Tipp zum Tag des Baums: Riesenkastanien im Tessin und Misox
Das Tessin und das Misox bergen einen besonderen Schatz: Riesenkastanien. Der Anbau von Kastanien blickt im südalpinen Raum auf eine rund 2000jährige Tradition zurück, seit dem Mittelalter sind die Bäume ein wichtiger Bestandteil von Wirtschaft und Kultur.
Quelle: WSL
Im Tessin können Edelkastanien bis etwa 700 Jahre alt werden.
Ein möglichst vollständiges Inventar dieser Bäume zu schaffen ist das Hauptziel eines Forschungsprojekts der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Damit es eine Riesenkastanie ins Inventar schafft, muss sie auf einer Höhe von 130 Zentimetern einen Umfang von mindestens sieben Metern aufweisen. Bislang 310 solcher Bäume erfasst worden.
Weitere Ziele der Studie sind Daten und Fotos für die Detailbeschreibung der Bäume zu erheben sowie die Art und Weise ihrer Verteilung zu analysieren. Die Verteilung der Kastanien sei keineswegs zufällig, heisst es dazu auf der Website der WSL. 90 Prozent von ihnen befinden sich in der Nähe von landwirtschaftlichen Gebäuden. Zumeist seien dies auf einer Höhe von 700 bis 970 Metern gelegene Maiensässe.
3D-Modell für Riesenkastanienbäume
Ebenfalls Teil der Studie sind Untersuchungen zum Alter und zur Geschichte der Baumriesen. Für präzisere Alters- und Grössenschätzungen sowie Stabilitätsberechnungen hat die WSL ein 3D-Modell für Riesenkastanienbäume entwickelt.
Die Kolosse sind eine Art pflanzliche Methusalems: Ein Kastanienbaum mit einem Umfang von 8 Metern kann zwischen 300 und 700 Jahre alt sein. Damit können sie auch Hinweise auf die regionale Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte der Region liefern.
Zuletzt sollen die gewonnen Daten auch für den Wert der Bäume sensibilisieren. „Die ältesten Kastanien sind oft niedrig, krank und leidend. Ihre Schönheit zeigt sich mehr in der Breite als in der Höhe, mehr in den gewundenen Formen als in ihrer Erscheinung auf den ersten Blick, mehr in ihrer stummen und zähen Widerstandskraft als im Beweis von unmittelbarer Stärke“, hält die WSL auf ihrer Website fest.
Auch wenn man zurzeit besser nicht ins Tessin reist, um die greisen Riesen zu bewundern: Das Inventar der WSL machts möglich auf www.wsl.ch (mai/mgt)