14:21 VERSCHIEDENES

Bevölkerung der «Pfahlbauten» am Bielersee war sehr mobil

Teaserbild-Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat ein zweibändiges Werk zu den «Pfahlbauten» von Sutz-Lattrigen am Bielersee publiziert. Das Werk zeigt, dass die Siedlungsbewohner vor knapp 6000 Jahren weitreichende Kontaktnetze pflegten.

Archäologische Tauch-Ausgrabung in Sutz Lattrigen von 1992/1993

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Tauchequipe

Taucharchäologische Ausgrabung in Sutz-Lattrigen 1992/93.

An keinem Uferabschnitt des Bielersees wurden jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen, respektive «Pfahlbauten», so grossflächig ausgegraben wie bei der Gemeinde Sutz-Lattrigen, heisst es in einer Mitteilung der Berner Bildungs- und Kulturdirektion von Montag. Der Archäologische Dienst hat die Resultate der langjährigen Tauchgrabungen und Untersuchungen nun in Buchform veröffentlicht.

Der älteste ausgegrabene Bereich, der sogenannte «Hauptstation innen», bestand gemäss Jahrringanalysen der Bauhölzer aus vier aufeinanderfolgenden Dörfern der Zeit um 3830 bis 3560 vor Christus. Ihre Bau- und Nutzungszeit, ihre Form sowie ihre Entwicklung lassen sich laut Mitteilung dank Tausenden von oft jahrgenau datierten Bauhölzern detailliert rekonstruieren.

Kontaktnetz von Frankreich bis Ungarn

Funde wie Keramik, Stein, Knochen und organisches Material geben Einblicke in das tägliche Leben der Siedlungsgemeinschaften in der Hälfte des vierten Jahrtausends vor Christus. Innovative Untersuchungen, etwa zur Herstellungstechnik von Keramikgefässen und Werkzeugen sowie zur Herkunft des Rohmaterials, und der Vergleich mit anderen Fundstellen erbrachten neue Erkenntnisse.

So hätten die Funde etwa gezeigt, dass die Menschen in der Jungsteinzeit sehr mobil waren und weitreichende Kontaktnetze in verschiedene Himmelsrichtungen pflegten. Menschen aus Ostfrankreich und der Region Elsass zogen in die Siedlungen am Bielersee und töpferten dort ihre Gefässe, heisst es in der Mitteilung.

Jungsteinzeitliche Keramikgefässe Siedlungen Sutz-Lattrigen

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner

Jungsteinzeitliche Keramikgefässe der Siedlungen aus Sutz-Lattrigen.

Weiter belegten Werkzeuge aus Feuerstein aus entfernten Regionen wie Südfrankreich, dem Pariser Becken, Polen, Dänemark und Ungarn sowie Steinbeilklingen aus den Vogesen und den italienischen Alpen weitreichende Kontaktnetze der Siedlungsbewohner am Bielersee.

Kooperation mit Universitäten

Das zweibändige Buch ist den Ergebnissen der Tauchgrabungen von 1991 bis 2003 in Sutz-Lattrigen am Bielersee gewidmet und gemäss Mitteilung «ein Meilenstein für die Erforschung der Jungsteinzeit in der Drei-Seen-Region».

Das Werk entstand in Kooperation mit mehreren Universitäten, unter anderem im Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds «Mobilities, Entanglements and Transformations in Neolithic Societies of the Swiss Plateau (3900–3500 BC)» am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern. (mgt/pb) 

Angaben zur Publikation

Regine Stapfer et al., Die Ufersiedlungen von Sutz-Lattrigen 3830 bis 3560 v. Chr. und ihre Kontaktnetze. Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 12. 2 Bde. Bern 2023. 812 Seiten, 526 Abbildungen. Preis: 78 Franken. ISBN 978-3-9525608-3-9.

Das Werk ist beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern, adb.sab@be.ch, oder im Buchhandel erhältlich. 


Öffentliche Vorträge an der Universität Bern

Die Hauptautorin, Regine Stapfer, stellt in zwei öffentlichen Vorträgen die wichtigsten Erkenntnisse vor.

  • Öffentlicher Vortrag im Historischen Verein des Kantons Bern: Dienstag, 16. Januar 2024, 18.15 Uhr, Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Hörsaal F 023, «Kontaktnetze der jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen am Bielersee – Rohstoffe als Geschichtsquellen» von Regine Stapfer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern
  • Öffentlicher Vortrag im Berner Zirkel für Ur- und Frühgeschichte: Donnerstag, 25. Januar 2024, 18.30 Uhr, Universität Bern, Hauptgebäude, Hochschulstr. 4, Hörsaal 201, «Die jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen von Sutz-Lattrigen und ihre Kontaktnetze» von Regine Stapfer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Funde aus Stein organischem Material und Kupfer aus Sutz-Lattrigen

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner

Funde aus Stein, organischem Material und Kupfer aus Sutz-Lattrigen.

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