4000jährige Vorstufe der Fresko-Technik
In einem antiken Palast auf dem Tell el Burak in Libanon entdeckte ein deutsch-libanesisches Archäologenteam Überreste rund 4000jähriger Wandbilder. Es sei die älteste bekannte Vorstufe der Fresko-Malerei im Mittelmeerraum.
Quelle: el-Burak Excavation Project
Jagdszene mit Hunden, die eine Gazellenherde vor sich her treiben.
Tell bedeutet in der arabischen Sprache Hügel. In der Archäologie bezeichnet man damit Kulturschutthügel oder vielmehr Erhebungen die durch über die Jahrhunderte entstanden sind, weil der Ort immer wieder besiedelt worden ist. Sie entstehen vor allem in Gebieten, in denen mit Lehm gebaut worden ist und kommen daher vor allem im Fruchtbaren Halbmond vor, aber auch in Griechenland, Bulgarien, Serbien und Ungarn.
Ein solcher Ort befindet sich mit dem Tell el Burak im Libanon, südlich von Sidon an der Mittelmeerküste. Hier entdeckte ein Archäologen-Team der Universitäten Tübingen und Beirut 2001 einen knapp 4000jährigen Palast, der bis 2011 vollständig ausgegraben werden konnte. Er dürfte zum Teil prächtig ausgeschmückt gewesen sein. Davon zeugen die Überreste von Wandmalereien im grössten Raum der Anlage: Über seine Wände ziehen sich eine Jagdszene mit einer Gazellenherde, eine Prozession und ein Lebensbaum. Zudem werden sie von einem geometrischen Fries geschmückt. Wie die Universität Tübingen mitteilt, handelt es sich um die ältesten, grossflächig erhaltenen Wandmalereien im Vorderen Orient.
Vorstufe der Fresko-Technik
Laut den Archäologen ist dieser Wandschmuck mit Hilfe einer Vorstufe der Fresko-Technik aufgetragen worden. Dies, weil die Vorzeichnungen auf dem noch feuchten Kalkputz angebracht worden sind. Während der Putz trocknet, verbinden sich die Farben dauerhaft mit dem Untergrund. „Von dieser Technik nahm man bisher an, dass sie mehrere Jahrhunderte später in der minoisch-ägaischen Palastmalerei entwickelt wurde“, sagt Julia Bertsch von der Universität Tübingen, die die Malereien untersucht hat.
Zudem legen die Darstellungen nahe, dass es einen Austausch zwischen dem ägyptischen Pharaonenreich und dem Südlibanon gegeben haben muss, weil die Maler unter anderem sogenanntes „Ägyptisch Blau“ einsetzten, einer künstlich hergestellten Farbe aus Quarzsand, Kalkstein und Kupfererz oder Bronzespänen, die ursprünglich in Ägypten verwendet wurde und sich von dort aus verbreitete.
Statische Probleme sorgten für den Erhalt der Malereien
Dass die Malereien bis heute erhalten geblieben sind, verdanken sie der Tatsache, dass die Räume in vermutlich um 1800 vor Chr. vollständig mit Kies, Sand und Lehm zugeschüttet und die Türen zugemauert worden sind.
„Der Palast erhob sich auf einem künstlich angelegten, 17 Meter hohen Berg direkt am Strand“, erklärt dazu Jens Kamlah, Ko-Leiter des Ausgrabungsprojektes, von der Universität Tübingen. Der meerseitige Gebäudetrakt habe ursprünglich auf einer tieferen Terrasse als die übrigen Räume gelegen, daher gehe man davon aus, dass dies zu statischen Problemen führte. „Die Wände der unteren Ebene, zu der auch der Raum mit den Wandmalereien gehörte, waren durch den Druck der höher liegenden Terrasse verformt. Zur Stabilisierung wurden die unteren Räume verfüllt.“ Dadurch blieben Teile der Malereien grossflächig erhalten. Allerdings sind ihre Überreste relativ fragil; Sie mussten daher in aufwendiger Kleinarbeit von Spezialisten vorsichtig freigelegt werden. (mai)
Quelle: Tell el-Burak Excavation Project
Auf dem Boden blühte es: Bodenbemalung mit Pflanzenmotiv.