Kolumne zum Donnerstag: Die Ruhe vor dem Sturm
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Daniel Löhr, Präsident der Fachgruppe Karriere und Kommunikation von Swiss Engineering STV, mit der Corona-Krise und der Zeit danach.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Der Stillstand war ein Schock! Nach kurzer Zeit folgte diesem eine beklemmende Ruhe, welche sich überraschenderweise nicht nur unangenehm anfühlte. Man und frau waren sogar froh, dass das Leben endlich nicht mehr auf Hochtouren lief. Doch allmählich drohte die schon immer herbeigesehnte Langsamkeit ins Gegenteil zu kippen. Und siehe da, wir vermissten die schönsten Nebensachen des Lebens wie Arbeiten in einem Büro fern von zu Hause, Shoppen, Ausgang, Haare schneiden.
Nun wissen wir endlich, wie es sich anfühlt, in den eigenen vier Wänden zu leben und zu arbeiten. Ein trostloses tristes Dasein zwischen PC, Kühlschrank und Bett. Immer derselbe Trott! Wollen Sie die Emotionen, welche Sie während des Corona-Lockdown erlebt haben, in die Zukunft mitnehmen? Ich behaupte: nein!
Ich bin sicher, die wenigsten wollen eine solche Situation nur annähernd nochmals erleben. Nur im Homeoffice arbeiten, auf den umweltzerstörerischen Luxus verzichten, welcher uns in den drei Monaten vorenthalten wurde, und sich Sorgen um die Zukunft machen müssen: Wer will das schon? Jetzt erst recht nie mehr. Der Fortschritt, die Freiheit, die Selbst- und Mitbestimmung haben uns schmerzlich gefehlt.
Wir wollen uneingeschränkt, zu jeder Zeit, aus einer vollen Menükarte wählen können. Und wenn jede und jeder behaupten, partiell verzichten zu wollen, nützt das genau nichts. Denn für das heuchlerische Verzichten auf weniger von allem braucht es das grosse Ganze. Man kann nicht nur ein bisschen fliegen oder ein bisschen weniger von diesem oder jenem haben. Die Vorhaltekosten wären zu hoch und die Effektivität zu klein.
Corona wird bald Schnee von gestern sein, und wir werden, um das Verpasste nachholen und den enormen wirtschaftlichen Schaden wieder wettmachen zu können, noch einen Zahn zulegen. Wir werden noch schneller und in noch kürzerer Zeit noch mehr konsumieren wollen. Die erste Angst vor einem drohenden totalen Wirtschaftskollaps ist bald vorbei. Von Corona wird einzig bleiben, dass wir zu wissen glauben, was wir das nächste Mal anders machen müssten.
Aber das nächste Mal kommt es erstens anders, als man zweitens meistens denkt. So ist es auch mit der prognostizierten Wirtschaftskrise, welche nie so eintreten wird wie von den Experten berechnet und prognostiziert. Vielleicht ist es psychologisch geschickt, das Schlimmste heraufzubeschwören, damit wir uns alle aufrappeln und unser Bestes geben, so wie wir es die letzten drei Monate und schon immer gemacht haben,
Die Schweiz ist stark, die Schweiz ist innovativ, und die Schweiz ist ein Exportland. Wir werden uns aufrichten und weitergehen, und wir werden besser und stärker sein wie nie zuvor. Geniessen Sie sie noch ein wenig, die Ruhe vor dem Sturm!