4500 Jahre altes Grab bei Schulhaus in Baar entdeckt
Bei Aushubarbeiten für die Erweiterung des Schulhauses Sternmatt 1 in Baar wurde ein 4500 Jahre altes Grab mit einem Skelett aus der späten Jungsteinzeit entdeckt. Es handelt sich dabei um die erste reguläre Bestattung dieser Zeit, die auf Kantonsgebiet geborgen wurde.
Quelle: Jochen Reinhard (ADA)
Übersicht über den Bauperimeter für die Erweiterung des Schulhauses Sternmatt 1 in Baar. Am Nordende der Baugrube, unterhalb des weissen Fahrzeugs, fand sich in rund zwei Metern Tiefe das jungsteinzeitliche, mit Steinplatten abgedeckte Grab.
Das Skelett wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern sorgfältig freigelegt, wie das Amt für Denkmalpflege und Archäologie am Montag mitteilte. Nach ersten Analysen handle es sich dabei um einen erwachsenen Mann, der im Alter zwischen 30 und 50 Jahren verstorben sein muss. Gemäss den damaligen Bräuchen wurde er mit angewinkelten Armen und Beinen und auf der rechten Körperseite liegend mit dem Gesicht gegen Süden beerdigt.
Hinter dem Rücken des Skeletts befand sich als Grabbeigabe ein becherförmiges Gefäss, das mit Abdrücken einer gezwirnten Schnur verziert ist. Dabei handelt es sich gemäss Mitteilung um eine typische Technik der so genannten «Schnurkeramik», einer Kulturerscheinung, die zwischen 2800 und 2400 v. Chr. – gegen Ende der Jungsteinzeit – über grosse Teile Europas verbreitet war.
Fundareal auf dem Lorze-Schwemmkegel
Im direkten Umfeld des Grabes fanden sich gitterförmig verlaufende Pflugspuren und eine langgezogene Struktur aus locker gesetzten grösseren Steinen, deren Bedeutung noch nicht vollständig geklärt ist. Wie aus der Mitteilung hervorgeht, sind keine weiteren archäologischen Zeugnisse im Umfeld des Grabes gefunden worden.
Allerdings hätten sich im Bodenaufbau zahlreiche Spuren von fliessendem Wasser abgezeichnet, was laut Amt ein wenig überraschend war. Überraschend deshalb, weil das Fundament auf, respektive im Baarer Lorze-Schwemmkegel liegt. «Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Gräber durch die Lorze bereits in prähistorischer Zeit abgespült und so zerstört worden sind», wird Jochen Reinhard, Projektleiter der Rettungsgrabung, in der Mitteilung zitiert.
Quelle: Jochen Reinhard (ADA)
Das rund 4500 Jahre alte Grab nach dem Abbaggern der überdeckenden Erdschichten. Die Steinplatten über der Grabgrube sind noch vorhanden, hinter dem Grab verläuft eine Reihe aus locker gesetzten Steinen. Blick gegen Südosten.
Quelle: Jochen Reinhard (ADA)
Unter den Steinplatten fand sich das Skelett eines erwachsenen Mannes, der mit angezogenen Beinen und auf der rechten Körperseite liegend in einer Grabgrube beerdigt war. An seinem Rücken, noch geschützt durch einen Sedimentblock, fand sich als Grabbeigabe ein becherartiges Gefäss.
Gräber aus Jungsteinzeit sehr selten
Mit Ausnahme eines unvollständigen Skeletts vom Bibersee in Cham und einzelner Knochen und Zähne aus den verschiedenen Pfahlbaufundstellen im Kanton fehlten bislang menschliche Überreste aus der Jungsteinzeit. Das nun entdeckte Grab von der Sternmatt sei darum von besonderer Bedeutung, wie das Amt festhält. Es handle sich dabei um die erste reguläre Bestattung dieser Zeit, die auf Kantonsgebiet geborgen und dokumentiert werden konnte.
Generell sind in der Schweiz Gräber der Jungsteinzeit sehr selten. Der Tote aus Baar sei der bislang südlichste und damit «alpennächste» Fundpunkt in der ganzen Deutschschweiz. «Ich freue mich, dass der Kantonsarchäologie ein solch spannender Fund gelungen ist und bin gespannt auf die Auswertung der Daten», so Karin Artho, Leiterin des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie.
Die anspruchsvollen archäologischen Arbeiten seien in Absprache mit der öffentlichen Bauleitung und den beteiligten Baufirmen erfolgt, so dass es zu keinen Verzögerungen im Bauablauf kam. (mgt/pb)
Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie hat vom Grab ein 3D-Modell erstellt, das unter folgendem Link angeschaut werden kann: sketchfab.com
Quelle: Jochen Reinhard (ADA)
Lara Indra, Mitarbeiterin am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern, birgt die Knochen des jungsteinzeitlichen Skelettes. Das Institut unterstützt die Zuger Kantonsarchäologie bei der Dokumentation und Analyse des Fundes.
Quelle: Jochen Reinhard (ADA)
Das stark zerdrückte Gefäss wurde vor der Bergung zur Stabilisierung mit Gips befestigt. Die endgültige Freilegung wird im Labor erfolgen. Eine im Zuger Kantonsspital durch Erdem Koyun angefertigte Computertomographie des Gefässes gibt hierfür wertvolle Hinweise.