Videotipp: Wenn der Morteratschgletscher schmilzt und singt
Der Abschiedsgesang des Morteratschgletschers: Während er taut ploppt, knarzt und klackt er. Sound Artist Ludwig Berger hört ihm seit beinahe zehn Jahren zu und nimmt die Geräusche auf.
Quelle: Topographischer Atlas der Schweiz, 1875/1877
Der Morteratschletscher in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Darstellung aus dem Topographischen Atlas der Schweiz, 1875/1877.
Quelle: Screenshot, Google Maps
Der Morteratschgletscher heute.
Einst zog sich Morteratschgletscher weit über die felsigen Hänge des Berninamassivs hinunter. So ist er im Topographische Atlas der Schweiz aus den Jahren 1875/1877 dargestellt. Doch im Laufe der letzten rund 150 Jahre hat sich diese Landschaft stark gewandelt. Vergleicht man die Karte mit dem aktuellen Satellitenbild von Google Maps, wird deutlich, dass der Munt Pers, der sich einst auf mehr oder weniger halber Strecke der Gletscherzunge befand, heute unterhalb des Eisfeldes liegt.
Jahrhunderte und Jahrtausende alte Wasserblasen im ewigen Eis
Wie dramatisch diese Entwicklung ist, darum geht es im Video «Crying Glacier» von El Flamingo über Sound Artist Ludwig Berger. Für sein adiovisuelles Forschungsprojekt «Melting Landscapes» ist Berger seit 2016 immer wieder beim Bündner Gletscher unterwegs, wo er mit Unterwassermikrofonen die Töne aufzeichnet, die das tauende Eis von sich gibt, etwa in Gletscherspalten oder im Schmelzwasser. Der Gletscher klackt, knackt, knirscht, gurgelt, zischt oder dröhnt gar - und erzählt damit vom Wandel und vom dräuenden Ende des ewigen Eises.
Verursacht werden die Geräusche etwa von kleinen Luftblasen, die mit der Schmelze freigesetzt werden: «Sie sind vielleicht Hunderte oder Tausende von Jahren alt», sagt Berger im Video. «Sie machen leise Plop, wenn sie platzen und sind dann für immer verschwunden.» - Umso lauter die Geräusche im Gletscher – desto stärker taut er. (mai)
Vido von El Flamingo.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / PK_002452
Der Morteratsch-Gletscher auf einer Postkarte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts.