Klimaextreme störten 2024 den globalen Wasserkreislauf erheblich
Überschwemmungen, Wirbelstürme, Sturzfluten und Dürren: Die Erderwärmung hat den weltweiten Wasserkreislauf in neue Klimaextreme getrieben. Dies geht aus der aktuellen Ausgabe des jährlich erscheinenden "Global Water Monitor" hervor. Das internationale Forschungsteam unter Leitung der Australian National University, das den Bericht verfasst hat, kommt darin zum Schluss, dass die steigenden Temperaturen die Art und Weise verändern, wie sich das Wasser auf der Erde bewegt.
Quelle: Gustavo Garbino/ PMPA- Banco de Imagens da Prefeitura de Porto Alegre, Attribution,
Im südbrasilianischen Bundesstaat erreigneten sich im Mai hefitge Überschwemmungen, bei denen 181 Menschen ums Leben gekommen sind. Sie gelten als das bislang schlimmste Hochwasser der brasilianischen Geschichte. Im Bild: Porto Allegre, die Haupstadt des Bundessataats.
Diese Veränderung bringe den Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht, wird Albert van Dijk, Leiter der Forschungsgruppe, in der Medienmitteilung zitiert. "Steigende Meeresoberflächentemperaturen verstärkten tropische Wirbelstürme und Dürreperioden im Amazonasbecken und im südlichen Afrika. Die globale Erwärmung trug auch zu stärkeren Regenfällen und sich langsamer bewegenden Stürmen bei, wie die tödlichen Sturzfluten in Europa, Asien und Brasilien zeigen", so der Experte. Für ihren Bericht griffen das Forschungsteam auf Daten von Tausenden von Bodenstationen und Satelliten in der Erdumlaufbahn zurück, um nahezu in Echtzeit Einblicke in kritische Wasservariablen wie Niederschlag, Bodenfeuchtigkeit, Flussläufe und Überschwemmungen zu erhalten.
Das Ergebnis ist eine eindrückliche Bilanz wasserbedingter Katastrophen: Sie reichen von den Überschwemmungen in Afghanistan und Pakistan im März und den folgenden Monaten über verheerende Dürren im südlichen Afrika, den Sturm Boris in Mitteleuropa und die Sturzfluten in Spanien bis hin zu tropischen Stürmen in Vietnam und den Philippinen im Oktober. Laut dem Report sind bei den erfassten Katastrophen insgesamt mehr als 8700 Menschen ums Leben gekommen, 40 Millionen Menschen vertrieben worden und wirtschaftliche Verluste in Höhe von über 550 Milliarden US-Dollar entstanden.
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung erlebteihr wärmstes Jahr
Der Report stellt fest, dass 2024 etwa vier Milliarden Menschen in 111 Ländern - die Hälfte der Weltbevölkerung - ihr bisher wärmstes Jahr erlebten. Laut Albert van Dijk waren die Lufttemperaturen über Land im Jahr 2024 um 1,2 Grad Celsius wärmer als zu Beginn des Jahrhunderts und etwa 2,2 Grad Celsius höher als zu Beginn der industriellen Revolution. Für van Dijk war 2024 global gesehen ein Jahr der Extreme, aber kein Einzelereignis: "Es ist Teil eines sich verschlimmernden Trends zu intensiveren Überschwemmungen, anhaltenden Dürren und rekordverdächtigen Extremen." Wie van Dijk erklärt, werden dabei Niederschlagsrekorde mit zunehmender Regelmässigkeit gebrochen: So seien 2024 rekordverdächtige monatliche Niederschlagssummen um 27 Prozent und tägliche Niederschlagsrekorde um 52 Prozent häufiger erreicht worden als zu Beginn dieses Jahrhunderts. "Rekordtiefstwerte wurden 38 Prozent häufiger erreicht, sodass wir auf beiden Seiten schlimmere Extreme erleben. "
"Wasser ist unsere wichtigste Ressource, und seine Extreme - sowohl Überschwemmungen als auch Dürren - gehören zu den grössten Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind", betont van Dijk. Umso wichtiger ist laut dem Experten, sich auf die unvermeidlichen schweren Extremereignisse vorzubereiten und anzupassen: "Das kann bedeuten, dass wir den Hochwasserschutz verstärken, eine dürreresistentere Nahrungsmittelproduktion und Wasserversorgung entwickeln und bessere Frühwarnsysteme einrichten."
Ausblick auf 2025: Eher Überschwemmungen in Asien und Europa?
Der Report wagt auch einen Ausblick auf 2025: Die hydrologischen Bedingungen zu Beginn des Jahres würden darauf hindeuten, dass sich im nördlichen Südamerika, im südlichen Afrika, im nördlichen Afrika, in Zentralasien, in Teilen Nordamerikas und in Westaustralien Dürreperioden entwickeln oder verstärken könnten. Regionen wie die Sahelzone, das Horn von Afrika, Europa und der grösste Teil Asiens seien relativ feucht und könnten eher von Überschwemmungen als von Dürren bedroht sein.
Abschliessend heisst es im bericht: "Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels werden die globalen Temperaturen bis 2025 wahrscheinlich weiter ansteigen, was zu mehr Hitzewellen, einem höheren Buschbrandrisiko, heftigen Stürmen und extremen Niederschlagsereignissen führen wird. Dazu gehört auch eine grössere Wahrscheinlichkeit von sich schnell entwickelnden "Sturzfluten" und "Sturzdürren" in allen Regionen." (sda/mai)