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Kolumne zum Donnerstag: Ausbau wird Autobahn nicht entstauen

Geschrieben von: Thomas Müller
Teaserbild-Quelle: libertyslens, Flickr, CC

In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Thomas Müller, Kommunikationsberater des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

Schreibmaschine Kolumne Symbolbild

Quelle: libertyslens, Flickr, CC

Schreibmaschine, Schmuckbild.

An die 800 Millionen Franken kosten uns gegenwärtig die Staus auf unseren Nationalstrassen. Der insbesondere in den letzten zehn Jahren rasant, sprich von 10 000 auf
24 000 Staustunden pro Jahr angewachsene Stillstand auf unseren Autobahnen hat einen hohen volkswirtschaftlichen Preis. Für den Bundesrat einen zu hohen. Er will deshalb zur Reduzierung des Staus bis 2030 rund 13,5 Milliarden Franken in den Ausbau der Nationalstrassen investieren. Das gab Bundesrätin Doris Leuthard Mitte Januar bekannt.

Dass die Bundesregierung gedenkt, dem Stillstehen auf den Autobahnen mit deren Erweiterung entgegenzuwirken, ist begrüssenswert. Damit dürfte sich die Situation an den neuralgischsten Engpässen entschärfen. Aber, das zeigen die gemachten Erfahrungen seit Inbetriebnahme des ersten Autobahnstücks 1955 und vor allem ein Blick auf die vergangenen25 Jahre: Nachhaltig entstauen wird das unsere Autobahnen nicht. Von 1990 bis 2016 haben wir unser Nationalstrassennetz um 23 Prozent oder von 1495 auf 1840 Kilometer erweitert. Im gleichen Zeitraum sind die Bevölkerung und deren Motorisierungsgrad um je 25 Prozent und die durchschnittliche Auto-Tagesdistanz pro Person um 11 Prozent gewachsen.

In der Folge haben sich das Verkehrsaufkommen auf unseren Autobahnen verdoppelt und die Staustunden sogar sage und schreibe verzwölffacht. Anders formuliert: Dem heutigen Stauwachstum mit dem Ausbau der Strasse zu begegnen, ist in etwa so, wie wenn man mit einem Teelöffel versuchen würde, ein über ein faustgrosses Loch mit Wasser volllaufendes Segelboot leer zu schöpfen. Wenn uns das Stillstehen auf der Autobahn und die dadurch verursachten Kosten wirklich stören und wir tatsächlich etwas dagegen unternehmen wollen, brauchen wir in Ergänzung zur Ausbaustrategie weitere und wirksamere Massnahmen.

Eine davon ist sicherlich der parallele Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems, wie das mit den Agglomerationsprogrammen, für welche der Bundesrat ebenfalls erneut 1,1 Milliarden Franken beantragt hat, bereits getan wird. Erheblich unpopulärer, zur Verringerung des Verkehrs meines Erachtens aber richtig und wichtig wäre die Umsetzung des vom Parlament 2016 beschlossenen Mineralölsteuerzuschlags von vier Rappen. Und zwar nicht, wie vom Bundesrat vorgeschlagen, erst ab 2024, sondern schon jetzt.

Wirksame Stauabhilfe verspreche ich mir zudem von selbstfahrenden Personen- und Lastwagen. Wenn wir nämlich unsere Fahrzeuge nur noch auf die Nationalstrasse lenken, diese sich dort dann aber selber fortbewegen und steuern lassen können, wird das zu einer erheblichen Effizienzsteigerung unserer Autobahnen führen. Können wir uns doch auf diese Weise von unseren Autos und Lastwagen in viel kürzeren Abständen zueinander und mit viel weniger Unfällen auf der A1 von Zürich nach Genf fahren lassen. Wenn wir denn, um noch etwas weiter in die Zukunft zu denken, überhaupt noch fahren. Die chinesische Firma EHang testet Drohnen zur Personenbeförderung schon seit 2016, und in Kürze dürften sie irgendwo auf dieser Welt im Nah- und mittelfristig auch im Fernverkehr zum Einsatz kommen. Das wird die Strassen enorm entlasten. Und wer weiss, dies vielleicht sogar so stark, dass wir über die Ausbaustrategie noch einmal nachdenken sollten.

Geschrieben von

Kommunikationsberater des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

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