Forschung: Coralline Rotalgen kitten wie Zement
Coralline Rotalgen gehören zur Gattung der Kalkalgen. Das sind Algen, die Kalziumkarbonat ansondern. Bei den Corallinen Rotalgen entstehen dabei Skelette. Und diese Skelette können wiederum wie Zement funktionieren, wie ein deutsches Forscherteam herausgefunden hat.
Quelle: Francesco Ungaro, Unsplash
Korallenriffe sind nicht nur ein Hort der Biodiversität sondern schützen auch vor Sturmwellen.
Weil Korallenriffe selbst schweren Stürmen trotzen können, bieten sie zahllosen Meeresbewohnern einen sicheren Unterschlupf und sind damit ein Hort der Bioidiversität. Gleichzeitig schützen sie dichtbesiedelte Küstenregionen, indem sie Sturmwellen abflachen.
Doch weshalb sind die Riffe, obwohl sie auf aus fragilen Korallen bestehen, so stabil? Dieser Frage ist ein Forschungsteam der Universität Bayreuth und der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nachgegangen. Die Wissenschaftler fanden die Ursache dafür in einem besonderen Zement: in den Corallinen Rotalgen. Sie bilden ein hartes Kalkskelett und stabilisieren auf diese Weise die Riffe – und das seit mindestens 150 Millionen Jahren.
Die Forschung vermutet schon länger, dass coralline Rotalgen mit ihrem Kalkskelett eine Stützfunktion erfüllen. Allerdings konnte dieser Zusammenhang bislang nicht nachgewiesen werden, wie die Forscher der beiden Universitäten im Fachmagazin Scientific Reports berichten. Sie konnten dies nun belegen, indem sie dazu über 700 fossile Einzelriffe aus 150 Millionen Jahre Erdgeschichte analysiert hatten.
Rotalgen stützen Riffe
„Die corallinen Rotalgen bilden ein Kalkskelett und verkitten die Korallenriffe wie Zement“, erklärt Sebastian Teichert vom Lehrstuhl für Paläoumwelt an der FAU. „Über die Jahrmillionen haben verschiedene Krisen sie jedoch immer wieder in dieser Funktion eingeschränkt.“ Zu diesen Krisen gehört zum Beispiel die Evolution pflanzenfressender Meerestiere, vor allem Seeigel und Papageienfische. Sie haben Laufe der Zeit immer wieder dafür gesorgt, dass sich die corallinen Rotalgen deziemierten.
Allerdings entwickelten die Algen Abwehrmechanismen wie besondere Wuchsformen, um sich gegen ihre Fressfeinde zu behaupten. „Die Algen haben sich so gut angepasst, dass sie mittlerweile sogar von den Pflanzenfressern profitieren“, sagt Teichert. „Die Pflanzenfresser befreien die Algen nämlich von schädlichem Aufwuchs, beispielsweise Grünalgen, so dass sie ungehindert wachsen können.“ Auf diese Weise stützen coralline Rotalgen die Riffe heute erfolgreicher als jemals zuvor in der Erdgeschichte.
Noch nicht geklärt ist, inwiefern der Klimawandel die Stützfunktion der corallinen Rotalgen beeinflusst. Eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen würde jedoch nicht nur die Korallen und andere Riffbewohner treffen, sondern auch den Menschen, da Korallenriffe wichtig für den Küstenschutz sind, indem sie Sturmwellen abschwächen. Ausserdem bieten sie vielen Speisefischen und Meeresfrüchten eine Kinderstube. (mai/mgt)