Wie manche Unternehmen in schweren Zeiten wachsen können
Forschende an der University of Hamburg Business School, der University of Queensland und der Jonköping International Business School haben herausgefunden, dass widrige Umstände in Krisenzeiten das Wachstum von Unternehmen mit bestimmten Geschäftsmodellen extrem anregen können, wie es unter normalen Bedingungen nicht realisierbar wäre. Wie das gelingen kann, beschreiben sie in der Fachzeitschrift «Academy of Management Review».

Quelle: UHH/Esfandiari
Jan Recker, Professor für Informative Systems and Digital Innovation an der Universität Hamburg.
Die drei Professoren Jan Recker (University of Hamburg Business School), Frederik von Briel (University of Queensland) und Per Davidsson (Jonköping International Business School) erklären mit ihrer neuen Theorie, warum grosse, gesellschaftliche Krisen dazu führen können, dass Unternehmen aussergewöhnliches Wachstum erzielen. Die Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift «Academy of Management Review» publiziert und untersucht die grossen Krisen der Vergangenheit und Gegenwart. Dafür haben die Forschenden die Literatur über die grossen gesellschaftlichen Krisen seit dem Industrialisierungszeitalter untersucht und die Entwicklungspfade von Firmen verglichen, die während dieser Krisen entstanden oder gewachsen sind.
Krisen können einige wenige Unternehmen begünstigen
Aus der Studie geht hervor, dass Krisen, die für viele
Unternehmen schlecht sind, auch immer einige wenige Firmen durch verstärkte
Nachfrage, positive Presse und Umverteilung von Ressourcen substanziell
begünstigen. Beispiele sind unter anderem Walt Disney während der Grossen
Depression, Honda während der Ölkrise, Airbnb während der globalen Finanzkrise
oder Zoom während der Covid-Pandemie.
«Krisen verstärken die Nachfrage nach Angeboten, die die Umstände der Krise mildern – wie kürzlich Videokonferenzsysteme während der Lockdowns – was dann jene Unternehmen begünstigt, die schnell und medial verstärkt als Kernanbieter auftreten. Daraus entsteht eine sich selbst verstärkende Spirale aus Nachfrage, positiver Berichterstattung und Akquise, die am Ende das Wachstum dieser wenigen Firmen stark antreibt», erklärt Jan Recker.
Unternehmen müssen anpassungsfähig sein
Um in gesellschaftlichen Krisen mit plötzlichem Ausbruch, breiten Umfang und substanzieller Dauer ein solches Wachstum zu realisieren, müssen die Unternehmen den neuen Forschungsergebnissen zufolge jedoch intern besonders flexibel und anpassungsfähig sein. «Firmen müssen auch auf die neuen Chancen reagieren, indem sie zum Beispiel ihre Produktion ankurbeln, freigewordene Talente auf dem Markt finden und binden oder auch schnell in neue Märkte vordringen. Die blosse Möglichkeit des Wachstums durch die Krise alleine reicht nicht.»
Die Ergebnisse dieser Studie sind wichtig für das Verständnis darüber, wie Organisationen in Krisenzeiten florieren können – insbesondere auch im Zeitalter multipler Krisenherde wie Klimawandel, Krieg und Zollstreit. (mgt/cpo)
Die Originalpublikation kann unter folgendem Link erworben werden: Why and How Societal Crises Give Rise to Extreme Growth Outliers: A Theory of External Enablement.