15:30 MEINUNG

Kolumne zum Donnerstag: Ohne Plan kein Bauwerk – Zeichnermangel?

Geschrieben von: Thomas Schneebeli
Teaserbild-Quelle: libertyslens, Flickr, CC

In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Thomas Schneebeli, dipl. Bauingenieur FH und Vorstandsmitglied der Usic-Regionalgruppe Zürich sowie Partner bei Suisseplan Ingenieure AG.

Ingenieure und Bauleiter erarbeiten einen grossen Teil der Wertschöpfung eines Planungsbüros. Der Fachkräftemangel bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren wurde erkannt und man bemüht sich, diesen auf verschiedenen Ebenen zu beseitigen. Dies braucht Zeit.

Einen weiteren grossen Teil der Wertschöpfung steuern die Zeichnerinnen und Zeichner bei. Sie produzieren das, was die Uraufgabe der Planer darstellt – sie zeichnen den Plan. Denn ohne Plan – nur mit Skizzen, telefonbuchartigen statischen Berechnungen und schön formatierten Berichten – können die Baumeister kein Werk erstellen. Die Zeichner sind eine wichtige Berufsgruppe in unseren Büros. Sehr viele Planungsbüros haben das erkannt und bilden aktiv Lernende aus. Dahingehend sehe ich die Zukunft gesichert.

Ich stelle fest, dass junge Zeichnende sich weiterbilden möchten, um sich auch finanziell Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen – dies ist verständlich. Die Zeitspanne für den Start einer Weiterbildung ab Ausbildungsende ist in den letzten Jahren aber sichtlich kürzer geworden. Weiterbilden ist en vogue – man bildet sich aus, man bildet sich weiter oder man bildet sich etwas ein.

Nüchtern betrachtet wird klar, dass die einzigen Weiterbildungsmöglichkeiten, welche der (private) Markt anbietet, dazu führen, dass ein Zeichner nicht mehr zeichnet. Wir bieten keine Weiterbildung an, welche den Zeichnern Aufstiegschancen ermöglicht. Gerade mit der Digitalisierung bestünden dahingehend aber grosse Chancen für Zeichner und Techniker, sich in Planungsaufgaben zu etablieren. Aktuell verlieren wir nach aufwendiger vierjähriger Ausbildung bereits nach gefühlten zwei Jahren unsere Zeichner an eine Techniker- oder Bauleiterschule und so hängen sie den Tuschestift beziehungsweise das CAD an den Nagel. Natürlich benötigen wir auch Fachkräfte aus diesen Schulen, dennoch sollte uns diese einseitige Entwicklung zu denkenngeben. Es fehlen erfahrene Zeichner und dieses Problem wird in den nächsten Jahren zunehmen.

Was sollen wir unternehmen? Solange die Branche nicht eine gemeinsame Lösung für den hausgemachten Schwund an erfahrenen Zeichnern präsentiert, ist es an den Planungsbüros, den Zeichnern Ausbildungsmöglichkeiten, Perspektiven und vor allem Wertschätzung entgegenzubringen. Oft hören wir den Satz: Ich möchte nicht «nur» Zeichner bleiben. Wenn wir den jungen Zeichnern die Wichtigkeit Ihres Berufes nicht vermitteln können (auch finanziell) – wie wollen wir dann die Zeichner im Beruf halten? Der Graben zwischen Zeichnern und Ingenieuren ist seit Tuschegedenken eine spürbare Tatsache. Das gegenseitige Verständnis für die Arbeit des anderen fehlt oft. Ich denke, dass es an den Ingenieuren und Bauleitern ist, den Schritt über den Tuschegraben zu tätigen.

Ohne Zeichner kein Plan – ohne Plan kein Bauwerk. Einziger positiver Effekt dieser Entwicklung: Ohne Bauwerke werden auch keine Ingenieurinnen und Ingenieure gebraucht – somit wäre zumindest dieser Fachkräftemangel dann ebenfalls gelöst.

Geschrieben von

Vorstand von Plavenir (Berufsbildung Raum- und Bauplanung) sowie Vorstandsmitglied der suisse.ing Regionalgruppe Zürich und CEO der Suisseplan Ingenieure AG.

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