12:19 MANAGEMENT

Schweizer KMU: Cybersicherheit hat geringe Priorität

Teaserbild-Quelle: S. Hermann & F. Richter / pixabay.com / public-domain-ähnlich

Acht von zehn KMU vertrauen ihre digitalen Infrastrukturen externen IT-Dienstleistern an. Dies zeigt die jährliche Umfrage unter anderem im Auftrag der Mobiliar-Versicherung und von Digitalswitzerland. Sie zeigt auch: Bei der Umsetzung von Cybersicherheitsmassnahmen gibt es noch Luft nach oben.

Cyber-Security

Quelle: S. Hermann & F. Richter / pixabay.com / public-domain-ähnlich

SInd die digitalen Infrastrukturen von Schweizer KMU genug vor Eindringlingen geschützt? Wie aus der Studie hervorgeht, könnten mehr Massnahmen ergriffen werden.

Vier Fünftel der KMU vertrauen ihre digitalen Infrastrukturen externen IT-Dienstleistern an und lassen sich von diesen im Bereich Cybersicherheit beraten. Dies zeigt die jährliche Umfrage der Mobiliar-Versicherung. Sie zeigt auch, dass es bei der Umsetzung entsprechender Massnahmen  kaum Fortschritte gibt. 

Die Ergebnisse der neuesten Studie zur Digitalisierung und Cybersicherheit in KMU machen laut Mobiliar deutlich: Umso stärker sich Unternehmen als digitale «Pioniere» identifizieren, umso häufiger setzen sie technische und organisatorische Massnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit in ihrem Unternehmen um. Hat sich in den vergangenen Jahren jeweils rund ein Fünftel der befragten KMU als digitale «Pioniere» gesehen, sind es in diesem Jahr nur noch rund ein Zehntel. 

Immerhin hat sich der generelle Informationsstand der Befragten bezüglich Cyberrisiken seit der ersten Befragung im Jahr 2020 leicht verbessert. Etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) fühlt sich heute eher oder sehr gut informiert (2020: 47 Prozent). Die Studienergebnisse zeigten auf, dass KMU mit gut informierten Führungskräften viel eher Massnahmen zur Verbesserung der Cybersicherheit umsetzten als Befragte, die sich als wenig informiert einschätzten, heisst es in der Medienmitteilung. 

Ausserdem sind Befragte, die sich als digitale «Pioniere» sehen, durchwegs besser informiert. Sie setzen mehr Massnahmen um und messen dem Thema Cyberrisk eine höhere Bedeutung bei. Was in dieser Hinsicht nachdenklich stimme sei, dass sich 2023 (12 Prozent) deutlich weniger befragte KMU als digitale Pioniere gesehen hätten, als noch vor einem Jahr (2022: 21 Prozent), schreibt die Mobiliar. «Die Studie bestätigt die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln», erklärt Simon Seebeck, Leiter Kompetenzzentrum Cyber Risk bei der Mobiliar. Das habe unter anderem damit zu tun, dass Cybergefahren von blossem Auge nicht sichtbar seien und einfacher ignoriert werden könnten als andere Risiken. 

Zu viel Vertrauen in externe IT-Dienstleister? 

Die Zusammenarbeit mit Drittpartnern in den Bereichen IT und Cybersicherheit ist für viele KMU selbstverständlich. So vertrauen insgesamt 79 Prozent der befragten Unternehmen auf mindestens einen externen IT-Dienstleister und sind mit diesem insgesamt sehr zufrieden (91 Prozent).

Grundsätzlich sei dies eine erfreuliche Tatsache, denn es zeige sich, dass je höher der Anteil an auswärts gegebenen IT-Arbeiten sei, desto höher auch die durchschnittliche Umsetzung von technischen und organisatorischen Cybersicherheitsmassnahmen sei, ist in der Medienmitteilung zu lesen. Weniger erfreulich ist laut Mobiliar, dass je nach Subgruppe nur rund die Hälfte der Befragten bestätigen kann, dass ihre IT-Dienstleister über eine anerkannte Sicherheitszertifizierung haben. Die Vermutung liege nahe,  dass IT-Dienstleister per Definition oftmals als kompetent im Bereich Cybersicherheit wahrgenommen würden, so Andreas W. Kaelin, Geschäftsführer von Allianz Digitale Sicherheit Schweiz und Senior Advisor von Digitalswitzerland. «Ohne dass deren Kompetenz und Sicherheit tatsächlich überprüft wird – das birgt Gefahren.» 

Whatsapp, Skype und Co. von gestern? 

Die Anzahl Arbeitsstellen, die KMU-Führungskräfte als homeoffice-tauglich bezeichnen, ist zum vierten Mal in Folge rückläufig. Auch die Verwendung digitaler Kommunikationskanäle wie Skype, Teams oder Whatsapp liegt 2023 tiefer als noch 2022. «Auffallend ist dies beispielsweise bei der Nutzung von Messenger-Diensten und Online-Konferenztools, die gemäss den befragten Geschäftsführenden seltener verwendet werden», kommentiert Nicole Wettstein, Leiterin Schwerpunktprogramm Cybersecurity der Schweizerischen Akademie für Technische Wissenschaften, diee Entwicklung. 

Trotzdem zeichnet sich eine gewisse Stabilisierung der Zahlen durch eine weniger schnelle Rückläufigkeit ab. Marc K. Peter von der Fachhochschule Nordwestschweiz dazu: «Mit Blick auf die Zukunft gehen die Befragten davon aus, dass sich die Homeoffice-Thematik beruhigt.»  Rund drei Viertel erwarteten einen gleichbleibenden Anteil von Mitarbeitenden im Homeoffice – nur noch ein Zehntel lerwartet einen weiteren Rückgang. «Nachdem diese Zahlen sich in den letzten Jahren stark verändert hatten, scheint sich die Lage nun einzupendeln.»  (mgt/mai)


Über die Studie

Das Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich befragte vom 18.4.-13.6.2023 insgesamt 502 Geschäftsführende von KMU mit 4 bis 49 Mitarbeitenden in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz telefonisch zu den Auswirkungen der Digitalisierung und der Cybersicherheit. Die Befragung erfolgte im Auftrag von digitalswitzerland, der Versicherung die Mobiliar, der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW und der Allianz Digitale Sicherheit Schweiz.  (mgt)


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