Kolumne zum Donnerstag: Das Zentrums-Dilemma
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Daniel Löhr, Präsident der Fachgruppe Karriere und Kommunikation von Swiss Engineering STV, mit Zielkonflikten in der Unternehmenswelt.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
In den meisten Unternehmensleitbildern steht, dass der Kunde, die Mitarbeitenden und der langfristige Unternehmenswert im Zentrum stehen. So sollte es auf jeden Fall sein. Blöd ist nur, dass sich diese drei ehrenwerten Ziele beissen und wir dadurch ein Dilemma der Ausgewogenheit bekommen. Wenn alle drei Ziele gleichzeitig im Zentrum stehen, dann stehen sie sich im Wege.
Dilemma Nummer 1: Stellen Sie sich vor, der Unternehmenswert oder die Ergebnisse beginnen zu erodieren. Was wird gemacht? Kosten werden gesenkt, und Mitarbeiter werden abgebaut. Na klar, der Mitarbeiter steht im Zentrum – des Problems!
Dilemma Nummer 2: Stellen Sie sich vor, die Kunden wandern ab. Was wird gemacht? Den Kunden ins Zentrum rücken, sofort Preise senken, Mehrleistungen anbieten, Druck auf die Mitarbeitenden erhöhen. Ein Problem gelöst, zwei Probleme verursacht: Der Unternehmenswert sinkt, die Mitarbeiterfluktuation steigt.
Dilemma Nummer 3: Stellen Sie sich vor, die Mitarbeiter stehen im Zentrum. Arbeitsbedingungen, wie sie nur in den besten Träumen oder im Silicon Valley vorkommen. Nun tritt ein Konjunkturumschwung ein, und die Umsätze brechen weg. Was ist zu tun? Kosten senken, Privilegien abbauen. Ein Problem gelöst, drei neue Probleme verursacht: Die Mitarbeitermotivation sinkt, Kunden werden nicht mehr richtig betreut, der Unternehmenswert sinkt.
Dilemma Nummer 4: Seien wir doch mal ehrlich zu uns selber. Der wichtigste Antrieb unseres Tuns ist, Geld verdienen zu müssen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen (Maslowsche Bedürfnispyramide). Somit sind wir ja bereits aus dieser Perspektive in einem persönlichen Dilemma. Denn wir und unsere Familie stehen für uns selber im Zentrum. Aus unserem persönlichen Dilemma heraus ist es nicht der Kunde und auch nicht der Arbeitgeber.
Wie entgehen wir nun dem Zentrums-Dilemma oder dieser Quadratur des Kreises? Die Lösung liegt wie immer in der Trivialität. Sie wissen, wer Sie sind und welche Bedürfnisse Sie haben. Sie kennen Ihre Kunden und kennen deren Bedürfnisse, und ebenso kennen Sie die Firmenziele und die der Investoren – das hoffe ich auf jeden Fall!
Wenn Sie nun auch noch Ihre Stärken kennen, müssen Sie diese auf alle Ziele fokussieren. Somit heisst die Lösung des Zentrums-Dilemma: Ihre Stärken stehen im Zentrum. Arbeiten Sie daran, und setzen Sie diese für alle ein!