09:19 VERSCHIEDENES

Wanderrouten entlang von Gewässern im Tessin und in Italien

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: zvg

Wanderrouten rund um den Lago Maggiore und entlang von Flüssen schärfen den Blick für die Bedeutung von Gewässern in Zeiten des Klimawandels. Entdeckungen und Erholung auf wenig begangenen Pfaden.

Brunnenschale

Quelle: zvg

Bei Castione entsteht in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine Brunnenschale. Der Steinbruch ist allerdings nicht mehr in Betrieb. In der Gegend von Mergozzo fertigen Steinmetze dagegen noch heute Figuren und Bauteile als Ersatz für beschädigte Elemente am Mailänder Dom.

In Oberitalien und im Tessin münden viele Bäche und Flüsse in den Lago Maggiore. Ihr Verlauf bildet beste Voraussetzungen, in kühlender Umgebung wandernd dem Plätschern zu lauschen. Einer der Ausgangsorte für Erkundungstouren ist Mergozzo, unweit von Domodossola gelegen. In der Nähe schüttete der Fluss Toce mit seinem Geschiebe über Jahrhunderte ein Delta auf, bis das Schwemmgebiet schliesslich eine Landbrücke bildete und den Lago di Mergozzo – ein Kleinod der Erholung – vom Lago Maggiore trennte. trennte.

Marmor für den Mailänder Dom

Wanderungen führen auch in die umliegenden Täler oder in den Naturpark Val Grande. 1830 sollen an den Flanken des Mont’Orfano 39 Steinbrüche weissen Granit abgebaut haben. Im Ortsteil Candoglia wurde einst der Marmor gebrochen für den Bau des Mailänder Doms. Noch heute fertigen Steinmetze in der Dombauhütte Figuren und Bauteile als Ersatz für beschädigte Elemente am Dom. 

Das Eco Museo del Granito in Mergozzo vermittelt Wissen zu Gesteinen und zeigt anhand von traditionellen Werkzeugen, welch gefährliche Schwerstarbeit damals in den Steinbrüchen geleistet wurde. Eine andere Route führt über Russo ins Valle di Vergeletto in der Schweiz, von wo eine Gondelbahn auf die Alpe di Salei auf 1783 Meter fährt. Dort lädt der Laghetto di Salei zum Bade, bevor es runter nach Spluga geht, wo der Weg dem Lauf des Isorno folgt, dessen Rauschen in der tiefen engen Schlucht lediglich zu hören ist.

Steinwannen für labende Bäder

Ziel der Wanderung sind jedoch die Bagni di Craveggia, die sich zuhinterst im Onsernonetal, aber auf italienischem Staatsgebiet befinden. Das warme Thermalwasser der Bagni fand bereits im 13. Jahrhundert urkundliche Erwähnung. 1823 erfolgte auf dem Areal rund um die «Flumen de acqua calida» der Bau eines repräsentativen Hotels. Gäste wurden per Sänfte zum Thermalbad gebracht, wo sie sich Linderung oder gar Heilung von allerlei Gebresten erhofften. 

Doch dem Ort sollte wegen den Naturgewalten kein langes Gedeihen beschieden sein. Ein Brand zerstörte erst das Hotel, dann eine Lawine und eine Überschwemmung die Therme. Glattgeschliffene Wannen aus Granit lassen heute den Thermalbetrieb von damals im Kleinen wieder aufleben. Entstanden ist ein Ort der Entschleunigung mit der Möglichkeit von Wechselbädern. Für ein Bad im 28 Grad warmen Thermalwasser muss man die Wannen aber selbst füllen. Taucher im kalten Isorno dienen der Vorbeugung allfälliger Muskelkater.

Geteiltes Wasser

Beschrieben sind die lehrreichen Touren im Buch «Wege zum Wasser». Vorgestellt werden 29 längere und kürzere Wanderrouten, die oft durch Gebiete abseits stark frequentierter Touristenpfade führen. Der Grossteil der beschriebenen Touren befinden sich in Italien. Thema des Buchs sind auch die vielfältigen Ansprüche an die Wassernutzung rund um den Lago Maggiore. Starkniederschläge und Dürreperioden können einzigartige Ökosysteme stören, was im Hitzesommer 2022 rund um den See Konflikte um die Zuteilung des Wassers herauf beschwörte. Angereichert sind die Wandertipps mit viel Wissenswertem über die Geschichte von Talschaften und Regionen, wo sich in einem der zahlreichen Museen ein Zwischenstopp empfiehlt.

Wasser ist ein Lebenselixier und in diesem Fall en passant der Wegweiser zu lokaler und italienischer Kulinarik. Denn trotz beunruhigender Einsichten über mögliche Folgen der weltweiten Klimaentwicklung wollen die Autorin und der Autor die Wanderungen auch als Genusstouren verstanden wissen. Um den ökologischen Fussabdruck in Grenzen halten zu können, gehört die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln daher zur Selbstverpflichtung. Aufs Wesentliche reduzierte Beschreibungen der Routen und Karten komplettieren die Orientierungshilfe für erlebnisreiche Sommerausflüge an Ge-wässern südlich der Alpen.

Wege zum Wasser

Lago Maggiore – Wandern am Lago d'Orta – Erleben – Geniessen; Dagmar Beckmann, Christoph Potting; 328 Seiten; 20,4×13,5cm; Klappenbroschur; 1. Aufl. 2023; ISBN 978-3-85869-983-1; mit Farbfotos, Routenskizzen und Serviceteil

Cover Wege zum Wasser

Geschrieben von

Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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