Erwärmung der Alpen hängt vom globalen Klimaschutz ab
Bis 2100 muss in allen Höhenlagen und Regionen der Alpen mit einer weiteren Erwärmung gerechnet werden, allerdings hängt das Ausmass der Erwärmung stark vom globalen Klimaschutz ab. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Meteoschweiz, von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Österreich (ZAMG) und von Meteo-France.
Quelle: Charlie Hammond, Unsplash
Die Studie umfasste auch das Gebiet um den Mont Blanc.
Wie die ZAMG in ihrer Medienmitteilung schreibt, handelt es sich um die bisher detaillierteste Studie zur Entwicklung des Klimas in den Alpen in den nächsten Jahrzehnten.
Steigende Temperaturen
Werden die Auflagen des Pariser Klimaabkommens eingehalten steigen laut den Autoren im gesamten Alpenbereich und während allen Jahreszeiten die Temperaturen bis zum Jahr 2100 von etwa 0,5 bis 1,5 Grad (im Vergleich zur Klimaperiode 1981-2010). Dieses Temperaturniveau werde in den kommenden 20 bis 30 Jahren erreicht und müsse wohl als „unvermeidlicher Klimawandel“ bezeichnet werden. Immerhin können die Temperaturen laut den Wissenschaftlern aber auf diesem Niveau langfristig stabilisiert werden – sofern dieser Weg eingehalten wird.
Gibt es keinen weltweiten Klimaschutz, dann dürften sich die Temperaturen auch nach 2050 weiter um etwa 5 Grad bis zum Jahr 2100 erhöhen. Der Studie zufolge umfasst die mögliche Bandbreite der Erwärmung je nach Jahreszeit und Region 2 bis 7 Grad. – Die stärkste Erwärmung wird es in allen Regionen im Sommer geben: Sie erstrecke sich über alle Höhenlagen, wobei ab etwa 1000 Metern Seehöhe noch höhere Werte zu erwarten seien als in tiefen Lagen.
Niederschläge nehmen zu
Im Vergleich zum Temperaturanstieg zeigen sich mehr Unsicherheiten bei den Prognosen zu den Niederschlägen. Laut den Autoren zeichnet sich aber dennoch sehr einheitlich für alle Regionen und alle Jahreszeiten ein Trend zu grösseren täglichen Niederschlagsmengen ab. „Die Zahl der Tage mit leichtem Niederschlag geht zwar zurück, dafür gibt es aber mehr Tage mit grossen Regen- oder Schneemengen“, sagt Klimaforscher Andreas Gobiet vom ZAMG. Die Zunahme der Niederschlagsintensität liege bei Einhaltung des Ziels des Pariser Klimaabkommens im Bereich von fünf Prozent bis zum Jahr 2100, ohne globalen Klimaschutz bei ungefähr 10 bis 20 Prozent.
Derweil zeigen Vergleich der Modellergebnisse unter den einzelnen Jahreszeiten, dass die Niederschläge im Sommer zurückgehen und im übrigen Jahr ansteigen dürften. „Das könnte für die Sommer längere trockene Phasen bedeuten, unterbrochen von kurzen aber intensiven Regenereignissen“, kommentiert Gobiet.
In tieferen Lagen weniger Schnee
Auch wenn die Niederschlagsmenge im Winter zunimmt, wird der
Schnee in kommenden Jahren gemäss der Studie weniger, vor allem unterhalb von
etwa 1500 Metern Seehöhe: Im Zuge der Erwärmung fällt öfter Regen anstatt
Schnee – und gefallener Schnee schmilzt schneller wieder. Ausserdem geht aus
den Untersuchungen hervor, dass dad Ausmass des weltweiten Klimaschutzes auch bei
der Entwicklung der Schneelage eine bedeutende Rolle spielt. (mgt/mai)
Auswertung und Studie
Für die Studie wurde die Entwicklung von Parametern Temperatur, Niederschlag und Schneebedeckung mit Hilfe regionaler Klimamodelle bis zum Jahr 2100 berechnet – jeweils für drei unterschiedliche Szenarien der weiteren weltweiten Emission von Treibhausgasen. Die Studie liefert Auswertungen jeweils nach Jahreszeiten und für die drei Großregionen Alpen Nordost (enthält einen Grossteil von Österreich), Alpen Nordwest (enthält Vorarlberg) und Alpen Süd (Kärnten und Osttirol). Ausserdem wurden Fallstudien für die Regionen Mont-Blanc und Ötztal durchgeführt.
„Sehr wichtig ist bei derartigen Untersuchungen, mit sogenannten Ensembles zu arbeiten“, sagt ZAMG-Klimaforscher Andreas Gobiet, „dabei werden für jeden Parameter mehrere Varianten mit unterschiedlichen Modellen und unterschiedlichen Anfangsbedingungen berechnet. So lässt sich gut erkennen, welche mögliche Bandbreite der Entwicklung zu erwarten ist. Dadurch sehen wir auch, welche Parameter einheitliche und somit zuverlässige Ergebnisse liefern und welche mit starken Unsicherheiten behaftet sind.“
Die Studie „21st Century alpine climate change“ ist im Fachmagazin „Climate Dynamics“ veröffentlicht worden. (mai/mgt)
Quelle: Nasa
Die Alpen aus dem Orbit gesehen.