07:50 VERSCHIEDENES

Ausflugstipp: Vom Flüstern des Wassers

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: Wallis Tourismus

Ob Handwerkskunst, Industriegeschichte, Fassadenmalereien, Skulpturenkunst in der Natur oder Wanderrouten – die Redaktion weist mit ein paar Ausflugstipps den Weg zu er-baulichen Plätzen in der ganzen Schweiz. Heute berichten wir über den Bau der Suonen im Wallis.

Die Wanderrouten entlang der Suonen wie hier jene von Ayent bieten verschiedene Schwierigkeitsgrade.

Quelle: Wallis Tourismus

Die Wanderrouten entlang der Suonen wie hier jene von Ayent bieten verschiedene Schwierigkeitsgrade. 

Im Wallis waren die Suonen über Jahrhunderte eigentliche Lebensadern. An den sonnigen Berghängen, wo im Sommer die Wolken wenig Regen bringen, ermöglichten es erst die Wasserleitungen, der kargen Scholle das Nötigste an Nahrung für Mensch und Tier abzuringen. Die Wasserfassungen des weitverzweigten Netzes befinden sich oft zuhinterst in den hochgelegenen Seitentälern unterhalb von Gletschern, von welchen Leitungen zum Kulturland führen.

Viehwirtschaft und Weinberge

Die Suonen, abgeleitet vom althochdeutschen Wort «suoha» für Furche oder Graben, dienen der Bewässerung von Wiesen für die Viehwirtschaft wie im Oberwallis, wo sich im Laufe der Zeit die ertragsreichere Stufenwirtschaft etablieren konnte. Den Jahreszeiten und dem Vegetationswachstum folgend wird dabei die landwirtschaftliche Nutzung zuerst in höhere Lagen verlegt und dann wieder zurück ins Tal. 

Im französischsprachigen Kantonsteil bewässern die Leitungen, dort «Bisses» genannt, vor allem Rebberge und Obstgärten. Suonen versorgten die Dörfer auch mit Trinkwasser und ermöglichten den Betrieb von Mühlen und Sägereien. Die Topografie stellte die Baumeister damals vor viele technische Herausforderungen. Kilometerlange Gräben mit dem jeweils richtigen Gefälle waren auszuheben.

Oft mussten die Suonen mitten in hohe Felswände gebaut werden, wo die Befestigung der ausgehöhlten Baumstämme für die Wasserführung lebensgefährlich war. Erwähnung finden Suonen schon Anfang des letzten Jahrtausends. Nach klimatischen Veränderungen wurde vom13. bis ins 15. Jahrhundert der Ausbau des Netzes intensiviert. Die existenzielle Bedeutung der Wasserleitungen zeigt sich auch im strengen Regime bei der Zuteilung der Rechte für die temporäre Nutzung des «heiligen Wassers». Auch mussten alle in der Gemeinschaft für den Bau und die Instandhaltung im sogenannten «Gmeiwärch» einen Tribut leisten.

Sprinkleranlagen statt Holzkännel

Weil moderne Sprinkleranlagen nach und nach die Bewässerung übernahmen, wurden die Suonen teilweise nicht mehr genutzt. Nach wie vor erfüllen sie aber für Mensch und Natur eine wichtige Funktion, zunehmend auch als Pfade der Erholung. Auf weiten Strecken sind die Suonen als Wanderrouten erschlossen, teilweise mit Passagen für Schwindelfreie allerdings.

Vom Plätschern des Wassers begleitet führt eine mögliche Wandertour von Anzère entlang der «Bisse de Sion» durch Rebberge talwärts nach Botyre-Ayent zum «Musée des Bisses», das in vielen Facetten die Bedeutung der Suonen für das Alpental darstellt. Am 19. August findet in Sion übrigens das «Fête de l’Eau» statt. Auf das kulturelle Erbe darf auch mit Wasser angestossen werden.

Weitere Informationen:www.musee-des-bisses.ch

Geschrieben von

Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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