11:33 VERSCHIEDENES

Tage des Denkmals 2023: Geschichte hautnah miterleben

Geschrieben von: Claudia Porchet (cet)
Teaserbild-Quelle: Urs Siegenthaler/Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich

Vom 9. bis zum 10. September finden die Europäischen Tage des Denkmals statt, das Thema lautet heuer «Reparieren und Wiederverwenden». Sie sollen der Frage nachgehen, wie ein grösstmöglicher  Beitrag zur Netto-Null-Gesellschaft geleistet und gleichzeitig die historische Substanz des baukulturellen Erbes geschützt werden kann.

Sanierung des Museums für Gestaltung in Zürich© Urs Siegenthaler, Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich

Quelle: Urs Siegenthaler/Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich

Die Räume des Museums für Gestaltung Zürich wurden in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege an zeitgemässe Ausstellungskonzepte angepasst.

Ein «Thema, das aktuelle Fragen aufgreift», ergänzt die Kampagnenleiterin Maria Christoffel von Nike, der nationalen Informationsstelle zum Kulturerbe. «Wie kann man Städte, Häuser, Klöster oder auch Industrieareale umnutzen, weiterbauen und sanieren und gleichzeitig die beschränkten Ressourcen sinnvoll nutzen?» Das ist das Sujet dieses Jahres. 

Kulturerbe anstatt Denkmal 

Nike fasst den Terminus «Denkmal» weit. «Kulturerbe» umfasse nicht nur Baukultur und Archäologie, sondern «auch das Immaterielle wie etwa Traditionen, das Bewegliche oder das audiovisuelle Kulturerbe», erklärt Maria Christoffel. 

Die Europäischen Tage des Denkmals sind eine gemeinsame Kampagne des Bundesamts für Kultur (BAK), der Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger (KSD), der Konferenz schweizerischer Kantonsarchäologinnen und Kantonsarchäologen (KSKA), Nike und vielen mehr

Kirschgarten_©HistorischesMuseumBasel,Heinz Unger

Quelle: Historisches Museum Basel/Heinz Unger

Das Basler Haus zum Kirschgarten: frühklassizistische Architektur, bekannt weit über die Grenzen Basels hinaus

Für welche Veranstaltung soll man sich entscheiden?

Entsprechend vielfältig ist das Programm. Die Besucherinnen und Besucher haben die Qual der Wahl. Allein 400 Veranstaltungen (alle gratis) sind über die ganze Schweiz verteilt. Es gibt Führungen, Spaziergänge, Ausstellungen, Konzerte oder auch Workshops, alle zum Thema «Reparieren und Wiederverwenden». 

So freuen wir uns beispielsweise auf einen Besuch im Basler Haus zum Kirschgarten, das zwischen 1775 und 1780 entstanden ist. Dank glücklicher Fügungen sei das heutige Museum der Basler Wohnkultur des 18. Jahrhunderts über die Zeit hinweg von gravierenden Veränderungen verschont geblieben, heisst es im Programmtext. «Das prächtige, vom jungen Architekten Johann Ulrich Büchel entworfene Stadtpalais gilt noch heute als herausragendes Zeugnis frühklassizistischer Architektur weit über Basel heraus. 

Ebenso gibt die ETH Einblicke in ihre Baukultur. In Emmen LU zeigt Silke Langenberg am Beispiel der Denkmalpflege den werterhaltenden Umgang mit Ressourcen mit Blick auf die gesamte Bauwirtschaft auf. Der Historische Verein Nidwalden und Memoriav etwa zeigen skurrile und erhellende Film- und Tonaufnahmen aus der Geschichte des Kantons. Im Schanzengraben lässt sich Zürcher Stadt- und Stilgeschichte erwandern. Wir lernen Schlösser, Patrizier- und Wohnhäuser kennen, alles unter dem Kultur- sowie dem Sanierungs- und Nachhaltigkeitsaspekt.

Projekt «Werkstadt Zürich

Werkstadt_Altstetten© ZH, SBB Werkstadt Zürich, 2023, Bühlmann Rachel

Quelle: ZH/SBB Werkstadt Zürich/2023/Rachel Bühlmann

Die SBB-Werkstadt Zürich: Ein geschichtsträchtiger Ort der Bahnindustrie öffnet sich für lokale Produktion und urbane Kultur.

Eindrücklich findet Maria Christoffel beispielsweise die Transformation der ehemaligen SBB-Werkstätten hin zum Projekt «Werkstadt Zürich». Die zwischen 1909 und 1911 erbaute Kernanlage der SBB-Werkstadt sei eines der eindrücklichsten Industriedenkmale im Kanton, erfährt man auf der Homepage der Europäischen Tage des Denkmals. «Es ist faszinierend zu sehen, wie ehemalige Industrieareale saniert und umgenutzt werden», fügt die Kampagnenleiterin an. 

Damit auch Besucherinnen und Besucher dies erleben können, werden am Samstag Führungen durch das Werkstadt-Areal angeboten. «Um historische Bauten zu erhalten, benötigt es einen Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen Parteien, die beteiligt sind», stellt Maria Christoffel fest. Das Publikum erfährt, wie durch die enge Zusammenarbeit der Kantonalen Denkmalpflege mit der SBB die Vergangenheit und Zukunft eines Industriedenkmals im Kanton Zürich gesichert wird.

Neustadtgasse Winterthur© ZH, Winterthur, Seiler Christof

Quelle: ZH/Winterthur/Christof Seiler

Wir lernen Orte in Winterthur kennen, bei denen Nachhaltigkeit in den Alltag integriert wird.

Zu Beginn der Woche eröffnet Hochbauvorsteher André Odermatt die Europäischen Tage des Denkmals seitens der Stadt Zürich. Gleichzeitig wird am Neumarkt eine kleine Ausstellung von Archäologie und Denkmalpflege der Stadt zur Altstadt mit dem Titel «transformieren und tradieren» vorgestellt. Dazu gibt es eine gleichnamige E-Publikation. Die Kuratoren zeigen anhand kürzlich sanierter Denkmäler auf, wie sich die Altstadt im Lauf der Geschichte verändert hat.

Das gesamte Programm ist auf https://kulturerbe-entdecken.ch ersichtlich

Reparieren und Wiederverwenden

An den Europäischen Tagen des Denkmals öffnen historische Orte ihre Türen, dieses Jahr zum dreissigsten Mal. Die Denkmaltage 2023 gehen der Frage nach, wie wir den grösstmöglichen Beitrag zu einer Netto-Null-Gesellschaft leisten und gleichzeitig die historische Substanz unseres baukulturellen Erbes schützen können. Sie rücken die Nachhaltigkeit unserer historischen Bausubstanz und unseren Umgang mit den knapp vorhandenen Ressourcen ins Zentrum. Zum baukulturellen Erbe, das wir noch an viele Generationen weitervererben wollen, gehört auch eine intakte Umwelt. Deshalb müssen wir unseren Energie- und Stromverbrauch reduzieren. Das gilt auch beim Weiterentwickeln unserer Städte und beim Sanieren der Gebäude, steht auf der Homepage der Europäischen Tage des Denkmals. (mgt.)

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