Technik aus dem alten Rom: Wer hat's erfunden?
In Zug lädt die Ausstellung «High Tech Römer» im Museum für Urgeschichte(n) Zug zur Zeitreise ein. In der interaktiven Schau lässt sich antike Technik spielerisch und anschaulich erleben. Sie ist nicht nur für kleines sondern auch für grosses Publikum interessant.
Quelle: Giovanni Battista Piranesi, Wikimedia, gemeinfrei
Ingenieurtechnische Meisterleistung aus dem alten Rom: das Pantheon. Erbaut zwischen 118 und 125 hat ihre Kuppel einen Durchmesser von 43,5 Metern.
Kein anderes Volk aus der Antike übt eine derartige Faszination aus wie die Römer. Die Bewunderung für ihre technischen Höchstleistungen beginnt schon im Kinderzimmer, wo sie als Playmobil- und Legofiguren in ihren Galeeren das Mittelmeer durchkreuzen oder im Schlachtgetümmel Heldentaten vollbringen. Aber auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind, sind Erfindungen aus der Römerzeit in unserem Leben allgegenwärtig. Kräne, Fussbodenheizungen, Dachziegel, Zement, Kanalisation und Wasserversorgung sind nur einige wenige Beispiele für das herausragende technische Knowhow unserer Vorfahren des Imperium Romanum. Ein Riesenreich, das militärisch und zivil effizient kontrolliert und einheitlich verwaltet werden musste.
Dazu brauchte es ein weit verzweigtes Netz an Strassen, Brücken und Seewegen, eine gemeinsame Sprache und eine schnelle Kommunikation über weite Distanzen. Erst solche Meisterleitungen und die Anziehungskraft des römischen «Lifestyles» machten den Aufstieg zur Weltmacht möglich, wie die Schau «High Tech Römer» zeigt. Nach Stationen in Holland und Deutschland ist die internationale Erfolgsausstellung nun im Museum für Urgeschichte(n) Zug erstmals auch in der Schweiz zu sehen, besser gesagt zu erleben, denn Ausprobieren und Hand anlegen ist an den zahlreichen Mitmachstationen ausdrücklich erwünscht. - Sie dauert noch bis 23. Juni.
Hightech ohne Elektrizität und Computer
Die Ausstellung führt die Besucher auf über 500 Quadratmetern Fläche an acht Bereichen vorbei, in denen wegweisende Erfindungen stattgefunden haben. Architektur, Militär, Maschinenbau und Rechnen waren sicher die wichtigsten Treiber des Fortschritts. «High Tech Römer» ist keine trockene Wissensvermittlung anhand archäologischer Funde oder nachgebauter Repliken, sondern vergnügliches Infotainment für Besucher jeglichen Alters.
Quelle: Museon-Omniversum, Den Haag NL, Copyright 2010 Bart Nijs fotografie | www.bartnijs.nl
Wie sich schwere Lasten mit dem Hebekran mühelos bewegen lassen, kann man in der Ausstellung «High Tech Römer» gleich selbst ausprobieren.
Ein bisschen kommt man sich in der Ausstellungshalle vor wie die römische Playmobilfigur im Kinderzimmer: An den interaktiven Stationen kann man in einer Galeere um die Wette rudern, eine römische Stadt und eine Brücke entwerfen, ein Dach decken, Wasser aufwärts fliessen lassen, mit einem Katapult Bälle schiessen und ausprobieren, wie Flaschenzüge ein Gewicht halbieren oder dritteln. Sogar auf eine Gemeinschaftslatrine darf man sich setzen, die in römischen Zeiten ein sozialer Treffpunkt war und keine Trennwände kannte.
Wo in den antiken Vorläufern nicht gleich die Analogie zu ihren heutigen Pendants zu erkennen sind, helfen einem Fotos auf die Sprünge. Videos oder Animationen geben zudem eine Vorstellung davon, wie die antike Technik in der Praxis genutzt wurde. Viele ihrer Errungenschaften haben die Römer allerdings nicht neu erfunden, sondern in den eroberten Gebieten kopiert, weiterentwickelt und perfektioniert. Das macht baff, denn wir befinden uns in einer Welt ohne Elektrizität und Computer.
Wohlgemerkt,
die Ausstellung ist keine Ausstellung über römische Geschichte. Dazu
fehlt ihr schlicht die historische Vertiefungsebene mit den
entsprechenden Fragestellungen und Verknüpfungen. Sie ist jedoch bestens
geeignet, das was man einmal im Geschichtsunterricht gelernt hat,
lustvoll zu erweitern.
Ergänzung mit Funden aus der Schweiz
«High
Tech Römer» ist ein Gemeinschaftsprojekt der niederländischen Museen
«Valkhof Museum» und «Museon-Omniversum» in Nijmegen und Den Haag, dem
belgischen Wissenschaftsmuseum «Technopolis» in Mechelen und dem
deutschen «LVR-LandesMuseum Bonn». Dass die Ausstellung nun auch in Zug
zu sehen ist, ist dem bevorstehenden Umbau des Museums zu verdanken. Für
das Team war es deshalb naheliegend, für die leer stehende Shedhalle,
die für Sonderausstellungen reserviert ist, eine bereits bestehende
Ausstellung einzukaufen. Eine passgenaue obendrein, denn nahezu 80 bis
90 Prozent der Themeninseln und Mitmachstationen konnten übernommen und
mit zahlreichen Schweizer Exponaten wie beispielsweise einer
Fussbodenheizung aus Cham-Heiligkreuz ergänzt werden. Ohnehin passt die
Interaktivität in das Gesamtkonzept des Hauses, dessen Zielpublikum vor
allem Schulklassen und Familien sind.
Die Ausstellung «High Tech Römer» läuft im Museum für Urgeschichte(n) in Zug noch bis zum 23. Jun; Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr
Weitere Informationen: https://urgeschichte-zug.ch