14:00 VERSCHIEDENES

Tunnelsystem PATH: Unterwegs in Torontos Untergrund

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Claudia Bertoldi

Egal ob es stürmt oder schneit, in kanadischen Städten bewegen sich viele Bewohner zu jeder Jahreszeit in leichter Kleidung. Unterirdische Tunnelsysteme machen es möglich. Toronto besitzt ein 27 Kilometer langes Netzwerk, das die wichtigsten Bauwerke der Innenstadt verbindet.

Grosse Shoppingcenter, wie das Eaton Center, gehören zum unterirdischen Tunnelsystem.

Quelle: Claudia Bertoldi

Grosse Shoppingcenter, wie das Eaton Center, gehören zum unterirdischen Tunnelsystem.

Es kann ziemlich kalt werden im kanadischen Winter. Selbst im Sommer weht oft ein frischer Wind, der kräftig durch langeAvenues und um die Hochhäuser in der Innenstadt fegt. Toronto ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario. Die Stadt liegt am Nordwestufer des Lake Ontario und zählt zu den bedeutendsten Metropolen des Landes. Rund 2,8 Millionen Menschen leben hier. Und dennoch herrscht auf den Strassen kein Chaos, wie man es sonst aus Millionenmetropolen gewöhnt ist. Nicht nur das unterirdische Schnellbahnnetz, sondern vor allem das „PATH“ (Pedestrian Walkway) machen es möglich. Das „PATH“ erstreckt sich über 27 Kilometer Länge auf 371.600Quadratmetern. Es wurde 1987 eröffnet und zählt zu den grössten Untergrundstädten der Welt.

Das Tunnelnetz verläuft von Norden von der Busbahnhof an der Dundas Street bis zum südlich gelegenen Convention Center und bis zur Central Waterfront, zum Ufer des Ontariosees. Seine Hauptachsen verlaufen parallel zur Yonge Street und Bay Street. In mehreren Querverbindungen sind alle wichtigen Gebäude der Innenstadt angeschlossen, unter anderem die Union Station (Hauptbahnhof), UP Express (Station der Expressverbindung zum Flughafen), der CN Tower, die City Hall (Rathaus), die Hockey Hall of Fame, die Roy Thomsen Hall (Konzerthaus), das Roger Centre (Baseball- und Footballstadion), die Scotiabank Arena (Mehrzweckhalle unter anderem für Basket- und Hockeyspiele ). Viele Ausgänge befinden sich auch in den Eingangshallen der Grossbanken, die im Financial District ihre Wolkenkratzer errichtet haben.

Zur Arbeit geht es für die Tausenden Angestellten zumeist direkt von der U-Bahn durch einen der Gänge bis ins Büro. Und wer mit dem Auto kommt, der hat die Möglichkeit, es in eine der 20 Tiefgaragen einzustellen, die ebenfalls an die Untergrundstadt angeschlossen sind. Bereits am Morgen kann man sich mit dem Frühstück versorgen. Mittags geht es wiederum in eines der unzähligen Restaurants und am Abend können schnell Einkäufe und Besorgungen in den insgesamt 1'200 Geschäften, Dienstleistungen und Boutiquen getätigt werden. Nichts, was es nicht gibt, denn das Tunnelsystem ist nicht nur eine Shoppingmeile sondern durchquert auch einige der grösstenEinkaufscenter der Stadt, unter anderem das Eaton Center. Und auch wenn am Abend ein Konzert oder ein Spiel der Toronto Maple Leafs beziehungsweise des Toronto Raptors-Teams auf dem Programm steht, geht’s dahin am schnellsten durch den Untergrund.

Ganz neu ist das Tunnelsystem in Toronto allerdings nicht: Bereits 1900 baute die Gesellschaft des Eaton-Kaufhauses unter der James Street einen Tunnel, der vom Hauptgeschäft an der Yonge Street und Queen Street zur Filiale hinter dem Rathaus führte. Dieser Fussgängertunnel ist noch original erhalten. Er ist heute Teil des Eaton- Einkaufscenters. 1927 wurde eine weitere unterirdische Verbindung zwischen der Union Station und dem Fairmont Royal Hotel gebaut. Ab den 1960er Jahren begann der systematische Ausbau und die Anbindung zahlreicher Geschäfte. Seit 1987 wurde ein Orientierungssystem eingeführt. Die farbigen Wegweiser orientieren sich dabei an den Himmelsrichtungen. Der Buchstabe P (rot) steht für Süden, A (orange) für Westen, T (blau) für Norden sowie H (gelb) für Osten. Die Schilder sind an der Decke von ausgewählten Knotenpunkten angebracht.

Wird immer mehr im Untergrund gebaut?

Die zunehmende Urbanisierung, steigende Einwohnerzahlen und hohe Ansprüche an das Lebens- und Arbeitsumfeld bergen ein Problem: Es fehlt an Platz. Um den zukünftigen Flächenbedarf zu decken, muss der vorhandene Baugrund intensiv genutzt werden. Es geht in die Höhe und immer öfter in den Untergrund. Ein Artikel im Rahmen des 11. Schweizer Betonforum von August 2017 bietet interessante Einblicke zur Raumsituation in der Schweiz.

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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