11:43 VERSCHIEDENES

Filmtipp: Im «Bagger Drama» fehlen einer Familie die Worte

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: Filmcoopi

Bagger und ein Betonblock spielen in Piet Baumgartners Film «Bagger Drama» eine tragende Rolle. In der mehrfach ausgezeichneten Familiengeschichte, die am 1. Mai in die Kinos kommt, geht es darum, was passiert, wenn keiner mehr miteinander spricht.

Filmstill aus "Bagger Drama"

Quelle: Filmcoopi

Filmstill aus "Bagger Drama"

Ein beinahe wolkenloser Sommerhimmel. Von rechts schiebt sich nach und nach eine Baggerschaufel ins Bild, schliesslich bewegt sie sich sanft nach hinten. Darauf reckt sich langsam ein weiterer Baggerarm ins leuchtende Blau und kippt die Schaufel ebenfalls. Die beiden Bagger scheinen sich zu umkreisen, sie kommen sich nahe, berühren sich aber nicht. Dann ist der Pas de deux vorbei. Daniel, der am Steuer des einen Baggers, sitzt, lässt sich erschöpft in den Sessel fallen. Im Hintergrund sieht man seine Mutter Conny in der Führerkabine des anderen Baggers. «We are all okay, chli entschpanne» meldet sich Daniels Vater Paul von draussen übers Mikrofon, der den Tanz dirigiert hat. Am kommenden Firmenanlass des Familienunternehmens, das Bagger verkauft und vermietet, sollen die Baumaschinen präsentiert werden – und sich von ihrer schönsten Seite bewundern lassen. Die Eröffnungsszene des Films zeigt, was schon lange schief läuft in der Familie. Direkt miteinander zu kommunizieren ist schon länger nicht möglich.

Denn seit einem Jahr ist nichts mehr Okay. Eltern und Sohn hadern mit dem Tod von Daniels Schwester: Sie war bei einer Kanufahrt tödlich verunfallt; als ihr Boot kippte, prallte sie mit dem Kopf an einen Betonblock, der zu Beginn der Geschichte noch immer aus dem Fluss ragt. Während die Familienbande auseinanderzureissen drohen, sind das einzig Beständige die Bagger. Daniel fällt es schwer, dazu zu stehen, dass er den elterlichen Betrieb nicht weiterführen will, Paul vergräbt sich in der Arbeit und die Mutter droht an der Trauer um ihre verlorene Tochter zu zerbrechen. Und bei alldem fehlen den dreien die Worte.

Vom Musikvideo zum abendfüllenden Spielfilm


Filmstill aus "Bagger Drama"

Quelle: Filmcoopi

Filmstill aus "Bagger Drama"

«Dort, wo ich herkomme, werden Probleme nicht besprochen, man macht solche Dinge mit sich selbst aus», sagt Regisseur und Drehbuchautor Piet Baumgartner, der mit seinem ersten Langspielfilm ein sehr persönliches Werk geschaffen hat und auf seiner Website schreibt, dass er sich als Visual Artist für Menschen, Maschinen und Emotionen interessiert. «Eine Familie scheint unzerstörbar, ausser sie tut es selbst», so Baumgartner. «Ich bin erstaunt und fasziniert zugleich, wie wenig man innerhalb einer Familie auszusprechen vermag, was einem am meisten beschäftigt.» Daraus ist ein stilles und gleichzeitig spannendes Familiendrama entstanden. Ein «moderner Heimatfilm», wie es in den Medienunterlagen des Filmverleihs Filmcoopi und der Produktionsfirma Dschointventschr heisst. Dass es beeindruckt und anrührt, verdankt es neben den Darstellern – allen voran Bettina Stucky als Conny, Vincent Furrer als Daniel und Phil Hayes als Paul – auch den eindrücklichen Bildern. Die Kulisse aus glänzenden Baggern und Orten wie einer Kiesgrube verleihen dem Film eine besondere Atmosphäre.

Dass Bagger einen grossen Part spie-len, liegt übrigens auch am Musikvideo «Through My Street», das Baumgartner vor rund neun Jahren mit dem Musiker Rio Wolta gedreht hatte. Es hat letztlich den Ausschlag für das «Bagger Drama» gegeben. Auch im Video umkreisen sich Bagger und scheinen miteinander zu flirten: ein eleganter Tanz in einer Kiesgrube. Das Video wurde mehrfach preisgekrönt. Das gilt auch für das «Bagger Drama», es wurde bereits mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt, darunter mit zwei Max-Ophüls-Preisen für die beste Regie respektive bestes Drehbuch. Und Premiere feierte es am Filmfestival von San Sebastian, wo es den «New Director’s Award» erhalten hatte.

Drei mal zwei Tickets gewinnen

Die Filmcoopi und das Baublatt verlosen drei mal zwei Tickets für den Film «Bagger Drama». 

Wer an der Verlosung teilnehmen will, schickt bis Mittwoch, 23. April, ein Mail mit dem Betreff «Verlosung Bagger Drama» an 

redaktion@baublatt.ch

und vermerkt darin, an welche Adresse die Tickets gesendet werden sollen. Die Freikarten können in jedem Kino eingelöst werden, das den Film «Bagger Drama»  zeigt. (bb)

Video zu Rio Wolta | Through My Street

Geschrieben von

Chefredaktorin Baublatt

Ihre Spezialgebiete sind Architekturprojekte, Kultur- und Wissenschaftsthemen sowie alles Schräge, was im weitesten Sinn mit Bauen zu tun hat.

E-Mail

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Rascor International AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.