Kühler Ausstellungstipp: Unterwegs in Grönland
Wenn am Wochenende die Sommerhitze zuschlägt, bietet das Landesmuseum Kühlung: Die Ausstellung „Grönland 1912“ lädt zur Zeitreise auf den Spuren der Grönlandexpedition von Alfred de Quervain. Von den Messungen die der Schweizer Geophysiker dort vorgenommen hat, profitiert die Wissenschaft bis heute.
Quelle: ETH Bibliothek, Bildarchiv
Die Expeditionsmitglieder während der Überquerung (von links): Der Arzt Hans Hössli, der Architekt Roderich Fick, der Ingenieur Karl Gaule und der Expeditionsleiter Alfred de Quervain.
Dass sich die Klimaforschung mit den Gletschern beschäftigt, ist nicht so neu: Wenn auch unter anderen Voraussetzungen standen schon vor gut100 Jahren im Fokus der Wissenschaft. Damals befürchtete man eine neue Eiszeit.
Einer der Forscher, die sich mit den weissen Riesen befasst
hatten, war der Schweizer Geophysiker Alfred de Quervain (1879-1927). 1912 war
er zu seiner „Schweizerischen Grönland Expedition“ aufgebrochen und war damit
in aller Munde. Dies nicht nur, weil sich die damals noch junge Klimaforschung sich
für die Daten des Berners interessierte, sondern auch, weil die Gesellschaft nach
abenteuerlichen Geschichten aus dem Norden gierte.
Weil sich von staatlicher Seite niemand an den Kosten der Expedition beteiligen wollte, schloss de Quervain einen Vertrag mit der Neuen Zürcher Zeitung ab: Sie bezahlte einen Drittel der Aufwände und erhielt dafür das Recht, exklusiv über die Expedition zu berichten. Die Artikel machten de Quervains spektakuläres Forschungsunterfangen noch bekannter und lösten damit in der Schweiz einen regelrechten „Polarboom“ aus.
Die Arktis war kein Neuland
Quelle: ETH Bibliothek, Bildarchiv
Alfred de Quervain auf dem grönländischen Inlandeis bei der Messung des Windes, 1912.
Allerdings wusste Alfred de Quervain damals bereits, auf welche Strapazen er sich einlassen sollte. Schliesslich war er bereits 1909 im ewigen Eis Grönlands unterwegs gewesen. Mit der seiner „Schweizerischen Polarexpedition“ kehrte er dorthin zurück. Dieses Mal, mit dem Plan, die Insel zu durchqueren. Vor ihm hatte vor dies erst einer geschafft: Fridtjof Nansen. Der Norweger hatte die Insel 1888 durchquert.
Wie es sich für einen Abenteurer gehört, sollte de Quervains Tour anspruchsvoller. Er durchmass das Eiland weiter nördlich und auf leiner ängeren Strecke als Nansen: Quervain und sein Mitstreiter legten auf Skiern und mit Hundeschlitten in sechs Wochen rund 650 Kilometer zurück. Das war nicht nur strapaziös, sondern auch gefährlich. Gegen Ende der Tour fanden sie beispielsweise das Depot mit Nahrungsvorräten nur knapp.
Datenschatz aus dem ewigen Eis von Grönland
Die meteorologischen und glaziologischen Daten, die de Quervain und sein Team 1912 gesammelt hatten, waren für die Wissenschaft äusserst wertvoll und sind es noch immer: Bis heute werden sie von der Wissenschaft genutzt, beispielsweise bei der Erforschung des Grönländischen Eisschilds, dem als zweitgrössten Süsswasserspeicher der Welt. Im Zuge der Klimaerwärmung schmilzt er seit zwei Jahrzehnten immer schneller. Besonders problematisch: Das Schmelzwasser wird nicht mehr aufgenommen und wird auch später nicht mehr wieder zu Eis, sondern fliesst in den Ozean ab. In der Folge schwinden die Süsswasserreserven und der Meeresspiegel steigt kontinuierlich an.
Unterwegs auf de Quervains Spuren
Die Sonderausstellung „Grönland 1912“ im Landesmuseum in Zürich zeichnet seine Reise nach. Anhand von Originalexponaten und historischen Fotografien werden den Besuchern allerdings nicht nur die Abenteuer de Quervains nahe gebracht, sondern auch das, was er für die Klima- und Gletschforschung geleistet hat. Und von hier aus ist der Weg vom noch beinahe vollständig vereisten Grönland von einst zur Gegenwart, wo die wärmeren Temperaturen die Insel mancherorts grünen lassen, nicht mehr weit. (mai/mgt)
„Grönland 1912“ im Landesmuseum Zürich bis 18. Oktober
Öffnungszeiten: Dienstag bis Mittwoch 10 bis 17 Uhr / Donnertag 10 bis 19 Uhr /
Freitag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr / Montag geschlossen
Weitere Informationen zur Ausstellung auf www.landesmuseum.ch/groenland