Kolumne zum Donnerstag: Der Stufenplan Schweiz geht uns alle an
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Markus Weber, Präsident von Bauen digital Schweiz und stellvertretender Geschäftsleiter der Amstein+Walthert AG.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Die erste Version zum Stufenplan Schweiz wurde im Frühjahr 2017 von «Bauen digital Schweiz» veröffentlicht. Der Stufenplan ist eine strategische Roadmap, ein schweizerischer beziehungsweise kulturkompatibler Weg in die Digitalisierung, erarbeitet durch «Bauen digital Schweiz», bottom-up und föderalistisch im Dialog mit der gesamten Wertschöpfungskette. Das Ziel ist eine schrittweise und koordinierte Einführung des digitalen Planens, Bauens und Betreibens über die gesamte Wertschöpfungskette.
Die einzelnen Stufen lehnen sich an die internationalen Erfahrungen an. Die Stufe4 stellt, so wie in jedem Land, die Vision einer durchgängig digitalisierten Bauwirtschaft dar. Davon sind wir aber Meilen entfernt. Die zentrale Herausforderung ist derzeit aber auch nicht, möglichst schnell die Stufe 4 zu erreichen, sondern über alle Stufen hinweg die Herstellung der digitalen Durchgängigkeit zwischen allen Beteiligten. Hier stelle ich grosse Unterschiede fest: In der Planung ist die Digitalisierung definitiv angekommen, in der Ausführung hingegen stehen wir noch am Anfang.
Einige Planungsteams arbeiten bereits auf dem Level 2, das heisst, sie erstellen kollaborativ und integrativ virtuelle Duplikate der realen Gebäude in Form von BIM-Modellen und tauschen auch zunehmend Informationen über diese BIM-Modelle aus. Solange aber zum Beispiel der Baugenehmigungsprozess noch im Level 0 verharrt, also keine modellbasierten Prüfungen erfolgen können, müssen aus dem BIM-Modell wieder zweidimensionale Pläne generiert und die Informationen in zusätzlichen Dokumenten abgebildet werden. Das bedeutet einen wesentlichen Mehraufwand. Erst wenn der Baugenehmigungsprozess auch den Reifegrad von Level 2 erreicht hat, ist die digitale Durchgängigkeit der Daten sichergestellt, und die Effizienz und Qualität steigen drastisch.
Die einzelnen Unternehmungen stehen in ganz unterschiedlichen Entwicklungsstadien des Reifeprozesses hin zur digitalen Bauwirtschaft. Die Bereitschaft zur Veränderung steigt einerseits zwangsläufig, wenn BIM vom Auftraggeber gefordert wird: Dann muss unter Druck reagiert werden, was in der Regel nicht zu nachhaltigen Ergebnissen führt. Viele Unternehmungen haben aber in der Zwischenzeit erkannt, dass die Digitalisierung auch viele Chancen bietet. Denn primär führen digitalisierte Prozesse zu mehr Effektivität und Qualität und somit zu einem Wettbewerbsvorteil.
Wir müssen also die gemeinsamen Chancen in den Vordergrund rücken: Digitalisierung bedeutet, aus Schnittstellen effiziente Verbindungsstellen zu schaffen, und dies über die gesamte Wertschöpfungskette. Wichtig ist deshalb, dass wir die Synergien konsequent nutzen, dass wir voneinander lernen und von unseren gegenseitigen Erfahrungen profitieren. Und genau das hat sich «Bauen digital Schweiz» zur Hauptaufgabe gemacht. Miteinander statt jeder für sich – das ist unsere Devise, denn digitales Planen, Bauen und Betreiben sind vernetztes Teamwork, und in einem Team gibt es bekanntlich nur gemeinsame Gewinner oder gemeinsame Verlierer.