Kolumne zum Donnerstag: Ich bin optimistisch
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Christoph Starck, Geschäftsführer des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), mit den Anstrengungen gegen die Klimaerwärmung.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Am Vorabend der Sommerferien fällt es besonders leicht, optimistisch vorauszuschauen. Ich versuche für einmal einen optimistischen Blick auf eine grosse Herausforderung, die mich eigentlich nicht gerade zu Freudensprüngen animiert: die Entwicklung unseres Klimas. Oder etwas präziser ausgedrückt: Die rücksichtslose Art und Weise, wie wir unsere Umwelt verschmutzen, beschädigen, übernutzen und die Ressourcen unserer Erde verschwenden. Ich mag gar nicht alles aufzählen, schon bei einem einfachen Waldspaziergang wird schnell klar, dass einiges aus dem Lot geraten ist: Es ist höchste Zeit zum Handeln.
In Bezug auf dieses Handeln sehe ich Lichtblicke. Endlich ist eine kritische Masse an Leuten erreicht, welche die Meinung teilen, dass wir jetzt handeln müssen. Im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA haben die Delegierten einen klaren Auftrag ausgesprochen: In Zukunft gehört das Thema «Klimaschutz und -anpassung» ganz oben auf die Agenda. Und bei allen Normen- und Ordnungsprojekten werden Ressourcenverbrauch, Lebenszyklus und Kreislaufwirtschaft bis hin zu den bereits intensiv behandelten Energiesparthemen noch konsequenter miteinbezogen.
Aber auch Signale ausserhalb des SIA bestätigen den erstarkten Willen zu handeln: In Basel haben sich unter dem Titel «Countdown 2030» von Architektinnen und Architekten zusammengetan, welche mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die nächsten Jahre entscheidend werden für die zukünftige Entwicklung unserer Ökosysteme. Das Engagement zieht Kreise. Dies bestätigt auch die Aussage eines Architekten, der sich mit ressourcen- und energiesparenden Bauten einen Namen gemacht hat: «Noch vor wenigen Jahren habe ich mit diesem Engagement meinem Ruf geschadet, heute ist das Allgemeingut». Die nötigen Kenntnisse, Materialien und Standards, um Bauten so zu gestalten, dass sie der Zukunft gerecht werden, haben wir schon länger, endlich verbreitet sich auch der Wille zur Umsetzung. «Netto Null» ist kein Luftschloss mehr, sondern wird Realität.
Wo wir noch nicht alle Lösungen haben, zähle ich auf das enorme Wissen der Mitglieder des SIA. In über 200 Kommissionen, Arbeitsgruppen und Fachräten tragen sie ihr umfangreiches Wissen zusammen. Manchen scheint diese Arbeitsweise nicht mehr zeitgemäss oder schlicht zu langsam. Aber für komplexe Herausforderungen gibt es keine einfachen Lösungen, diese müssen interdisziplinär und mit Ausdauer erarbeitet werden. Die besten Köpfe aus Architektur und Ingenieurwesen sind am Werk. Mich stimmt das optimistisch.