19:32 VERSCHIEDENES

Fels beim Martinsloch brach vor beinahe zwei Wochen ab

Teaserbild-Quelle: Lorenz Grämiger, Dr. von Moos AG

Der gewaltige Felsabbruch beim Grossen Tschingelhorn schräg über dem Martinsloch bei Elm GL ereignete sich schon am 3. Oktober um 9.46 Uhr. Das zeigen Aufzeichnungen des Schweizerischen Erdbebendienstes.

Der Felssturz lasse sich mit seismischen Daten sekundengenau bestimmen, erklärte eine Sprecherin des Schweizer Erdbebendiensts gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Obwohl mehr als 10'000 Kubikmeter Fels vom Gipfelkamm sowohl auf Glarner als auch auf Bündner Seite ins Tal donnerten, bemerkte dies laut Medienmitteilung der Welterbestätte Tektonikarena Sardona unmittelbar offenbar niemand. – Die Bevölkerung von Elm GL stellte später jedoch fest, dass der Berg plötzlich anders aussieht. 

Es sei davon auszugehen, dass in nächster Zeit und vor allem im kommenden Frühjahr mit weiteren Abbrüchen gerechnet werden müsse, schreibt die Tektonikarena Sardona weiter. Von Wanderungen und Klettertouren im direkten Bereich um das Martinsloch wird deshalb dringend abgeraten.

Instabile Verrucano-Gesteine

Tschingelhörner Bündnerseite

Quelle: Foto Homberger, Welterbe Sardona / Grafik zvg

Der Felssturz auf der Bündner Seite. Der Bereich, der am 3. Oktober niederging ist gelb markiert.

Wie es weiter im Communiqué heisst, liegt beim Felsabbruch beim Grossen Tschingelhorn eine wichtige Ursache in der Beschaffenheit der Gesteine, die spitzen Gipfel der Tschingelhörner sind aus Verrucano-Gesteinen aufgebaut. Gerade die Verrucano-Gesteine direkt über der Glarner Hauptüberschiebung seien für ihre Instabilität bekannt. - Die messerscharfe Linie oder vielmehr die Glarner Hauptüberschiebung bildet den Übergang zur darunterliegenden grauen Schicht aus Kalksteinen. Das Martinsloch durchsticht diese Kalksteinschicht ungefähr auf halber Höhe.

Ob und wie das niederschlagsreiche Jahr und der Klimawandel bei dem Felsabbruch eine Rolle gespielt haben, ist unter Fachleuten umstritten. Thomas Buckingham, Geologe der Welterbestätte, geht davon aus,  dass die ständigen Temperaturschwankungen im Tagesverlauf an diesem ausgesetzten Felskamm und das niederschlagsreiche Jahr den Felssturz verursacht haben könnten. Wie es in der Medienmitteilung weiter heisst, ist der Bereich schräg über dem Martinsloch am Grossen Tschingelhorn schon seit vielen Jahren für seine hohe Steinschlagaktivität bekannt. (mai/mgt/sda)

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