Kolumne zum Donnerstag: Branchenverantwortung
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Matteo Cogliatti, dipl. Bauingenieur ETH / SIA, Teilhaber der Bauingenieurfirma ACS-Partner AG und Vorstandsmitglied der Usic-Regionalgruppe Zürich.
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Schreibmaschine, Schmuckbild.
Der im April dieses Jahres zurückgetretene Präsident von Usic Schweiz, Heinz Marti, hat uns diese Losung bei seinem letzten amtlichen Besuch in unserem Zürcher Vorstand ans Herz gelegt. Ein treffendes Wort, stellt es doch den bildlichen Bezug her zum Ast, der aus dem Stamm wächst und der an seinen Zweigen Blätter und Früchte trägt. Und eine gewichtige Verantwortung, wenn wir bedenken, dass die Planungsbranche zusammen mit dem Bauhauptgewerbe rund zehn Prozent der Schweizerischen Wirtschaftsleistung erbringt.
Nichts währt ewig, das ist unbestritten. Die Firma Monteverdi hat ihre eleganten Automobile leider nur zwei Dekaden produziert, die Köhlerei wird heute nur noch im Napf betrieben und die Hochblüte der Textilindustrie liegt lange zurück. Aber unsere Branche ist kein Exportartikel. Neue Technologien werden unsere Arbeitsweise wohl verändern, aber die Kernsubstanz nicht auflösen. Unsere Branche ist unmittelbar strukturrelevant, mit starkem lokalem Bezug.
Die Stimmung war schon konstruktiver. Die Weko bekämpft (vermeintlich) marktverzerrende KBOB-Stundenansätze und SIA-Honorarberechnungsmodelle. In der Botschaft zur Totalrevision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) will der Bundesrat das Einsichtsrecht soweit stärken, dass das Vertragsrecht zumindest in bestimmten Bereichen grundsätzlich gefährdet ist. Als Gegenleistung bieten wir unsere Arbeit zu 50 Franken pro Stunde an, der Vergleich mit dem Coiffeur hinkt zwar auch schon, weil dessen Preise ebenfalls erodieren! Und weil unsere Auftraggeber uns nicht mehr als ihre Treuhänder wahrnehmen, beauftragen sie Bauherrenunterstützer.
Der Handlungsbedarf ist offensichtlich. Was können wir im Sinn der Branchenverantwortung beitragen? Mut zum Hinterfragen: Wir müssen unsere Fachkompetenz verstärkt wieder dazu einsetzen, Vorgaben, Randbedingungen und Prozesse kritisch zu hinterfragen und Vorschläge für andere Lösungen vorzubringen, auch wenn wir dabei das Kostendach unseres Vertrags vielleicht nicht ausschöpfen können!
Konsequenzen aufzeigen: Wir müssen den Entscheidungsträgern verstärkt (wirtschaftliche und terminliche) Konsequenzen aufzeigen, nicht nur in Projektsitzungen, sondern auch bei politischen Vorstössen oder bei der Erarbeitung neuer Rechtsnormen.
Unsere Arbeit erklären: Unser Umfeld hat sehr wenig Einblick in unsere Tätigkeit und damit auch wenig Kenntnis von unserer täglichen Arbeit. Man nimmt bestenfalls das Endprodukt wahr oder eben nur die Behinderung durch die Baustelle oder den Schadenfall. Wir müssen auf unser Umfeld zugehen und die Arbeitsprozesse darlegen. Sei dies anlässlich einer Baustellenführung oder mit Informationsveranstaltungen für politische Gremien, wie sie unsere Regionalgruppe bereits durchgeführt hat und mit anderen Zürcher Planerverbänden weiterhin plant.
So fördern wir schliesslich auch bei unseren Auftraggebern und bei Gesellschaft und Politik das Verständnis für deren Mitverantwortung für eine tragfähige Planerbranche.