Kolumne zum Donnerstag: Klimaschutz ernst nehmen
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Christoph Starck, Direktor von Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, mit dem Klimaschutz.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Im November haben «Meteo Schweiz» und die ETH Zürich im Auftrag des Bundes die Klima-szenarien «CH2018» für unser Land publiziert. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass wir von der globalen Erwärmung besonders stark betroffen sind und deren Folgen bereits heute deutlich zu spüren bekommen. Die Schweiz muss deshalb ein Interesse daran haben, einen Beitrag zur Dämpfung des Klimawandels zu leisten, selbst wenn sie unter globaler Optik als Verursacherin von Treibhausgasen hinter Grossemittenten wie China, den USA oder Indien verschwindet. Unser Land hat sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, seinen Treibhausgasausstoss bis 2030 gegenüber 1990 zu halbieren. Die Bevölkerung ist mehrheitlich bereit, das mitzutragen.
Die Wald- und Holzwirtschaft unterstützt dieses Ziel ebenfalls klar und sagt Ja zu einer Verminderung der Emissionen im Inland. 30 Prozent sind dabei aus Branchensicht das absolute Minimum. Die Wald- und Holzwirtschaft trägt selber wesentlich und messbar dazu bei: Sie verhindert CO2-Emissionen durch Substitution CO2-intensiver Bau- und Werkstoffe sowie fossiler Brennstoffe. Sie senkt den CO2-Ausstoss mittels energieeffizienter Bauten. Nicht zuletzt speichert sie CO2 sowohl im Wald als auch im verbauten Holz.
Lignum setzt sich für ein langfristig angelegtes und gut ausgestattetes Gebäudeprogramm ein. In diesem Zusammenhang begrüsst sie auch die Festlegung von Gebäudestandards. Massnahmen im Gebäudepark sind effektiv und mit den verfügbaren Technologien realisierbar. Lignum bejaht zudem die Kompensationspflicht für Importeure fossiler Treibstoffe und fordert dabei minimal 20 Prozent Inlandkompensation – auch zugunsten von Wald und Holz.
Man muss sehen: Der Knowhow-Aufbau in Sachen Klimaschutz stellt eine enorme Chance für den Wissensstandort Schweiz, für Arbeitsplätze und Wertschöpfung, für künftige Exportgeschäfte dar. Die Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen im Inland kommt unserer KMU-Wirtschaft entgegen. Gemäss Bundesamt für Statistik hat sich der Umweltsektor weit dynamischer entwickelt als die Gesamtwirtschaft. Zwischen 2008 und 2016 sind so zum Beispiel 37'000 neue Arbeitsplätze entstanden.
Die Politik scheint für diese Chancen indessen wenig Sinn zu haben. Der Nationalrat hat im Dezember die Flasche mit dem bundesrätlichen Vorschlagscocktail für das neue CO2-Gesetz geöffnet, den Inhalt immer weiter verdünnt – und am Ende, als das Gebräu niemandem mehr schmeckte, das Ganze im Namen der Unzufriedenen vereint in den Ausguss geleert. Das bedeutet, dass die Umweltkommission des Ständerats diesen Monat wieder ganz von vorn anfangen muss.
Wahrscheinlich ist es angesichts des peinlichen Ergebnisses sogar besser so. Aber es gibt schon zu denken, dass genau dieses Parlament die Beteiligung der Schweiz am Pariser Klimaschutzabkommen gutgeheissen hat – und nun dessen Umsetzung schlicht verweigert.