Umweltschützer kritisieren schwindende Biodiversität in der Schweiz
Verschiedene Umweltschutzorganisationen schlagen Alarm: In ihren Augen geht der Schwund der Naturvielfalt in der Schweiz ungebremst weiter, obwohl der Bundesrat vor fünf Jahren seine "Strategie Biodiversität" mit klaren Zielen bis 2020 verabschiedet hat.
Die Umweltverbände Bird Life Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz stützen sich bei ihrer Kritik auf einen eigenen detaillierten Zwischenbericht zur Umsetzung der Strategie. Dessen Fazit ist ernüchternd: Praktisch nichts zur Rettung der bedrohten Biodiversität sei geschehen, der Bund schaue nur zu, heisst es in einer Mitteilung.
Von den 18 strategischen Zielen des Bundesrats kann gemäss dem neuen Bericht nur ein einziges erreicht werden. Nur bei 14 von 120 Teilzielen werde genug getan, um sie zu erreichen. Für die 106 anderen Teilziele werde nichts oder viel zu wenig unternommen.
Schutzlose Schutzgebiete
Als eines von vielen Beispielen nennt der Bericht die Fläche und die Qualität der Schutzgebiete. Seit Jahren stehe die Schweiz diesbezüglich am Schluss der Rangliste in ganz Europa, schreiben die Umweltverbände. In den vergangenen fünf Jahren seien gerade einmal 0,1 Promille der Landesfläche als zusätzliche Biodiversitätsvorrangflächen hinzugekommen. Bei vier von fünf Hochmooren und drei von zehn Flachmooren bestehe grosser Handlungsbedarf: Ungenügender Unterhalt, zu wenig Wasser und hoher Stickstoffeintrag aus Landwirtschaft und Verkehr zerstörten die Moore der Schweiz.
Die Verbände fordern nun "einen griffigen Aktionsplan mit konkreten Massnahmen". Gehe es weiter wie bisher, werde die Schweiz das einzige Land Europas sein, das bis 2020 das internationale Schutzgebietsziel der Biodiversitätskonvention nicht erreiche.
Umweltschützer wollen selbst handeln
Bereits vor drei Wochen hatten Fachleute an einer Arbeitstagung beschlossen, selber einen Rettungsplan für die Biodiversität in der Schweiz zu entwickeln. Die 120 vom Bundesrat definierten Teilziele sollen auf die 25 wichtigsten verdichtet und nach den Sommerferien Bundespräsidentin Doris Leuthard vorgelegt werden. Der Rettungsplan soll sowohl die öffentliche Hand als auch Wirtschaft, Forschung und Bildung ermutigen, dem Verlust der Lebensgrundlagen und der einheimischen Natur sinnvoll entgegenzuwirken. Denn dieser gefährde die Ökosysteme und ihre vielfältigen Leistungen für Mensch und Wirtschaft. (sda)