplatzierte Land USA kommt in dem Bericht auf 86 Punkte, während die viertplatzierte Schweiz auf 83 Punkte kommt. Der Durchschnittswert aller untersuchten Länder liegt bei 60 Punkten.
Viele der Faktoren, die den grössten Einfluss auf die künftige Wettbewerbsfähigkeit haben könnten, hätten in der Vergangenheit überhaupt nicht im Fokus der Politik gestanden, geben sich die WEF-Studienautoren überzeugt. Dies umfasse etwa die Generierung von Ideen, Unternehmenskultur, Offenheit und Agilität.
Gute Bildungspolitik
Bei einzelnen Faktoren zeigt sich laut dem Bericht etwa Singapur als das "am stärksten für die Zukunft bereite" Land, während die Beschäftigten in Schweden die höchsten Fähigkeiten in Bezug auf Digitalisierung haben. Bei der Umsetzung von Innovation – von der Ideengenerierung bis zu deren Kommerzialisierung – schneidet die Schweiz hinter Deutschland und den USA gut ab.
Gute Noten erreicht die Schweiz zudem bei der Ausbildung von Beschäftigten, wo lediglich Finnland eine höhere Punktzahl zeigt. Der Schweiz billigen die Autoren die beste Politik in Bezug auf Weiterbildung und Umschulung der Arbeitnehmenden sowie beim Ausbildungsstand der Hochschulabsolventen zu. Ausserdem kann die Schweiz etwa mit Bestnoten für Eisenbahn-Dienstleistungen und Wasserversorgung punkten ebenso wie bei der Adoption von Breitbandinternet in der Bevölkerung.
Wichtige Offenheit
Das WEF betont in der Mitteilung auch die Bedeutung der Offenheit für die Wettbewerbsfähigkeit – dies in Zeiten von zunehmenden Handelsdisputen. Diejenigen Volkswirtschaften mit niedrigen Zöllen und Handelsbarrieren, Offenheit für ausländische Arbeitskräfte und Zusammenarbeit bei Patentanträgen würden auch bezüglich Innovation und Markteffizienz am besten abschneiden.
Eine Politik der Umverteilung und der sozialen Absicherung, Investitionen in Humankapital wie auch progressive Steuersysteme müssen laut dem Report die Wettbewerbsfähigkeit nicht behindern. So sei die Arbeitszeit in den zehn bestklassierten Ländern im Durchschnitt wöchentlich fünf Stunden geringer als beispielsweise in Ländern wie Brasilien, Indien und Russland. (sda)