Kolumne von Benjamin Schmid: «Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein»
In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Benjamin Schmid, Geschäftsführer Ziegelindustrie Schweiz, beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit in Bezug auf Baumaterialien und den Beitrag, den Schweizer Ziegeleien dazu leisten.
Quelle: zvg
Benjamin Schmid ist Geschäftsführer der Ziegelindustrie Schweiz.
«Die machen Schaffell aus Plastikflaschen». So wirbt ein
schwedisches Möbelhaus für seine nachhaltigen und bezahlbaren Wohnaccessoires
aus recycelter Wolle. Ob man nun ein Fan skandinavischer Wohnkultur ist oder
nicht: die Idee hinter dem Slogan «Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein» stimmt.
Das gilt für den Möbelkauf genauso wie beim Entscheid für das beste
Baumaterial.
Nachhaltigkeit ist heutzutage «in aller Munde»: in Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei handelt es sich um nichts Neues. Für mich
persönlich ist Nachhaltigkeit der Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und
Sozialem. Allein eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die diese drei Aspekte
gleichwertig verbindet, führt zu Lösungen, die ebenso ökologisch und sozial wie
eben auch bezahlbar sind. Spinnen wir den (Woll-)Faden weiter: welchen Beitrag
leisten die Schweizer Ziegeleien zu einer nachhaltigen Schweiz?
Unsere Mitgliederfirmen sind zum überwiegenden Teil kleinere
und mittlere Familienbetriebe, die seit Generationen Tonprodukte herstellen.
Für sie ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der DNA, haben sie doch
bei ihren Entscheiden stets die kommenden Generationen im Hinterkopf. Denken
wir nun an den Rohstoff, aus dem Ziegelprodukte be-stehen. Ton ist natürlichen
Ursprungs. Er wird in Tongruben abgebaut, die überall in der Schweiz zu finden
sind. So ergeben sich kurze Produktions- und Lieferwege, was die Umwelt
entlastet. Die Gruben stellen überdies natürliche Biotope dar und bilden so die
Heimat für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Zu guter Letzt stärkt die heimische
Produktion unser Land, indem sie wertvolle Arbeitsplätze in der produzierenden
Industrie und in ländlichen Gebieten schafft.
Tonziegeldächer, Fassadenplatten sowie Sichtsteine
ermöglichen langlebige und unterhaltsarme Konstruktionen. Backsteinmauerwerk
ist zudem frei von Schadstoffen und sorgt für einen natürlichen
Feuchteausgleich. Die Bewohner profitieren von gesunder Raumluft und einem
angenehmen Raumklima. Am Ende ihrer Nutzungszeit lassen sich Tonbaustoffe
wiederverwenden oder recyceln und sind somit kreislauffähig.
Vom Abbau über die Produktion bis hin zur Erstellung von
Mauern oder dem Decken eines Dachs: die Wertschöpfung bleibt mit Tonbaustoffen
in der Schweiz, sichert nachhaltig Arbeitsplätze und Wohlstand und schont dabei
erst noch die Umwelt. Denn betrachtet man Tonbaustoffe über den gesamten
Lebenszyklus hinweg, so zeigt sich, dass der Energieaufwand bei der
Herstellung durch die lange Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren und die
anschliessenden Möglichkeiten bei der Wiederverwendung um Längen wettgemacht
wird. Aus Dachziegeln werden beispielsweise wieder neue Backsteine, Substrat
für Flachdächer oder aber Granulat für Pflanzenkulturen. Weshalb es wichtig
ist, einen Baustoff nicht nur bis zum Zeitpunkt des Verbauens zu betrachten?
Ganz einfach: Nur eine Betrachtung über den ganzen Lebenszyklus hinweg erlaubt
einen umfassenden Vergleich.
Hier sind wir am «am Ende des Fadens», sprich unserer
gedanklichen Reise zum Dreiklang der Nachhaltigkeit angelangt. Tonprodukte
vereinen Ökologie, Ökonomie und Wohnqualität und tragen so zu einer
nachhaltigen Schweiz bei. Mitunter auch dank ungewöhnlicher Ideen wie dem
eingangs erwähnten Schaffell. Selbiges macht der Schweizer Ziegler zwar nicht
aus Plastikflaschen, sondern er schert Schweizer Schwarznasenschafe. Nachhaltig
verwendet wird die Wolle gleichwohl: als natürliches Dämmmaterial im
wärmedämmenden Einsteinmauerwerk.