Wassergraben freigelegt: Schloss Beringen war grösser als gedacht
Das Schloss Beringen im Kanton Schaffhausen war früher eine
stattliche Niederungsburg mit grossem Hauptbau und einem Wassergraben. Dies belegen
Rettungsgrabungen, die im Zuge des geplanten Erweiterungsbaus des Museums
vorgenommen wurden.
Quelle: Kantonsarchäologie Schaffhausen
Blick in den ehemaligen Wassergraben der Burg mit der Umfassungsmauer.
Das heute als Ortsmuseum genutzte «Schloss Beringen» befindet sich mitten im Dorfkern der gleichnamigen Gemeinde im Kanton Schaffhausen. Vom mutmasslichen Stammsitz der Familie «Hünen von Beringen» waren bisher Reste eines Burgturmes und ein Wohngebäude aus dem Mittelalter bekannt. Bei Rettungsgrabungen konnten nun neue, überraschende Erkenntnisse zum Bauwerk gewonnen werden, wie die Kantonsarchäologie am Montag mitteilte.
Burganlage mit Wassergraben
Um das Jahr 1600 schrieb der Chronist Johann Jacob Rüeger zur Anlage: «Im dorf Beringen hat es ouch einen starken, werhaften turn mit einem graben umbgeben (..).» Der untere Teil dieses Turmes mit seinen roten Ecksteinen steht bis heute und prägt das Erscheinungsbild des Ortsmuseums. Doch wo der Graben genau durchlief, war nicht mehr bekannt, seit dieser im 17. Jahrhundert komplett verfüllt wurde, wie die Kantonsarchäologie erklärt.
Diesen Frühling stiess jedoch ein Bagger im Hinterhof neben dem Ortsmuseum im Zuge der Bauarbeiten für den Erweiterungsbau des Museums mit seiner Schaufel auf eine Mauer. Anschliessend wurden Rettungsgrabungen durchgeführt, die aufzeigten, dass es sich beim Fundstück um die Umfassungsmauer des Schlosses handelt. Vor dieser Mauer verlief zudem ein rund sieben Meter breiter und drei Meter tiefer, ursprünglich mit Wasser gefüllter Graben.
Dieser umschloss den Turm, den Palas (Hauptgebäude) und vermutlich weitere Nebengebäude, wie die Kantonsarchäologie festhält. Vor diesem Hintergrund könne das Schloss Beringen neu als sogenannte Niederungsburg bezeichnet werden: Eine in der Ebene gelegene, mit Wassergraben und Umfassungsmauer befestigte Burganlage.
Quelle: Kantonsarchäologie Schaffhausen
Archäologen graben seit Juni die Mauern der Schlosses Beringen aus.
Anlage rund ein Drittel grösser als bekannt
Der Burggraben zeige die ursprüngliche Ausdehnung der Anlage an, die durch die Neuentdeckung rund ein Drittel grösser werde als bislang bekannt, heisst es weiter. Auch der Palas war nach den neusten Erkenntnissen einst doppelt so gross: Im von aussen unscheinbaren Gebäude, das für den Museumsneubau abgebrochen werden musste, steckten Reste eines mittelalterlichen Fachwerkhauses. Dieses wurde 1474 erbaut und war eine Erweiterung des Palas von 1467, in dem das heutige Museum beheimatet ist.
Somit ist das Schloss Beringen laut Mitteilung nun nicht mehr nur ein eher bescheidener Wohnsitz einer Adelsfamilie, sondern eine stattliche Niederungsburg mit grossem Hauptbau und einem eindrücklichen Wassergraben – vergleichbar mit dem Wasserschloss von Hagenwil im Kanton Thurgau.
Speziell am Schaffhauser Schloss sei jedoch die Lage mitten im Dorf. Denn die Adligen verlegten ihre Wohnsitze im Laufe des Mittelalters in der Regel auf Anhöhen oder Hügel ausserhalb der wachsenden Siedlungen. Nicht so in Beringen: Die Adligen blieben dem Ort treu.
Quelle: Kantonsarchäologie Schaffhausen
Der neu entdeckte, mittelalterliche Keller aus dem 11./12. Jahrhundert mit Mauern im Fischgratmuster. Dieser ist laut Kantonsarchäologie sogar älter als der Turm des Schlosses.
Neu entdeckter Keller ist älter als Turm
Der Turm mit seinen markanten Ecksteinen aus rotem Sandstein galt bislang zudem als ältester Bauteil des Schlosses. Noch älter ist nun aber ein bei den Rettungsgrabungen neu entdeckter Keller aus dem 11./12. Jahrhundert, mit schräg gemauerten Steinen, die ein für diese Zeit charakteristisches Fischgratmuster ergeben.
Die Anfänge der Burg könnten laut Kantonsarchäologie ausserdem sogar ins Frühmittelalter zurückreichen, da in einer Grube ein Spinnwirtel und ein Webgewicht – ein donutförmiger Tonring zum Beschweren der Fäden am Webstuhl – gefunden wurden. Bei diesen Funden dürfte es sich laut Mitteilung um die letzten Überreste eines Grubenhauses aus dem 5.–9. Jahrhundert handeln.
Solche halb in den Boden eingetieften Häuser nutzte man früher für die Verarbeitung von Pflanzenfasern zu Textilien. Ein kleines Feuersteinmesser, einzelne Scherben sowie ein Stück eines Hirschgeweihs würden zudem sogar in die Steinzeit zurück verweisen. (mgt/pb)