09:53 MEINUNG

Kolumne von Hansjörg Steiner: «Handwerk plus Hightech»

Geschrieben von: Hansjörg Steiner
Teaserbild-Quelle: Holzbau Schweiz

In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Hansjörg Steiner, Präsident von Holzbau Schweiz, beschäftigt sich mit den wachsenden Investitionen im Holzbau. Dennoch kann laut Steiner nicht alles mit Holz gebaut werden. Holz sei eine endliche Ressource, darum müsse der nachwachsende Werkstoff smart eingesetzt werden.


Hansjörg Steiner Präsident Holzbau Schweiz

Quelle: Holzbau Schweiz

Hansjörg Steiner ist Präsident von Holzbau Schweiz.

Das Investitionsvolumen im Holzbau wächst ungebremst. Zahlreiche Grossprojekte bestätigen: Es wird immer mehr, grösser und höher mit Holz gebaut. Auf dem früheren Sulzer-Areal in Winterthur entsteht ein über hundert Meter hohes Holzgebäude. Das ist Weltrekord. Rund 30 000 Kubikmeter Holz werden in Kloten das neue Dock A zum weltweit grössten Flughafen-Terminal aus Holz machen. Doch es kann nicht alles mit Holz gebaut werden. Holz ist eine endliche Ressource, darum muss der natürliche Werkstoff smart eingesetzt werden. Die grossen Bauten sind oder werden Hybridbauten sein. Die gesamte Baubranche muss zusammen an raffinierten und ressourcenschonenden Lösungen arbeiten. 

Wer mit Holz baut, bekommt positive Umweltleistung geschenkt. «3 S» heisst die Zauberformel. Sie steht für den Holzbau und seine Leistung zugunsten der CO2-Reduktion. Das erste S beschreibt die Sequestrierung. Bäume lagern beim Wachsen CO2 ein. Wird Holz verbaut, dient der Baustoff als CO2-Speicher – das zweite S. Gemäss Faustregel ist in einem Kubikmeter Holz eine Tonne CO2 gespeichert. Je länger das verbaute Holz im Bestand bleibt, desto länger bleibt auch das CO2 gespeichert. Durch die mehrmalige Nutzung des Holzes – die Kaskadennutzung – kann das laufend weitergeführt werden. Zu guter Letzt bedeutet die Substitution, dass Bauen mit Holz viel weniger Energie braucht als das Bauen mit Glas, Stahl oder Beton. 

Seit über 25 Jahren wird im Holzbau mit digitalen 3D-Modellen gearbeitet. Auf diesen Daten basiert die Holzbearbeitung auf CNC gesteuerten Abbundmaschinen. Mittlerweile werden die Elemente häufig von Robotern in der Werkhalle zusammengebaut und auf der Baustelle rasch und präzise montiert. Durch die vorausschauende Planung und die Vorfertigung fallen weniger Abfall an. 

Seit 20 Jahren wächst die Holzbau-Branche um etwa 300 Mitarbeitende pro Jahr. Die Schweizer Holzbaubetriebe haben im Durchschnitt zwölf Angestellte. Gegen 100 Betriebe beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; vor 15 Jahren waren es nicht einmal 20 Betriebe. Noch nie wurden so viele Lernende ausgebildet wie heute, noch nie haben so viele «Hölzige» die höhere Berufsbildung abgeschlossen. Nichtsdestotrotz ist die Fluktuation gross. Das heisst, Holzbaubetriebe müssen noch attraktivere Arbeitgeber sein: Laufbahnplanung anbieten, Aus- und Weiterbildung fördern, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Zudem soll die Branche für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen attraktiv sein. 

Am Holzbau fasziniert das Zusammenspiel von traditionellem Handwerk und Hightech. Entsprechend ist es Aufgabe des Branchenverbands Holzbau Schweiz, sowohl den Eigenheiten der kleinen, spezialisierten Betriebe gerecht zu werden, als auch jenen der KMU mit industrieller Fertigung. Überdies ist eine vernünftige Strategie für die gesamte Wertschöpfungskette Holz zwingend. Denn die gegenseitige Abhängigkeit ist gross. 

Mit Holz werden immer mehr Neubauten erstellt und Bestandsgebäude umgebaut oder saniert. Holzbaubetriebe investieren dauernd in ihre Infrastruktur. Zimmerleute können anpacken. Arbeitet die ganze Bauwirtschaft in Zukunft Hand in Hand, dass das richtige Material am optimalen Ort zum Einsatz kommt, profitieren alle.

Geschrieben von

Präsident von Holzbau Schweiz.

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