09:07 VERSCHIEDENES

Bodensee soll zum Energielieferanten werden

Teaserbild-Quelle: Wald-Burger8, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

In zwei Vorstössen aus dem Thurgauer und dem St. Galler Kantonsparlament wird die Nutzung von Bodenseewasser für die Gewinnung von Energie verlangt. Im Thurgau steht die SVP hinter der Forderung, in St. Gallen alle vier Fraktionen des Kantonsrats.

Bodensee.

Quelle: Wald-Burger8, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

Bodensee.

Das Forschungsinstitut Eawag in Dübendorf zeige in Studien ein riesiges Potenzial für die Gewinnung von Energie aus Seen auf, "speziell aus dem Bodensee", heisst es in den beiden Vorstössen aus den Kantonsparlamenten von St. Gallen und Thurgau, die im März und April koordiniert eingereicht wurden. Möglich sei eine "bedenkenlose Energiegewinnung" für Heizung und Kühlung" mit Seewasser. Gedacht wird etwa an grosse Wärmepumpanlagen zur Nutzung der Wasserwärme aus Bodensee und Rhein. Die beiden Anrainerstaaten Deutschland und Österreich hätten das Potenzial des Sees bereits erkannt und aufgegriffen. Dort gebe es weit fortgeschrittene Studien und Projekte für thermische Grossanlagen.

Zusammenarbeit um den Bodensee

Nebst den zu erwartenden Kosten solle aber auch der Zusammenhang von Trinkwassernutzung, Fischerei, Landschafts- und Ortsbilds sowie weitere ökologische Auflagen berücksichtigt werden, heisst es weiter.

Die Nutzung von Seewasser solle im Rahmen einer Gesamtschau geprüft werden. Dabei müssten die beiden Kantone St. Gallen und Thurgau zusammenarbeiten und das Potenzial auch grenzüberschreitend abklären, so die Forderung aus den Vorstössen, die noch nicht behandelt wurden.

Projekt in Luzern

Ein konkretes Vorhaben für die Nutzung von Seewasser gibt es bereits in Luzern. Der Stadtluzerner Energieversorger ewl und Private wollen in Horw und Kriens bis zu 5000 Haushaltungen mit Wasser aus dem Vierwaldstättersee heizen und kühlen. Vorgesehen sind Investitionen von 95 Millionen Franken. Noch 2018 soll Baubeginn sein (baublatt.ch berichtete).

Ganz andere Ideen testeten im März 2017 Forscher des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik im Bodensee. Sie versenkten eine 20 Tonnen schwere Betonkugel vor Überlingen in 100 Meter Tiefe (baublatt.ch berichtete). Damit konnte Energie gewonnen werden, weil einströmendes Wasser in der Kugel eine Turbine antrieb, die Strom erzeugte. Die Anlage funktionierte wie eine Batterie: Mit überschüssigem Strom wurde das Wasser wieder aus der Hohlkugel gepumpt, so dass sie wieder für die Stromerzeugung einsatzfähig war. Durch dieses System könnte in der Nähe von Offshore-Windparks im Meer Strom gespeichert werden, erklärten die Forscher. Im nächsten Schritt wollen sie eine noch grössere Kugel im Meer testen, bevor das Verfahren kommerzialisiert wird. (sda)

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