Kolumne von Benjamin Schmid: «Trend und Tradition unter einem Dach vereint»
In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Benjamin Schmid, Geschäftsführer Ziegelindustrie Schweiz, beschäftigt sich mit den vielfältigen Eigenschaften von Tonbaustoffen.
Quelle: zvg
Benjamin Schmid ist Geschäftsführer der Ziegelindustrie Schweiz.
Unsere Branche kann ein Lied davon singen:
in allen Phasen eines Bauprojektes können Zielkonflikte zur echten
Herausforderung werden. Man denke zum Beispiel an budgetäre und zeitliche
Vorgaben, die immer öfter auf hochgesteckte Erwartungen an eine nachhaltige
Planung und Umsetzung treffen.
Das Allheilmittel ist hier noch nicht erfunden. Doch wenn es darum geht, in der Planung unterschiedliche Ziele zu vereinen, können Tonbaustoffe einen wichtigen Beitrag leisten. Ich denke an die vielfältigen Eigenschaften von Backsteinen und Tondachziegeln, von denen Planer und Bauherren gleichermassen profitieren. Was heisst das konkret? Tonbaustoffe sind flexibel. Architektonische Schmuckstücke wie das Mehrfamilienhaus «Ritterhausstrasse» in Uerikon am Zürichsee beweisen, dass Trend und Tradition keine Gegensätze sein müssen. Zum einen hat das Projekt eine unkonventionelle Form, die an einen Diamanten erinnert.
Ebenso präsentiert sich die Gebäudehülle erfrischend modern: Die Aussenwände wie auch das Dach sind komplett mit Biberschwanzziegeln aus Schweizer Produktion bekleidet. Zum anderen hat das Bauen mit Tondachziegeln hier eine lange Tradition. Manches Landwirtschaftsgebäude in der Gegend schützt seine Wetterseite mit diesem Material. Im Ergebnis vereint das Mehrfamilienhaus Trend und Tradition buchstäblich «unter einem Dach» und es passt perfekt ins Dorf. Der Bau wird als ungewöhnlich, aber nicht als fremd empfunden. Der traditionelle Dachziegel hat sich gleichsam zum modernen Fassadenziegel gewandelt.
Eine unbestrittene Domäne von Tonbaustoffen
ist ihre natürliche Ästhetik. Rau oder glatt? Monochrom oder bunt? Mit
Backsteinen und Tonziegeln für Dach und Fassade bestimmt der Planer die Gestalt
der Gebäudehülle. Es stehen alle Facetten von Form, Grösse, Oberflächenstruktur
sowie eine enorme Auswahl an Farbtönen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass
Tonbaustoffe problemlos mit anderen Baustoffen kombiniert werden können. So
ruht auf einer Unterkonstruktion aus Holz ein individuell geformtes Steildach
aus Tonziegeln. Einfach zu gestalten und doch mit allen kreativen Freiheiten.
Eine weitere, nicht minder clevere Kombination verbindet atmungsaktives
Mauerwerk mit Decken aus Beton oder Holzaufbauten. Und wieso nicht das Ganze
mit energiesparenden und unterhaltsarmen Fassadenziegeln einkleiden?
Nochmal zurück an den Zürichsee. Die Anfänge des Projektes waren harzig, bis eine mutige und kreative Planung die Gegensätze vereinte und zu breiter Akzeptanz führte. In der Formensprache ging man über klassische Bauformen hinaus, ganz im Sinne einer nachhaltigen, traditionsbewussten und doch modernen Baukultur, die scheinbare Gegensätze harmonisch vereint.