Unwetter im 2022: Wegen Trockenheit rekordwürdig geringe Schäden
Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzereignisse verursachten 2022 Schäden von rund 45 Millionen Franken. Das Jahr gehört zu den schadensärmsten seit Messbeginn. Grund dürften sie langen Trockenphasen gewesen sein. Dies zeigt die jährliche Auswertung der Unwetterschadensdatenbank von der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wald Schnee und Landschaft (WSL).
Quelle: Kartengrundlage: BFS GEOSTAT / Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Ort, Ausmass und Art der Schadensereignisse im Jahr 2022
In der 51-jährigen Beobachtungsreihe rangiert das Jahr 2022 unter den zehn schadenärmsten Jahren. So sind die Schadenskosten des Jahres 2022 mit 45 Millionen Franken zirka zehn Mal kleiner als diejenigen des Jahres 2021 gewesen. 91 Prozent der geschätzten Kosten gehen zulasten des Hochwassers, gefolgt von Steinschlägen und Felsstürzen (4 Prozent), Rutschungen (3 Prozent) und Murgängen (2 Prozent). Wie die WSL schreibt, waren die Auslöser hauptsächlich Gewitter und Starkniederschläge, bei einem Zehntel der Schäden war es Dauerregen. Verantwortlich für die tiefe Schadenssumme sind unter anderem die langen Trockenphasen im Jahr 2022 verantwortlich, aber auch das Ausbleiben von Grossereignissen. Einige lokal grosse Schäden durch Überschwemmungen als Folge von Gewittern gab es dennoch, zum Beispiel in Schangnau BE, Zell ZH und Manno TI.
Hotel in Schangnau BE zerstört
Die ersten schweren Schäden richteten am 5. Mai starke Gewitter im Zürcher Oberland an. Sie brachten Hagel und hohe Niederschlagssummen. Betroffen war hauptsächlich das Tösstal. In Zell ZH riss der Zellerbach viel Schwemmholz und Geschiebe mit sich und überschwemmte den unteren Dorfteil.
Quelle: Reto Ivernizzi
Hochwasser der Emme beim Hotel Kemmeriboden Bad am 4. Juli 2022.
Zu den grössten Schäden kam es am 4. Juli. Bereits in der Nacht zogen Gewitterfronten über die Schweiz, was sich während des Tages fortsetzte. In mehreren Kantonen traten Flüsse und Bäche über die Ufer. Am stärksten traf es die Gemeinde Schangnau BE. Im hintersten Einzugsgebiet der Emme entlud sich ein heftiges Gewitter und verursachte eine Hochwasserwelle, die im Bereich des Hotels Kemmeriboden Bad grosse Verwüstung anrichtete. Innert weniger Minuten zerstörte sie das gesamte Unter- und Erdgeschoss sowie die Terrasse des Hotels. Personen kamen nicht zu Schaden. Auch in Kriens LU traten mehrere Bäche über die Ufer und verursachten schwere Überschwemmungen. Nebst privaten Kellern und Tiefgaragen traf es einen Nachtclub besonders hart, dieser erlitt Totalschaden. Fünf Millionen Liter Wasser standen acht Meter hoch im Lokal.
In der Nacht vom 7. auf den 8. September fielen vor allem im Malcantone im Tessin beträchtliche Regenmengen. Am rechten Hang des Vedeggiotals führten praktisch alle Bäche Hochwasser und brachten viel Geschiebe ins Tal. Dabei entstanden beträchtliche Schäden unter anderem in den Gemeinden Manno, Agno und Bioggio TI.
Felssturz im Calancatal
Am Morgen des 4. Dezember stürzten im Calancatal zwischen Castaneda und Buseno GR rund 600 Kubikmeter Fels zu Tal. Davon fiel ein Viertel auf die Fahrbahn der Calancastrasse, blockierte diese auf einer Strecke von 150 Metern und beschädigte sie schwer. Die weiter hinten im Calancatal liegenden Dörfer blieben für viereinhalb Tage von der Aussenwelt abgeschnitten, bis die Strasse wieder einspurig befahren werden konnte. (mgt/mai)
Quelle: Reto Ivernizzi
Hochwasser der Emme beim Hotel Kemmeriboden Bad am 4. Juli 2022.