17:08 VERSCHIEDENES

Vulkane: Hangrutschungen als Hinweis auf einen Kollaps?

Die Flanken von Inselvulkanen wie dem Ätna oder dem Kilauea auf Hawaii rutschen langsam ins Meer. Wie die Studie eines internationalen Forscherteams nahelegt, können solche Bewegungen auf einen katastrophalen Kollaps hindeuten.

Ätna

Der Ätna auf Sizilien.

Die Katastrophe ereignete sich am 13. März 1888 an der Ostküste von Neuguinea, am Handelsposten Finschhafen: Zunächst machte sich in den Morgenstunden ein fernes, dumpfes Grollen bemerkbar. Dann donnerten zwei bis drei Meter hohe Fluten an die Küste. Ein Tsunami hatte das umliegende Gebiet getroffen, und vermutlich mehrere Tausend Menschen auf Neuguinea und auf dem Bismarck-Archipel in den Tod gerissen. Die Ursache für die Wellen: ein grosser Teil – rund 5 Kubikkilometer – der zirka 150 Kilometer von Finschhafen entfernte Vulkaninsel Ritter Island war bei einem Kollaps ins Meer geglitten.

Das Drama dürfte sich schon im Vorfeld abgezeichnet haben. Denn der Vulkanhang von Ritter Island bewegte sich – wenn auch sehr langsam – schon vor der Katastrophe abwärts. Diesen Schluss zieht ein Team von Wissenschaftlern Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung und Kollegen aus Grossbritannien und Malta in einer Studie.

Quelle: Jens Karstens/Geomar

3D-Visualisierung von Ritter Island und des umgebenden Meeresbodens mit den Spuren der Hangrutschung von 1888.

Die Gefahr auf anderen Vulkaninseln einschätzen

Die Basis für die Studie lieferte eine Expedition nach Ritter Island, bei der die Wissenschaftler die Spuren der Katastrophe von 1888 mittels seismischer Methoden vermessen hatten. Dabei entdeckten sie Hinweise darauf, dass sich die Flanke der Insel bereits lange vor dem Unglückstag sporadisch bewegt hatte: Entsprechende Deformationen im Untergrund, an einem kleineren Vulkankegel vor der Küste von Ritter Island legen dies nahe.

„Bei Ritter Island haben wir jetzt den Nachweis, dass sporadische, kleine Rutschungen einer grossen vorangegangen sind“, erklärt Jens Karstens von Geomar, Erstautor der Studie. Diese neuen Erkenntnisse helfen laut Karstens, das Gefahrenpotenzial anderer Vulkaninseln besser einzuschätzen.

Ätna auf Sizilien und Katastrophe auf Anak Krakatau

Letztes Jahr liessen sich sowohl grosse als auch kleine Hangrutschungen an aktiven Vulkanen beobachten: Dies gilt etwa für die Ostflanke des Ätna auf Sizilien, sie bewegt sich langsam in Richtung mehr; Das belegen letzten Herbst veröffentlichte Untersuchungen. Zudem begleitete die Eruption des Kilauea auf Hawaii 2018 eine begrenzte Rutschung der Vulkanflanke, sie hatte ein mittelstarkes Erdbeben ausgelöst.

Anak Krakatau

Quelle: Nasa

Der Anak Krakatau im September letzten Jahres.

Eine Eruption des indonesischen Vulkans Anak Krakatau verbunden mit einer Hangrutschung löste wiederum vergangenen Dezember einen Tsunami in der Sundastrasse aus und tötete mehr als 400 Menschen. Die Ereignisse am Anak Krakatau entsprechen denen, die sich am 13. März 1888 am Ritter Island Vulkan vollzogen haben. Dies zeige, dass die Erkenntnisse von Ritter Island für Risikoabschätzungen an Vulkaninseln auf der ganzen Erde relevant seien, heisst es dazu in der Medienmitteilung von Geomar.

„Je besser wir die Dynamik hinter diesen Ereignissen kennen, desto besser kann die Risikovorsorge in einer bestimmten Region sein“, resümiert Karstens. Ritter Island sei dafür ein sehr gutes Fallbeispiel, weil der Vulkan vielen anderen Vulkaninseln ähnle und weil der Ausbruch und der Tsunami dank der Augenzeugenberichte gut dokumentiert sei. (mai/mgt)

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