Kolumne von Marco Sonego: «Von Verträgen und von Begeisterung»
In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Marco Sonego, Zentralpräsident des Baukaders Schweiz, schreibt über den Baukadervertrag: Ein guter Vertrag werde nur erreicht, wenn sich alle Sozialpartner auf Augenhöhe begegnen und ein umfassender Meinungsaustausch möglich sei.
Quelle: zvg
Marco Sonego ist Zentralpräsident des Baukaders Schweiz.
Der Baukadervertrag ist seit vielen Jahren ein
Erfolgsmodell. Er regelt für Poliere und Werkmeister die Rechte und Pflichten
von Arbeitnehmenden und Arbeitgebern. Die Bedürfnisse der Baukader zu kennen
und so den Baukadervertrag wie die Lohnfrage zusammen mit den Gewerkschaften
Syna und Unia mit dem Schweizerischen Baumeisterverband als Partner auf der
Arbeitgeberseite jährlich neu zu verhandeln ist eine der Hauptaufgaben von
Baukader Schweiz. Stets gilt es zu hinterfragen: Braucht es Anpassungen, wie
etwa bei den Mindestlöhnen, die per 1. Januar 2023 rückwirkend um CHF 100
erhöht wurden? Oder regelt der Markt individuell (Effektivlöhne), da Poliere
auf Baustellen äusserst gesuchte und wichtige Fach- und Führungskräfte sind?
Als Berufsverband liegt uns aber auch der Nachwuchs am
Herzen. Denn hier fehlen die Fachkräfte bereits seit Jahren. Daher sind wir
sehr erfreut, dass mit dem Masterplan «SBV-Berufsbildung 2030» nun konkret
etwas für die Attraktivierung von Baukader-Berufen getan werden kann. Nun
hoffen wir fest, dass das neue Modell Schule macht und ganz viele potenzielle
neue Baukader akquiriert. Mit Bauen zu begeistern ist aber bereits in einem
früheren Stadium, nämlich bei der Berufswahl ein wichtiges Thema. Baustellen
üben auf Kinder und Jugendliche stets eine grosse Faszination aus. Diese gilt
es zu erhalten und zu fördern. Beispielsweise mit dem Zukunftstag. Baukader
Schweiz engagiert sich bereits seit über 10 Jahren dafür, dass Jugend-liche,
insbesondere auch Mädchen, an diesem Tag Bauluft schnuppern können.
Kürzlich haben sich in dieser Zeitschrift der Schweizerische
Baumeisterverband und die UNIA einen Schlagabtausch geliefert über die
Wichtigkeit des Vollzugs beim LMV. Schadet es einer Sozialpartnerschaft, wenn
Gelder aus dem Vollzug den Mitgliederbeitrag bei einer Arbeitnehmerorganisation
mitfinanzieren, ist die Frage? Wir finden nein, denn die Gewerkschaften machen
einen wichtigen Job, wenn es darum geht die Einhaltung eines
Gesamtarbeitsvertrages sicherzustellen, den GAV zu erhalten und zu aktualisieren.
Viel wichtiger als die erwähnte Streitfrage scheint uns als
Baukader Schweiz: Einen guten Vertrag erreicht man nur, wenn sich alle
Sozialpartner auf Augenhöhe begegnen und ein umfassender Meinungsaustausch
möglich ist, wenn verschiedene Positionen akzeptiert werden, die Bereitschaft
für Kompromisse da ist und ein Konsens gefunden werden kann. Dann findet man
die richtige Balance, die es braucht für ein gutes Endprodukt, wie es etwa der
Baukadervertrag ist. (Wobei wir als Baukader Schweiz auch hierfür noch einige
Ideen hätten, wie man diesen noch optimieren könnte).
Sicher ist: Eine gemeinsame Basis, macht vieles möglich, wie etwa partnerschaftliche Projekte zur Nachwuchsförderung. Denn eins haben wir doch alle gemeinsam: Wir teilen die Begeisterung für das Bauwesen. Dieses Feuer ist es doch, das wir an die Jungen weitergeben wollen. Dann gibt es hoffentlich eines Tages auch wieder genügend Poliere und andere Fachkräfte auf dem Bau.