Panorama der Murtenschlacht wird an EPFL als Gigapixel-Bild digitalisiert
Das 100 Meter lange und 10 Meter hohe Panoramagemälde der Schlacht bei Murten wird an der ETH Lausanne als Gigapixel-Bild dreidimensional digitalisiert. Das Jahrzehnte lang in einem Militärlager aufbewahrte Werk soll so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Quelle: Foundation for the Panorama of the Battle of Murten
Wird als Gigapixel-Bild digitalisiert: Das Panoramagemälde der Schlacht bei Murten.
Mit der Digitalisierung werde eines der grössten jemals produzierten, digitalen Bilder entstehen, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Donnerstag mitteilte. Möglich wird das Vorhaben dank einer Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der «Stiftung für das Panorama der Schlacht bei Murten (1476)», die 1996 unter anderem mit dem Ziel gegründet wurde, für das Werk einen passenden Platz zu finden, um es der Öffentlichkeit dauerhaft zeigen zu können.
Das 1893 vom deutschen Maler Louis Braun geschaffene Gemälde stellt den Moment dar, in dem die Eidgenossen während der Belagerung Murtens durch das Herzogtums Burgund im Jahr 1476 die Oberhand gewinnen. Es wurde noch nie dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert. Nach einer kurzen Ausstellung in Zürich und Genf im späten 19. Jahrhundert und an der Schweizerischen Landesausstellung 2002 (Expo.02) hat das Werk die letzten 20 Jahre in einem Militärlager im Berner Oberland verbracht.
400‘000 Bilder der Gemälde-Oberfläche
Mit der Digitalisierung des Gemäldes dürfe das ursprüngliche Ziel der Stiftung für eine dauerhafte Präsentation nun näher rücken. «Soweit bisher bekannt ist, wird dieses Werk mit 1600 Gigapixeln das grösste nahtlose Einzelbild sein, das jemals erstellt wurde. Das sind 1,6 Billionen Pixel, also Bildelemente», erklärt Sarah Kenderdine, Leiterin des Labors für experimentelle Museologie, in der Mitteilung. Sie leitet die Arbeiten der Digitalisierung und Aufbereitung des Panoramabilds.
Aktuell analysiert das Forscherteam den Zustand des Panoramas, anschliessend soll der Prozess für die Digitalisierung starten. Für beide Arbeiten braucht es laut der EPFL jeweils eine grosse mechanische Plattform, mit der die Restauratoren über dem Gemälde arbeiten können, sowie eine entsprechende Kameraausrüstung, mit der etwa 400‘000 Bilder von der Oberfläche des Gemäldes aufgenommen werden können.
Quelle: EPFL eM+
Das Panoramagemälde wurde Jahrzehnte lang in einem Militärlager aufbewahrt. Nun wird das historische Werk digitalisiert.
Ein digitaler 1.600-Gigapixel-Zwilling
Für die Aufnahmen wird laut der EPFL eine iXH-Kamera mit 150 Megapixeln und einem 120-mm-Objektiv verwendet, die speziell für hochauflösende Digitalisierungsprojekte entwickelt wurde. Der Prozess an sich wird voraussichtlich vier Monate dauern und dank der multispektralen Bildgebung Bilder innerhalb des RGB-Farbspektrums – also Rot, Grün und Blau – und darüber hinaus erfassen.
Der Bildgebungsprozess stelle eine Reihe von Herausforderungen dar, etwa die Erfassung eines einwandfreien 2D-Bildes trotz Unregelmässigkeiten auf der Oberfläche der Leinwand. Das Originalgemälde habe ausserdem eine hyperbolische Form, da es ursprünglich in einem Kreis oder einer Rotunde hätte ausgestellt werden sollen. Das Gemälde muss daher sorgfältig auf ein Trägermaterial aufgespult werden, um eine reibungslose Bildaufnahme zu gewährleisten.
Bild soll zum Jubiläum 2026 fertig sein
Die digitale Bildgebung des historischen Werks soll letztendlich neben einer interaktiven 360-Grad-Präsentation für die Öffentlichkeit auch eine Reihe von datenwissenschaftlichen und valorisierenden Initiativen ermöglichen, wie die EPFL festhält. Projektpartner planen laut der Hochschule Spendenaktionen für die Ausstellung des Panoramas. Ziel ist es, den digitalen Zwilling rechtzeitig zum 550. Jahrestag der Schlacht im Jahr 2026 zu erstellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Projekt erhält gemäss Mitteilung finanzielle Unterstützung der Loterie romande, der Gemeinde Murten, vom Kanton Freiburg sowie vom Bundesamt für Kultur und der Panoramastiftung und des Kameraherstellers Phase One. (mgt/pb)
Quelle: EPFL eM+
Vor der Digitalisierung analysieren die Forscher den Zustand des Gemäldes. Dafür braucht es eine grosse mechanische Plattform, mit der die Restauratoren über dem Gemälde arbeiten können, sowie eine entsprechende Kameraausrüstung, mit der etwa 400‘000 Bilder von der Oberfläche des Gemäldes aufgenommen werden können.
Quelle: EPFL eM+
Für das Vorhaben musste das Gemälde vom Militärlager an einen anderen Ort transportiert werden.