Ausflugstipp: Kakteen und andere Pflanzenschätze am Zürichsee
Genug vom Regen? In Zürichs Sukkulentensammlung verströmen Kakteen und andere botanische Schätze aus trockenen Regionen Wüsten- unf Steppenatmosphäre. Eine tiefgrüne Oase befindet sich mit dem dahinterliegenden Belvoirpark, einem der ältesten Landschaftsgärten der Stadt, ebenfalls in nächster Nähe.
Quelle: Silva Maier
Raritäten in der Sukkulentensammlung: riesige Kakteen und eine faszinierende Formenvielfalt.
Während der See die Farbe von Blei angenommen hat, der Wind wuchtige Wolken über den Himmel treibt und die Wetter-App den nächsten Regenguss ankündigt, erzählt die Sukkulentensammlung gegenüber vom Strandbad Mythenquai vor allem von Gebieten, in denen Wasser ein kostbares Gut ist. Die Pflanzen, die hier gedeihen, haben sich perfekt an solche lebensfeindlichen Umgebungen angepasst, indem sie Wasser speichern. Je nachdem im Stängel, im Stamm, in den Blättern oder den Wurzeln. Ihre Formenvielfalt ist beeindruckend. Sie reicht von dornenbewehrten Kugeln und kleinen Bäumen, die auf riesigen Kürbissen zu wachsen scheinen über stachelige Ranken mit grellfarbigen Blüten bis hin zu hochaufgeschossenen, schlanken Kakteen, die beinahe ans Dach des Gewächshauses stossen. Insgesamt umfasst die Sammlung 4500 verschiedene Arten aus über 70 Pflanzenfamilien. Gehegt und gepflegt werden in der Anlage gar 21‘000 Individuen.
Der verwunschene Charme der Sukkulentensammlung könnte auf den allerersten Blick darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei ihr um einen botanischen Schatz handelt: Die Zürcher Sukkulentensammlung gilt als eine der umfangreichsten und weltweit bedeutendsten Sammlungen sukkulenter Pflanzen.
Ein Paar mit einer Leidenschaft für Kakteen
Angelegt hatte sie einst der Kakteenzüchter Jakob Gasser (1870-1932). Wie er zu den raren Exemplaren gekommen ist, weiss man nicht genau. In der Publikation zur Ausstellung „Sukkulentengärten – Geschichte einer Faszination“ vermutet der Autor Urs Eggli, dass sie auf Gassers Gattin Lina Berta Meier zurückgehen. Laut Eggli fällt das Startjahr 1897 für seine Beschäftigung mit den Kakteen mit dem Jahr seiner Heirat zusammen. Es sei also gut möglich, dass sie das Gebiet seiner Gattin gewesen sei. Die beiden betrieben eine Kakteengärtnerei – aber wohl eher als Nebenerwerb.
Mitte der 20er-Jahre litt Gasser zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. Schliesslich erwog er, der Stadt Zürich seine Sammlung zu verkaufen. Allerdings machte ihm die Finanzkrise von 1929 einen Strich durch die Rechnung. Schliesslich brachte er sie aber doch los: Julius Brann, der Besitzer Warenhauses Brann an der Bahnhofstrasse, dem heutigen Brannhof, erwarb die Sukkulenten und schenkte sie der Stadt unter der Bedingung, dass sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. 1931 war es dann so weit: Das Gewächshaus war fertig gebaut und öffnete seine Türen. Auf seinen Fundamenten sollte später ein neues errichtet werden, das mehr oder weniger seinem Vorgängerbau entspricht. Längst sind weitere Gewächshäuser hinzugekommen, ebenso ein Aussenbereich und ein aktuell dicht bewachsener bunter Steingarten.
Heinrich Escher-Zollikofers grüne Oase
Quelle: Silva Maier
Gartengeschichte im Belvoirpark: Die Gartenausstellung von 1959 hat den Belvoirpark ebenfalls geprägt, mit dem Wassergarten (im Hintergrund) und mit der Vergrösserung des Parks um das angrenzende Schneebeligut.
Die Sukkulentensammlung ist nicht das einzige Gartenbau-Highlight in der Umgebung: Überquert man das Mythenquai und folgt der Strasse ein paar Meter stadteinwärts findet man bei allfälliger Hitze im Belvoirpark schattige Kühle. Ursprünglich um 1830 von Heinrich Escher-Zollikofer – dem Vater von Alfred Escher – auf einem Rebhügel als einer der ersten Landschaftsgärten der Stadt angelegt, wandelte sich die Grünanlage im Laufe der Zeit. Kurzzeitig drohte ihr 1891 gar eine Überbauung. Dank der Belvoir-Park-Gesellschaft kam es aber nicht so weit, sie rettete die Anlage und machte sie der Öffentlickeit zugänglich. Rund zehn Jahre später erwarb die Stadt das Anwesen. Fortan dient die Villa als Restaurant und als Pension. 1925 zog die Hotelfachschule ein, die heute in einem Neubau direkt beim Park residiert. Und 1959 hinterliess die Gartenbauausstellung „G59“ ihre Spuren, etwa mit dem Wassergarten, in dem neben Seerosen auch Karpfen schwimmen.
Ein Gebiet im Wandel
Der Park und das Gebiet um die Sukkulentensammlung dürften sich in nächster Zeit je nachdem mehr oder weniger wandeln: Mit dem Gestaltungsplan „Restaurant Belvoirpark“ soll in den kommenden Jahren die Belvoirvilla und ihre Umgebung „denkmalgerecht“ aufgewertet und auf die Nutzerbedürfnisse abgestimmt werden. Derweil dürfte der „Masterplan Gebiet Sukkulentensammlung“ mehr umfassen. Er wird dieser Tage von der Stadt präsentiert.
Wer nach Sukkulenten, mächtigen Bäumen
und der Exotik anderer Erdteile noch nicht genug hat, quert den
Belvoirpark in Richtung Seestrasse und taucht in die nächste grüne Oase
ein: in den Rietbergpark. Mitte des 19. Jahrhunderts vom
Gartenarchitekten Theodor Froebel für den deutschen Seidenhändler Otto
Wesendonck angelegt, findet sich in dem Landschaftspark heute das
Rietbergmuseum, mit Kunst aus Asien, Afrika, Ozeanien und Amerika. - Oder
aber man taucht an einem heissen Sommertag anderswo ein und ab: im Strandbad
Mythenquai.
Weiterführende Links mit Informationen zu Anreise und Öfffnungszeiten:
Sukkulentensammlung: www.stadt-zuerich.ch/sukkulenten
Belvoirpark: www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-erleben/park-und-gruenanlagen
Rieterpark und Rietbergmuseum: www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-erleben/park-und-gruenanlagen und https://rietberg.ch
Strandbad Mythenquai: www.sportamt.ch/strandbad-mythenquai
Quelle: Silva Maier
Pflanzen schlingen sich in einem der Gewächshäuser um Stangen und Röhren.
Quelle: Silva Maier
Im mehrheitlich grünen Reich aus grossen Pflanzen und zahllosen Blumentöpfen leuchten ab und an bunte Blüten.
Quelle: Silva Maier
In den Gewächshäusern blüht es überall.
Quelle: Silva Maier
Je nachdem erscheint die Pflanzenvielfalt beinahe wie ein Vexierbild, auf dem es etwas Unerwartetes zu entdecken gilt.
Quelle: Silva Maier
Kakteen in der Sukkulentensammlung.
Quelle: Silva Maier
An heissen Sonnentagen funktioniert der Belvoirpark als grüne Oase.