Kolumne zum Donnerstag: Zukunftsgedanken
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Diana Gutjahr, Präsidentin von metal.suisse, mit dem Weg zurück in die Normalität nach der Corona-Krise.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Im März verfügte der Bundesrat eine Bremse für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in der Schweiz, um sich dem Corona-Virus entgegenzustemmen. Viel wurde diskutiert, ob der richtige Zeitpunkt verschlafen wurde, ob die Massnahmen zu weich oder übertrieben waren. Ein europäischer Vergleich zeigt aber, dass wir wohl einen ganz guten Weg gefunden haben. Seit Mai werden die Massnahmen nun sukzessive aufgehoben. Die Schweiz befindet sich auf dem Weg in die Normalität, auch wenn es heute im Gegensatz zum März an klaren und nachvollziehbaren Anweisungen aus Bern mangelt.
Eines hat sich in dieser Zeit mehr als deutlich gezeigt: Die Schweizer Wirtschaft hat eine enorme Anpassungsfähigkeit und in Rekordtempo Massnahmen umgesetzt, um den Wirtschaftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Vor allem die Binnenbranchen und hier zuallererst unsere Bauwirtschaft haben die Schweiz vor einer tieferen und schärferen Rezession bewahrt. Die grosse Motivation unserer Mitarbeitenden, das Engagement und das gesunde Augenmass der Unternehmer bewirkten, dass weitergearbeitet werden konnte und dass Baustellenschliessungen kantonale Randerscheinungen blieben.
Kollabierte Industrieinvestitionen, ausbleibende neue Bauprojekte und viele unbesetzte Lehrstellen bereiten mir aber Sorge. Was braucht es, damit unsere Bauwirtschaft weiter als Motor fungieren kann? Es braucht eine zügige Rückkehr der gesamten Wirtschaft aus dem Dornröschenschlaf und eine Rückkehr zur Normalität. Dies gilt auch für die kantonalen Verwaltungen, die nun Baugesuche zügig abarbeiten müssen, um die Bauwirtschaft in dieser schwierigen Phase mit ausreichend Arbeitsvorrat zu versorgen.
Als Vertreterin der Stahl-, Metall- und Fassadenbauer wünsche ich mir auch mehr Impulse aus dem Infrastrukturbau. Der Planungshorizont ist lang, aber hier muss man heute mutig starten, um Arbeitsplätze zu sichern. Auch der Industriebau ist für unsere Branche ein wichtiges Standbein. Eine Standortpolitik in Bern mit Augenmass schafft Investitionsanreize für die Industrie. Die Beibehaltung der Industriezölle ist aber leider eine schallende Ohrfeige für die Exporteure. Auch die Revision des CO2-Gesetzes hätte man verschieben können. Und bei allem Verständnis für das Gewerbe: Die Enteignung der Eigentümer von Geschäftsliegenschaften schiesst eindeutig über das Ziel hinaus und schafft Unsicherheit bei Investoren.
Meine wichtigste Anregung betrifft aber unseren Nachwuchs. Bildung ist Zukunft. Dies gilt für alle jungen Menschen, aber auch für unsere Unternehmungen. Schnupperlehren fanden in den letzten Monaten nicht statt. Dennoch müssen wir jungen Menschen heute eine Chance geben, um unsere Zukunft zu sichern. Für meine Branche gilt das ganz besonders, da unsere Ausbildungsberufe zunehmend technischer werden. Wir suchen heute Fachkräfte mit Köpfchen, Kreativität und technischem Verständnis. Ich bin überzeugt, dass jede Chance, die wir heute jungen Menschen in unseren Bauberufen geben, in naher Zukunft eine Chance für unsere Unternehmen wird.