Blauflügelige Ödlandschrecke ist Tier des Jahres 2023
Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist das Tier des Jahres 2023. Die Heuschreckenart ist im Sitzen gut getarnt, ihre blauen Flügel sind nur im Flug sichtbar. Für Pro Natura ist das Insekt eine Art Botschafterin für die Biodiversitätskrise.
Quelle: Wolfgang Hock
Die blauen Flügel der Heuschreckenart sind nur im Flug sichtbar: Eine auffliegende Blauflügelige Ödlandschrecke zaubert einen Farbtupfer in ihren kargen Lebensraum.
Um zu überleben, braucht sie das richtige Verhältnis von Sonne und Schatten. Meist sitzt sie grandios getarnt und kaum sichtbar am Boden – nur um kurz darauf mit einem spektakulären Farbenspiel in luftige Höhen abzuheben: die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Die Naturschutzorganisation Pro Natura hat das Insekt nun zum Tier des Jahres 2023 gekürt.
Heuschrecke steht für hohe Biodiversität
«Das diesjährige Tier des Jahres ist voller Gegensätze», wird Florin Rutschmann, Heuschreckenspezialist und Schutzgebietsbeauftragter bei Pro Natura Aargau, in einer Mitteilung von Dienstag zitiert. Wie der Name bereits verrät, bevorzugt die Heuschrecke karges Terrain. Sie besiedelt lückige Trockenwiesen, Kiesbänke mit spärlicher Vegetation in Auen oder leicht verwilderte Bahn- und Gewerbeareale.
Solche Lebensräume finden sich laut Pro Natura in der Schweiz vor allem im Wallis und Tessin, aber auch zerstreut in der Nordschweiz, teilweise mitten in der Stadt. «Unter den Insekten gilt die Blauflügelige Ödlandschrecke als Zeigerart. Das heisst, wo sie lebt, ist die Biodiversität hoch und es gibt noch viele andere Arten», erklärt Rutschmann.
Die Zerstörung der Flusslandschaften sowie die Intensivierung der Landwirtschaft und Landnutzung in den letzten 100 Jahren hätten jedoch zu einer akuten Biodiversitätskrise und dem Rückgang vieler Insektenarten geführt, schreibt Pro Natura weiter. Schweizweit seien davon heute 60 Prozent der Insekten und 40 Prozent der Heuschrecken bedroht.
Quelle: Dieter Thommen
Die Körperfarbe der Blauflügeligen Ödlandschrecke ist von Tier zu Tier unterschiedlich. So passt sich das Insekt an seinen jeweiligen Lebensraum an.
Blauflügelige Ödlandschrecke ist bedroht
«Auch die Blauflügelige Ödlandschrecke ist in der Schweiz potenziell gefährdet. Aber der Klimawandel könnte das ändern», so der Heuschreckenspezialist. Denn die wärmeren Temperaturen begünstigen die Entstehung ihres Lebensraums. Oft handle es sich dabei aber um vergängliche Paradiese. Denn ohne natürliche Dynamik oder zielgerichtete Pflege verschwinden diese Lebensräume wieder.
«Insekten sind das Rückgrat vieler natürlicher Kreisläufe», betont Rutschmann. «Sie sind Nahrung für viele andere Arten, bestäuben Pflanzen, bauen Pflanzenmaterial ab, räumen Kadaver weg und vieles mehr. Ihr Rückgang und ihre punktuellen Populationszunahmen sollten uns gleichermassen alarmieren. Sie zeigen, dass die Klimakrise und die Biodiversitätskrise unsere natürlichen Lebensgrundlagen aus dem Gleichgewicht bringen.»
Damit Insekten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke ihre Funktion im Ökosystem wahrnehmen können, müssen Klimakrise und Biodiversitätskrise laut Pro Natura gemeinsam gelöst werden. (mgt/pb)
Quelle: Dieter Thommen
Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist das Tier des Jahres 2023. Sie macht laut Pro Natura auf trocken-warme, artenreiche Lebensräume als vergängliche Paradiese aufmerksam.