10:52 MEINUNG

Kolumne von Thomas Schneebeli: «Die Sache mit dem Strick»

Geschrieben von: Thomas Schneebeli
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Thomas Schneebeli, Vorstand von Plavenir (Berufsbildung Raum- und Bauplanung) und Vorstandsmitglied der suisse.ing Regionalgruppe Zürich sowie CEO der ­Suisseplan Ingenieure AG, beschäftigt sich in seiner Kolumne mit der Revision der Bildungsverordnung, dem Solidaritätsprinzip und der Zusammenarbeit innerhalb der Branche. 


Thomas Schneebeli

Quelle: zvg

Thomas Schneebeli ist Vorstand von Plavenir (Berufsbildung Raum- und Bauplanung) sowie Vorstandsmitglied der suisse.ing Regionalgruppe Zürich sowie CEO bei Suisseplan Ingenieure AG.

Plavenir hat seit der Gründung 2017 bereits viel erreicht. Die Revision der Bildungsverordnung ist auf Kurs. Die neue Lehre für die Zeichnenden EFZ Fachrichtungen Architektur, Ingenieurbau, Landschaftsarchitektur, Raumplanung und Innenarchitektur wird 2024 starten. Dabei wurde den Themen Energie, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im neuen Bildungsplan Rechnung getragen. Seit März 2023 ist auch der Berufsbildungsfonds aktiv. So gilt nun das Solidaritätsprinzip, mit welchem sämtliche Betriebe der Branche verpflichtet werden, einen Beitrag zur Finanzierung der beruflichen Bildung zu leisten.

So weit, so gut. Es sieht also ganz danach aus, als würden alle wie bei den Highlandgames am gleichen Strick ziehen. Doch ich meine, wir könnten dies als Baubranche noch besser machen. Denn ja, viele Beteiligte ziehen bei vielen Themen am Strick. Nur nicht immer am gleichen oder zur selben Zeit. Ist es Unwissenheit, dass andere sich auch bereits mit den Themen beschäftigen, oder spielt hier die Profilneurose mit? Ein schönes Beispiel ist das Thema BIM: unzählige Fachgruppen, vermeintliche Firstmovers und Interessensgemeinschaften beschäftigen sich damit. Wenn sich die Gilde vor lauter Aktivismus nur nicht selber einen Strick dreht! Auch der Föderalismus bringt hier sicherlich keine Beruhigung.

Vielleicht brauchen wir alle ein wenig mehr «Speuz», um zu verhindern, dass uns am Ende alle Stricke aus den Händen gleiten oder gar reissen. Vielleicht brauchen wir ein wenig mehr Pragmatismus. Nicht zu lange studieren, wie dick der Strick sein soll, welche Farbe er haben muss und welche Länge passend wäre. Reden wir miteinander, packen wir es an, ziehen wir am gleichen Ende, und zwar jetzt. Wie bei jedem Wettbewerb gibt es zu Beginn sicherlich Niederlagen. Egal. Aufstehen, Knopf lösen, weitermachen.

Es geht dabei nicht nur um BIM. Hier sehe ich insbesondere bei den künftigen Zeichnenden EFZ keine grosse Herausforderung. Die jungen Berufsleute werden uns schon zeigen, wie BIM funktioniert. Wie die gestandenen Baufachleute damit umgehen, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Nein, es geht um viel mehr. Wie behalten wir unsere jungen Fachleute in der Branche beziehungsweise wie bringen wir die Schulabgängerinnen und -abgänger in die Branche? Wir brauchen hier Infos für Schulen, spannende Messeauftritte, und wir müssen die Jugend auf Social Media abholen (Instagram, Tiktok, Youtube, Twitter und ja, auch das ausser Mode geratene Facebook). Hier müssen Anteile des Berufsbildungsfonds ankommen. Ich rufe hiermit den Bund, die Kantone und Branche dazu auf zusammenzuarbeiten. Sprecht Euch ab und geht gezielt auf die Jugend zu (Teamwork mit Schulen, Informationsmaterial, Onlineplattformen, Stipendien, Förderprogramme). Wir haben coole Berufe, machen wir sie bekannt! Andere Branchen haben es hier nachweislich schwieriger mit dem Berufsstolz – dort gehören eher Stricke mit Rettungsanker zum Daily Business. Helfen wir uns doch besser selber. Ich danke Euch. Ahoi.  

Plavenir

Als schweizerische Organisation der Arbeitswelt vertritt Plavenir die Interessen seiner Mitglieder und ist auf nationaler Ebene für die berufliche Aus- und Weiterbildung im Berufsfeld Raum- und Bauplanung verantwortlich. Mit jährlich mehr als 1600 Lehr­abschlüssen gehört der Zeichnerberuf in der Schweiz zu den zehn populärsten beruflichen Grundbildungen.

Solidaritätsprinzip beim Berufsbildungsfonds: kurz erklärt

Wenn du keine Lernenden ausbildest, aber ehemalige Lernende bei dir arbeiten, dann zahlst du (hoffentlich) in den Fonds ein, erhältst aber nichts zurück. Du bist also reiner Profiteur unseres Ausbildungssystems. Wenn Du aber auch Lernende ausbildest, dann erhältst Du pro Lernenden einen Cashback. Je mehr du also für die Ausbildung tust, umso mehr erhältst Du Geld zurück. Das Reglement des Berufsbildungsfonds zeigt Dir, wer in den Geltungsbereich des Fonds gehört.

Geschrieben von

Vorstand von Plavenir (Berufsbildung Raum- und Bauplanung) sowie Vorstandsmitglied der suisse.ing Regionalgruppe Zürich und CEO der Suisseplan Ingenieure AG.

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