13:21 VERSCHIEDENES

Studie: Wann Wildtiere in der Stadt im Garten unterwegs sind

Teaserbild-Quelle: Luigi Riccardo, Unsplash

Welchen Einfluss übt der Mensch in der Stadt auf den Alltag von Wildtieren wie Marder oder Fuchs aus? In Berlin hat dies ein Wissenschaftsteam mit Hilfe von Gartenbesitzern untersucht: Wie die Studie unter anderem zeigt, passten die Wildtiere ihre Aktivität den Lockdowns an.   

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Quelle: Will Coates GIbson, Unsplash

Die Gärten der Menschen sind für wilde Vierbeiner interessante Futterquellen - auch wenn es wie im Fall dieses Fuchses zur unerwünschten Begegnung mit dem Zweibeiner kommen kann. (Symbolbild)

Fressen oder gefressen werden, ausbeuten oder kooperieren –  das Zusammenleben von Tieren folgt seinen eigenen Spielregeln. In den Städten wird es zusätzlich vom Menschen beeinflusst. Ein Forschungsteam des deutschen Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hat in Berlin untersucht, wie sie mit den Menschen und ihren Hauskatzen klar kommen.

Um den Tieren – in Berlin waren es vor allem Marder, Füchse und Waschbären – auf die Schliche zu kommen, arbeitete das Team mit Interessierten zusammen, die ihre Gärten für die Installation von Wildtierkameras zur Verfügung stellten Insgesamt sind 150 Geräte montiert worden. Diese schossen jeweils in fünf einmonatigen Durchgängen zwischen Herbst 2018 und Herbst 2020 Bilder, wenn der Bewegungssensor Vierbeiner im Garten registrierte.

Der Stadtgarten als Nahrungsquelle für Fuchs, Marder und Waschbär

Dass für die Studie Gärten als Kamerastandorte ausgewählt worden sind, liegt laut dem Leibniz-IZW daran, dass Gärten auf Wildtiere sowohl anziehend als auch abweisend wirken können. Städtische Gärten stellten mit Kompost, Gemüsebeeten, Obstbäumen oder Haustierfutter eine wichtige Nahrungsquelle für Wildtiere dar, heisst es in der Medienmitteilung. Gleichzeitig seien es Orte, an denen es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer unerwünschten Begegnung mit Menschen oder Haustieren kommen könne.

So entstanden Zehntausende von Aufnahmen, die von den Wissenschaftlern ausgewertet worden sind. In jeder Feldphase machten die Kameras zwischen 2200 und 3000 Bilder von Katzen, 300 bis 1200 von Rotfüchsen, 250 bis 1000 von Waschbären und 50 bis 300 von Mardern sowie zahlreiche Fotos anderer Säugetiere. Die Auswertung der Fotos ergab, dass Fuchs und Co. während der Lockdowns häufiger in Gärten auftauchten, als ausserhalb der Lockdowns. Und sie zeigte auch, dass alle Wildtiere Hauskatzen meiden. – Bei seiner Analyse bezog das Forschungsteam zudem weitere Daten mit ein: Nebst der Bevölkerungsdichte vor Ort waren dies Informationen zur jeweiligen Gartengrösse, zu Baumbestand, potenziellen Nahrungsquellen und Höhe des Gartenzauns.

Mehr Tiere im Herbst und während Lockdown

Junger Waschbär

Quelle: Gary Bendig, Unsplash

Putziger Anblick: junger Waschbär. Waschbären sind im Gegensatz zu Berlin in der Schweiz selten. Laut waldwissen.net dürfte die schweizerische Waschbärenpopulation nur wenige Hundert Tiere ausmachen. (Symbolbild)

Die Untersuchung zeigte, dass sowohl Jahreszeiten als auch Lockdowns sich stark auf darauf auswirkten, wie oft Wildtiere in einem Garten nachgewiesen werden können. So waren sie im Herbst deutlich aktiver als im Frühling, dasselbe trifft auf die Hauskatzen zu. Zudem legt die Untersuchung nahe, dass die Berliner während der Lockdowns ihre Gärten häufiger tagsüber nutzten, so dass die Wildtiere auf die Nacht auswichen. Gleichzeitig nahm die Anwesenheit von Füchsen, Mardern und Waschbären in Gärten während der Ausgangssperren insgesamt zu, was wohl wiederum auf die allgemein geringere Aktivität von Menschen im städtischen Raum zurückgeführt werden kann. Denn zwar tolerieren die untersuchten Wildtierarten zwar die Anwesenheit des Menschen bis zu einem gewissen Grad, versuchen aber Begegnungen mit ihnen zu vermeiden, indem sie ihre Aktivität auf die Nacht konzentrierten.

In ihrem Auftreten unterschieden sich Füchse, Waschbären und Mardern kaum, obwohl sie sich eigentlich aus dem Weg gehen und sich nicht zur selben Zeit im Garten aufhielten: Waren mehr Füchse da, gab es auch mehr Waschbären und Marder - und andersherum. Dies, weil sie unter anderem alle dieselben Ressourcen in einer vom Menschen überformten Umgebung wie der Stadt nutzen. – Anders sah es bei den Hauskatzen aus: Sie scheinen keine Rücksicht darauf zu nehmen, wenn andere Tiere unterwegs sind.

Der Mensch spiele die Rolle einer Super-Schlüsselart, und seine Haustiere übten eine Dominanz auf die lokale Tierwelt aus, heisst es dazu in der Medienmitteilung des Leibniz-IZW. Dies gelte selbst für Arten, die relativ gut mit menschlicher Präsenz in vom Menschen überformten Landschaften zurechtkommen. (mai/mgt)

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