Grünräume in Zürich: Wo viele wilde Bienen wohnen
Zürich ist ein Bienenparadies: In Gärten, Pärken und anderen Grünflächen der Stadt kommt ein Viertel aller Wildbienenarten der Schweiz vor. Dies zeigt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft (WSL). Wildbienen sind für die Bestäubung der Pflanzen ebenso wichtig wie Honigbienen, die mit dem heutigen Bienentag geehrt werden.
Quelle: Sofia Mangili
Früh blühende Blumen wie Traubenhyazinthen sind gutes Stadtbienen-Futter, wie für diese Rote Mauerbiene.
Wildbienen ist die Stadt Zürich keine Betonwüste auch keine ökologische Einöde: 164 der in der Schweiz heimischen rund 600 Wildbienenarten kommen in den Grünräumen der Stadt vor. Dies haben die Forscher David Frey und Marco Moretti von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und Bertrand Fournier von der Concordia Universität in Montreal in Kanada im Rahmen einer Studie herausgefunden. Sie basiert auf Daten aus drei grossen Studien der WSL zur Biodiversität in der Stadt Zürich.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass in Zürichs Grünräumen ganz unterschiedliche Artengruppen heimisch sind. Dies wiederum verdeutlicht, dass das Wachstum der Stadtflächen zumindest bei den Bienen nicht unbedingt zu einer Vereinheitlichung der Tierwelt mit einigen wenigen Arten führen muss, wie dies häufig befürchtet wird. So sind immerhin 25 bis 30 Wildbienenarten in einem durchschnittlichen Zürcher Haus- oder Schrebergarten unterwegs. Diese Bienen stechen nicht und sind für Menschen harmlos. „Die Wildbienen, die hier leben, scheinen gut an die Bedingungen angepasst zu sein“, erklärt David Frey.
Pflanzenvielfalt auf dem Dach und im Garten
Die Wissenschaftler haben die ökologischen Eigenschaften untersucht, die Stadtbienen eigen sind: Es handelt sich überwiegend um Arten, die die grosse Pflanzenvielfalt der Stadt als Nahrung nutzen können. Sie sind früher im Jahr und für längere Zeit aktiv und nisten häufig in bestehenden Hohlräumen wie jenen in „Bienenhotels“.
Quelle: hbieser, Pixabay-Lizenz
Insektenhotels sind nur eine der vielfältigen Möglchkeiten, die Stadtbienen zum Nisten nutzen.
In den untersuchen Typen von Stadtgrünflächen – Gärten, Pärke, Stadtbrachen und begrünte Flachdächern – sind verschiedenste Lebensgemeinschaften von Bienen zu Hause: Während sich in Gärten und auf Brachflächen im Schnitt etwa 25 Wildbienenarten niedergelassen haben, sind es in Parks und auf begrünten Flachdächern nur 15. Gartenbienen stellen ausserdem höhere Ansprüche an die Qualität des Lebensraums, weil sie spezialisierter sind. In der Regel sind solche Spezialisten eher von Lebensraumschwund bedroht als Generalisten und sie sind deshalb auch öfter Ziel von Schutzmassnahmen.
Kuckucksbienen eher selten
„In der Stadt leben unterschiedliche Lebensgemeinschaften von Bienen“, resümiert Frey. „Man kann nicht von einer Gleichschaltung der Lebensgemeinschaften sprechen. Verschiedene ökologische Strategien scheinen erfolgreich zu sein, zum Beispiel was die Wahl von Nistplätzen oder Futterpflanzen betrifft.“ Ausgenommen sind laut Frey „Kuckucksbienen“ oder vielmehr Bienen, die ihre Eier in die Nester anderer Arten legen. Solche Futterparasiten oder Schmarotzer sind in der Stadt deutlich seltener. Insgesamt setzen sich also keineswegs nur wenige dominante Arten durch.
Die Studienergebnisse verdeutlichen gemäss Frey aber auch, dass kein Grünraum durch einen anderen ersetzt werden kann – etwa Stadtgärten mit begrünten Flachdächern. (mai/mgt)
Internet-Tipp: Mehr Informationen zum Thema auf der Themenseite der WSL zu städtischen Grünräumen www.wsl.ch