14:08 VERSCHIEDENES

Tiefbau im Frühmittelalter: Karls Kanal wurde nie vollendet

Teaserbild-Quelle: Beckstet, Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org

Mit einem Kanal wollte Karl der Grosse die Flussnetzwerke der Donau und des Rheins zusammenführen und so einen durchgehenden Wasserweg vom Norden in den Süden seines Reichs schaffen. Doch die Verbindung ist nie ganz fertig gebaut worden. Dies zeigen neueste Untersuchungen.

Wie andere Herrscher seiner Zeit war Karl der Grosse beinahe ununterbrochen in seinem Reich unterwegs. Dies dürfte oft beschwerlich gewesen sein. Von der einst von den Römern angelegten Verkehrsinfrastruktur waren oft nur noch Ruinen übrig geblieben. Umso wichtiger waren deshalb die Wasserwege. Der Haken daran: Zwischen der Donau und dem Rhein existierte keine durchgehende Schifffahrtsverbindung. Wollte man vom nördlichen in den südlichen Teil des Reiches gelangen, musste man zeitraubend umsteigen und 17 Kilometer mühseligen Landweg unter die Füsse nehmen, bevor man mit dem Schiff weiterreisen konnte. Dasselbe galt für den Transport von Waren.

Karl der Grosse wollte dies mit einem ebenso spektakulären wie einzigartigen Bauprojekt ändern: mit einem Kanal, der die beiden Flussnetzwerke miteinander verbinden sollte. Die «Fossa Carolina» war als rund 1,8 Kilometer langer Wasserweg geplant, der die Altmühl und die Rezat im bayerischen Tal zusammenführen sollte

Die Bauarbeiten starteten zwischen 792 und 793. Sie waren äusserst anspruchsvoll. «Was die Werkleute tagsüber an Erde aushuben, fiel Nachts (...) wieder in sich zusammen», berichtete ein Augenzeuge in den amtlichen Reichsannalen aus der kaiserlichen Kanzlei zu Lorsch. Ursache für diese Schwierigkeiten war ein äusserst lehmiger und feuchter Grund. Dennoch liess sich die Frage, ob der Kanal tatsächlich zustande gekommen wäre oder ob er doch nie vollendet hätte werden können, nie mit Sicherheit beantworten.

Ein Forschungsprojekt zum Karlsgraben der Universitäten Hildesheim, Berlin, Leipzig, Jena und München lichtet nun den Nebel der Geschichte: Nachdem die Wissenschaftler den Lauf der Altmühl untersucht hatten, stellten sie fest, dass er sich während den vergangenen, über 1200 Jahren kaum verändert hat. Zudem sind auf einer Strecke von mindestens 700 Metern, zwischen nachweisbaren Resten des Bauwerks im Ort Graben und bei der Altmühl, keine Spuren eines schiffbaren Kanals vorhanden. Daraus folgern die Forscher, dass er nie fertig gebaut wurde.

Nichtsdestotrotz sei der Karlsgraben eine der bemerkenswertesten Ingenieursleistungen des Frühmittelalters, heisst es in der Medienmitteilung der Universität Hildesheim. Somit werden die Forschungen am zu seiner Zeit grössten Tiefbauprojekt Europas fortgesetzt. (mai)

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