Was braucht es für ein perfektes Weihnachtsessen oder einen gelungenen Jahresendapéro?
Wie gelingt die Weihnachtsfeier oder der Samichlaus-Apéro im Geschäft? Arbeitspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig ist dieser Frage in einer Studie auf den Grund gegangen. Diese Rituale seien bislang von der Fachwelt kaum wissenschaftlich untersucht worden, sagt der Experte.
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Hierarchien sollten gemäss Umfrage aussen vor gelassen und neben Alkohol sollten auch nicht alkoholische Getränke geboten werden.
Dröge Reden, Pseudo-Besinnlichkeit, betrunkene Kollegen oder ein Restaurant im Nirgendwo – die Faktoren, die das Weihnachtsessen oder den Apéro zum Jahresende im Geschäft in einen Nerv-Event verwandeln, sind zahlreich. Aber auch jene, die solche Anlässe zum Erfolg werden lassen. Für seine Studie hat Zacher im 2019 insgesamt 359 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Branchen, Gehaltsgruppen und Alters gefragt, was für sie zu einer gelungenen Weihnachtsfeier beiträgt und was nicht.
Dabei hat Zacher einige Faktoren identifiziert, die für
eine erfolgreiche Betriebsweihnachtsfeier sorgen: So sollte sie eine
positive, auf menschliche Beziehungen ausgerichtete Unternehmenskultur
widerspiegeln, ausserhalb des Arbeitsortes und in einer entspannten,
informellen Atmosphäre stattfinden. Zudem wünschten sich die Befragten
lustige Aktivitäten wie Spiele oder Karaoke und dass ebenso
nichtalkoholische wie alkoholische Getränke geboten werden. Alkohol
dürfe allerdings nur in Massen genossen werden: Zu viel davon sehen
viele ebenso wie Sex mit dem Arbeitskollegen oder der Büronachbarin als
ein absolutes Unding.
Die Feier dem Team spendieren
«Die Feier
sollte ein Lichtblick zum Jahresende sein, eine schöne Tradition»,
resümiert Zacher. Dabei komme es nicht darauf an, übermässig viel Geld
dafür in die Hand zu nehmen. Es sei aber immer gut, wenn Mitarbeiter die
Feier nicht selber finanzieren müssen, sondern spendiert bekommen.
Vielmehr seien Kreativität und Authentizität gefragt. Wie solches im
konkreten Fall aussehen soll, hängt vom Team ab, das bei der
Organisation der Feier laut dem Fachmann unbedingt mit einbezogen werden
sollte. Das können gemäss Zacher zum Beispiel der Besuch eines
Escape-Rooms sein, eine Fotobox für Erinnerungsbilder oder kleine
Überraschungen für alle, wie das Wichteln. Bei letzterem sollten die
Geschenke idealerweise einen Bezug zum Arbeitsalltag haben.
Quelle: LLyffgell Genedlaethol Cymro The National Library of Wales, Unsplash
Lustige Spiele lockern die Weihnachtsfeier auf.
Vielen
der Befragten war es wichtig, sich im Kollegenkreis ungezwungen zu
unterhalten – über die Arbeit und Privates – gut zu essen und zu
trinken. Die Hierarchien sollten dabei aussen vor gelassen werden. Bei
alledem spielten weder Alter und Geschlecht noch die Stellung innerhalb
der Organisation eine Rolle. Auch die Grösse der Feier sei nicht ins
Gewicht gefallen, so Zacher.
Inputs der Angestellten einholen und kurze Reden halten
Angesichts der Umfrageresultate rät Vorgesetzten, ihre Rede kurz und kurzweilig zu gestalten, sich über das gesamte Team wertschätzend zu äussern und niemanden explizit hervorzuheben. Denjenigen, die die Feier organisieren, empfiehlt er, vor dem Jahresend-Event alle Kollegen und Kolleginnen nach ihren Vorstellungen und Wünschen zu befragen und nach dem Anlass auch ein Feedback von ihnen einholen, damit die Weihnachtsfeier im kommenden Jahr noch besser werden kann.
Weil der Dezember für einen Grossteil mit Terminen überfrachtet ist, werden Weihnachtsfeiern auch immer öfter in den Januar verlegt. Dazu meint Zacher: «Das weihnachtliche Ambiente ist nicht unbedingt notwendig. Es kommt darauf an, dass man in einem informellen Rahmen zusammenkommt und nicht nur über die Arbeit spricht. Das erhält den sozialen Kitt.»
In einer seiner nächsten Studien will sich der Arbeitspsychologe mit weiteren bislang wenig untersuchten Aspekten des Arbeitslebens beschäftigen und unter anderem Betriebsausflüge sowie den Umgang mit Geburtstagen oder Hochzeiten von Teammitgliedern genauer ansehen: «Sie sind Ausdruck des Miteinanders im Team.» (mai/mgt)