Bahn durch die Schöllenenschlucht wird 100 Jahre alt
Die Bahn durch die Schöllenenschlucht fährt am 12. Juli seit hundert Jahren. Die nur 3,8 Kilometer lange Strecke von Göschenen UR nach Andermatt UR hat zwar eine wichtige Zubringerfunktion, hatte aber öfters mit finanziellen Problemen zu kämpfen.
Die Schöllenenbahn (SchB) gehört heute zur Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn), die Zermatt VS mit Disentis GR verbindet. Der Ast nach Göschenen verbindet die MGBahn mit der Gotthardbergstrecke. Die Strecke sei zwar kurz, habe aber eine grosse Wirkung, erklärt Unternehmensleiter Fernando Lehner. Sie sei ein Einfallstor zur Innerschweiz und ein wichtiger Zubringer für die MGBahn. Mit einer Steigung von bis zu 179 Promillen weist der Abschnitt Göschenen-Andermatt die grösste Steigung des 144 Kilometer langen MGBahn-Netzes auf. 67 Prozent der Schöllenenstrecke sind mit Zahnstangen ausgestattet, 57 Prozent verlaufen durch fünf Tunnels und fünf schützende Galerien. Vier Mal fährt die Schmalspurbahn über eine Brücke, darunter natürlich auch die Teufelsbrücke.
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So sieht die Bahn durch die Schöllenenschlucht heute aus.
Vom Transit abgeschnitten
Die Schöllenenbahn verdankt ihre Existenz dem Gotthardscheiteltunnel. Es hatte Pläne gegeben, die Gotthardbahn via Andermatt zu führen, doch kam man aus finanziellen Gründen davon ab. Mit der Eröffnung des 15 Kilometer langen Tunnels zwischen Göschenen und Airolo 1882 war Andermatt und das Urserental plötzlich von der wichtigen Nord-Süd-Achse abgeschnitten. Doch die Gotthardbahn machte die Zentralalpen für Touristen leicht zugänglich. In Andermatt wurden grössere Hotels gebaut und in der Folge erste Ideen für eine Bahn von Göschenen ins Urserental geschmiedet. Die Planung kam aber nur schleppend voran, wie die MGBahn in ihrer Jubiläumszeitung schreibt. Erst 1904 erteilte der Bund eine Konzession für den Bau einer schmalspurigen Zahnradbahn. Nun hätten aber erst die Probleme begonnen, schreibt Kurt Seidel in seinem «das grosse Buch der Furka-Oberalp-Bahn». Widerstand geleistet, hätten das Militärdepartement, die Natur- und Heimatschützer, die eine Verschandelung der Schöllenen befürchteten, und die Fuhrleute, die um ihre Erwerbsquelle fürchteten.
Quelle: wikimedia, gemeinfrei
Die Schöllenenschlucht im Jahr 1934.
Krieg verzögerte Bauarbeiten
Die Bauarbeiten starteten erst 1913 - und kamen bald wegen des Ersten Weltkrieges ins Stocken. Standen bis im Sommer 1914 über 600 Arbeiter zur Verfügung, waren es später kaum mehr als 200, weil die italienischen Gastarbeiter eingezogen wurden. Dass die Bahn doch 1917 betriebsbereit war, wird auf die Unterstützung des Militärs zurückgeführt, welches die strategische Bedeutung der Strecke erkannt hatte. Am 11. Juli 1917 fand eine bescheidene Einweihungsfeier statt, am 12. Juli 1917 fuhr der erste Zug. Der Start der Bahn stand aber unter keinem guten Stern. Wegen der Kostenüberschreitungen brach eine Urner Bank zusammen. Die Gotthardregion war zahlreichen militärischen Einschränkungen unterworfen, sodass die Zahl der Passagiere tief blieb.
Rettende Fusion
Der Ausbau der Strasse durch die Schöllenen in den 40er-Jahren brachte der Schöllenenbahn einen Rückgang der Passagierzahlen. Die Bahn überlebte nur dank der Fusion mit der Furka-Oberalp-Bahn (FO) 1961, denn die Eröffnung des Furka-Basistunnels sorgte ab 1982 wieder für steigende Fahrgastzahlen. Heute sind jährlich rund 400'000 Personen mit dem Zug zwischen Göschenen und Andermatt unterwegs. Ungetrübt ist die Zukunft der Schöllenenbahn trotz des sich im Aufbau befindenden Resorts in Andermatt nicht, denn seit der Eröffnung des Gotthardbasistunnels ist Göschenen mit der Bahn weniger direkt mit den Zentren im Mittelland verbunden als vorher. (sda/pb)
Quelle: Urs Rüttimann
Die Teufelsbrücke bei der Schöllenenschlucht.